Zoya Kocherzhenko eilt durch ihren Garten und wirft einen letzten Blick auf das Meer. Die 35-Jährige in Jeans und Turnschuhen steigt in den Jeep. Sie muss ihre Kinder zur Schule bringen. Seit einem Jahr lebt die russische Familie am Strand von Jurmala. In einer Prachtvilla vor den Toren der lettischen Hauptstadt Riga. In Russland sind Zoya und ihr Mann durch Fleischimporte aus dem Westen reich geworden. Dennoch haben sie Moskau den Rücken gekehrt
"Wir wollten dem Moloch Moskau entkommen. Zu viele Autos, kein bisschen Grün und der politische Druck nimmt immer mehr zu. Natürlich wird niemand wie im Stalinismus erschossen, aber es herrscht ein Klima der Angst. Deshalb wollten wir in den demokratischen Westen. In Lettland haben wir jetzt eine Aufenthaltsgenehmigung und dürfen frei in alle Länder des Schengenraums reisen."
Zoya und ihre Familie gehören zu jenen Russen, die sich in den letzten beiden Jahren in Riga und dem mondänen Badeort Jurmala niedergelassen haben. Die lettische Regierung hat sie geradezu angelockt. Das ist neu. Denn bisher hatte die Regierung allein die Einreise russischer Touristen erschwert. Aus Angst vor den einstigen Besatzern. Doch 21 Jahre nach der Unabhängigkeit sieht es anders aus. Heute haben viele der historischen Holzhäuser, der modernen Apartmenthäuser oder prächtigen Villen aus dem Klassizismus einen Besitzer aus Russland, sagt der Abgeordnete Ainars Latkovskis von der mitregierenden Einheitspartei.
"Von Monat zu Monat steigt die Zahl der Interessierten, das stimmt uns sehr zufrieden. Jeder Investor wird auch von unserem Geheimdienst überprüft. Die meisten gehören zur Moskauer Mittelklasse. Sie haben hohe Einkommen, lieben die Demokratie und fürchten Putin. Sie wissen, dass ihr Geld bei uns sicher ist. Außerdem können sie ihre Kinder bei uns auf russische Schulen schicken."
In Lettland ist jeder Dritte russischer Herkunft. Denn zu sozialistischen Zeiten wurden hunderttausende Russen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken in der kleinen Baltenrepublik angesiedelt. Mit einem klaren Auftrag. Sie sollten das Land politisch unterwandern und den Kommunismus etablieren. Seit Lettlands Unabhängigkeit geht es nun darum, eben diese russische Minderheit zu integrieren. Gerade deshalb sei ihm die Anwerbung aus Russland ein Dorn im Auge, meint Dzintars Rasnats von der Nationalen Vereinigung, die ebenfalls mitregiert. Er hat gegen die Vergabe der Schengen-Visa gestimmt.
"Die neue Einwanderung aus Russland führt nur dazu, dass sich die Russen weiter von uns Letten entfernen. Sie hören russisches Radio, sie sehen russisches Fernsehen und sehen Lettland als Provinz Russlands. Sie stärken unsere russische Minderheit, dadurch fühlen wir uns bedroht."
"Wie können russischen Investoren Lettland bedrohen? Alle anderen Staaten freuen sich, wenn ihre leer stehenden Immobilien verkauft werden, nur uns gefällt das nicht."
So wie dieser Passantin sehen es die meisten Letten. Dennoch bleiben Zweifel.
"Die Russen kaufen zuerst nur eine Wohnung. Dann gründen sie ein kleines Unternehmen, später ein größeres und geben unseren Leuten Arbeit."
Tatsächlich kaufen sich Investoren aus Russland auch zunehmend in lettische Unternehmen ein, freut sich der Wirtschaftsexperte Aivars Timofejews. Russland sei immer ein wichtiger Partner für Lettland gewesen, sagt er. Seit Lettlands Austritt aus der ehemaligen Sowjetunion habe diese Partnerschaft allerdings unter der Politik gelitten.
""Unsere politischen Führer haben jahrelang die Angst vor den Russen geschürt. Jetzt zeigen wir Letten uns zum ersten Mal liberal und heißen die Russen willkommen. Russische Unternehmen entdecken unsere stabile Wirtschaft und lettische Betriebe exportieren in großem Stil Lebensmittel, Möbel und Metalle nach Russland.""
