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Regionalwahlen in Frankreich
Trend nach rechts

Die französischen Wähler sind am Sonntag zur ersten Runde der Départementswahlen aufgerufen. Mit Spannung wird das Abschneiden von Marine Le Pens Front National erwartet. Den Rechtsextremen werden 30 Prozent der Stimmen zugetraut. Den regierenden Sozialisten drohen dagegen schwere Verluste.

Von Ursula Welter |
    Die Vorsitzende des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, beim Wahlkampf auf einem Bauernhof im Département Manche
    Am 22. und 29. März werden in Frankreich die Departements-Räte gewählt. (AFP / Charly Triballeau)
    Ein Département regieren - davon träumt die Chefin des Front National, Marine le Pen. Sie rechnet sich in gleich drei Bezirken Chancen aus.
    "Wir wollen hart zuschlagen, in den Départements Var, Vaucluse, Bouches-du-Rhône ..."
    Dort im Süden, in der Region Marseille, rund um Avignon, weiter östlich, Richtung Toulon - dort überall ist der Front National stark, die Gegenden mit hohem Einwanderungsdruck lassen Frankreichs extreme Rechte nach der regionalen Macht greifen.
    Aber auch im Norden des Landes, in der Picardie etwa, punktet die Bewegung von Marine le Pen, die in mehr als 90 Prozent der 2054 Wahlkreise Kandidaten aufgestellt hat. Wie alle Parteien, musste auch der Front National Pärchen, also Mann und Frau, aufbieten, die Parität war diesmal Gesetz. Die Suche nach Bewerbern um die Ämter der Generalräte in den Regionen war der äußersten Rechten gelungen, allerdings um den Preis, dass hie und da Front National-Kandidaten mit ihrer antisemitischen, rassistischen und homophoben Haltung nicht hinter dem Berg hielten. Die Parteispitze reagierte zwar, schloss Beteiligte medienwirksam aus, wer aber einmal in der Kandidatenliste steht, tritt auch an. 30 Prozent der Stimmen werden dem Front National zugetraut.
    "Ich habe Angst um mein Land".
    Sagte Premierminister Manuel Valls.
    "Angst, dass es am Front National zerschellt."
    Marine le Pen habe durchaus Chancen, 2017 Präsident Frankreichs zu werden, spekuliert der sozialistische Premierminister, dessen Partei vor weiteren, schweren Verlusten steht.
    "Die Lage ist ernst", sagt auch der Parteichef der Sozialisten, Jean-Christophe Cambadelis.
    "Wenn ich zwei Dinge zusammenzähle, die zu erwartende, schwache Wahlbeteiligung und die Spaltung der Linken, dann wird daraus, dass die Linke rausfliegt."
    Der sozialdemokratische Reformkurs des Präsidenten, Hollande, stößt Grünen und Linksfront bitter auf, die Enttäuschung der Wähler der Sozialisten kommt hinzu, aus der Mischung , so sagen die Meinungsforscher, könnte der Verlust von 20 bis 40 Départements für die regierenden Sozialisten resultieren. 20 bis 40 von insgesamt 60, die bislang auf der Landkarte noch rot sind. Die Wirtschaftsdaten verbessern sich zwar langsam und leicht, aber zu langsam und zu leicht für diese Wahlen.
    Sarkozy bedankt sich schon vorab bei den Wählern
    Der Trend nach rechts in Frankreich wird deshalb dem Front National vielerorts in den zweiten Wahlgang, am 29. März verhelfen. Der Gegner der extremen Partei, die Euro-Austritt und Null-Toleranz und Vorfahrt für Franzosen im Sozialrecht verspricht, wird in diesem zweiten Wahlgang dann vielerorts UMP heißen.
    Nicolas Sarkozy telefoniert mit einem Handy.
    Nicolas Sarkozy: von 2007 bis 2012 französischer Staatspräsident. (dpa/maxppp/ncy)
    Frankreichs Konservative stehen an diesem und am kommenden Wochenende vor dem ersten großen Test, seit der neue Parteichef Nicolas Sarkozy heißt. Der bedankte sich im Wahlkampf schon vorab bei den Wählern, denn der UMP werden Wahlgewinne zugetraut, auf eine "blaue Welle", die Parteifarben in vielen bislang roten Bezirken, hoffen die Konservativen. Ende Mai will Sarkozy die Partei auf einem Kongress neu aufstellen, neuer Name, ein Programm, mit dem allerdings das Feld thematisch rechts außen nicht allein dem Front National überlassen werden soll.