Von dem neuen Dialog zwischen Lettland und Russland profitieren viele. Zoya Koherchenko hat für sich und ihre Familie nicht nur ein neues Zuhause gefunden. Sie hat es auch auf die wachsende Zahl russische Urlauber abgesehen. Ihre erste Ferienhaussiedlung hat sie bereits im Sommer eröffnet, jetzt steht der Kauf eines Strandhotels in Jurmala an.
"Wir wollten dem Moloch Moskau entkommen. Zu viele Autos, kein bisschen Grün und der politische Druck nimmt immer mehr zu. Natürlich wird niemand wie im Stalinismus erschossen, aber es herrscht ein Klima der Angst. Deshalb wollten wir in den demokratischen Westen. In Lettland haben wir jetzt eine Aufenthaltsgenehmigung und dürfen frei in alle Länder des Schengenraums reisen."
Zoya und ihre Familie gehören zu jenen Russen, die sich in den letzten beiden Jahren in Riga und dem mondänen Badeort Jurmala niedergelassen haben. Die lettische Regierung hat sie geradezu angelockt. Das ist neu. Denn bisher hatte die Regierung allein die Einreise russischer Touristen erschwert. Aus Angst vor den einstigen Besatzern. Doch 21 Jahre nach der Unabhängigkeit sieht es anders aus. Heute haben viele der historischen Holzhäuser, der modernen Apartmenthäuser oder prächtigen Villen aus dem Klassizismus einen Besitzer aus Russland, sagt der Abgeordnete Ainars Latkovskis von der mitregierenden Einheitspartei.
"Von Monat zu Monat steigt die Zahl der Interessierten, das stimmt uns sehr zufrieden. Jeder Investor wird auch von unserem Geheimdienst überprüft. Die meisten gehören zur Moskauer Mittelklasse. Sie haben hohe Einkommen, lieben die Demokratie und fürchten Putin. Sie wissen, dass ihr Geld bei uns sicher ist. Außerdem können sie ihre Kinder bei uns auf russische Schulen schicken."
In Lettland ist jeder Dritte russischer Herkunft. Denn zu sozialistischen Zeiten wurden hunderttausende Russen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken in der kleinen Baltenrepublik angesiedelt. Mit einem klaren Auftrag. Sie sollten das Land politisch unterwandern und den Kommunismus etablieren. Seit Lettlands Unabhängigkeit geht es nun darum, eben diese russische Minderheit zu integrieren. Gerade deshalb sei ihm die Anwerbung aus Russland ein Dorn im Auge, meint Dzintars Rasnats von der Nationalen Vereinigung, die ebenfalls mitregiert. Er hat gegen die Vergabe der Schengen-Visa gestimmt.
"Die neue Einwanderung aus Russland führt nur dazu, dass sich die Russen weiter von uns Letten entfernen. Sie hören russisches Radio, sie sehen russisches Fernsehen und sehen Lettland als Provinz Russlands. Sie stärken unsere russische Minderheit, dadurch fühlen wir uns bedroht."
"Wie können russischen Investoren Lettland bedrohen? Alle anderen Staaten freuen sich, wenn ihre leer stehenden Immobilien verkauft werden, nur uns gefällt das nicht."
So wie dieser Passantin sehen es die meisten Letten. Dennoch bleiben Zweifel.
"Die Russen kaufen zuerst nur eine Wohnung. Dann gründen sie ein kleines Unternehmen, später ein größeres und geben unseren Leuten Arbeit."
Tatsächlich kaufen sich Investoren aus Russland auch zunehmend in lettische Unternehmen ein, freut sich der Wirtschaftsexperte Aivars Timofejews. Russland sei immer ein wichtiger Partner für Lettland gewesen, sagt er. Seit Lettlands Austritt aus der ehemaligen Sowjetunion habe diese Partnerschaft allerdings unter der Politik gelitten.
""Unsere politischen Führer haben jahrelang die Angst vor den Russen geschürt. Jetzt zeigen wir Letten uns zum ersten Mal liberal und heißen die Russen willkommen. Russische Unternehmen entdecken unsere stabile Wirtschaft und lettische Betriebe exportieren in großem Stil Lebensmittel, Möbel und Metalle nach Russland.""
Von dem neuen Dialog zwischen Lettland und Russland profitieren viele. Zoya Koherchenko hat für sich und ihre Familie nicht nur ein neues Zuhause gefunden. Sie hat es auch auf die wachsende Zahl russische Urlauber abgesehen. Ihre erste Ferienhaussiedlung hat sie bereits im Sommer eröffnet, jetzt steht der Kauf eines Strandhotels in Jurmala an.