Karin Fischer: Im Jahr 2006 hat Oskar Pastior den Georg-Büchner-Preis zugesprochen bekommen. Der Dichter starb aber wenige Tage vor der Verleihung am 4. Oktober im selben Jahr. Die nämliche Frage ging an Klaus Reichert, den Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, die Frage: Wie geht die Akademie mit der Tatsache um, dass die schwärzesten Seiten der Vergangenheit eines Schriftstellers postum aufgedeckt werden?
Klaus Reichert: Der Büchner-Preis ist verliehen worden für ein großes poethisches Werk von ganz einmaliger Konsequenz, das ungeschadet dessen, was er in seiner Jugend getan hat, was uns natürlich traurig macht, bestehen bleibt. Ich kann das nicht alleine entscheiden, weil wir ja ein Gremium sind von neun Leuten, aber ich bin sicher, dass das an unserer Entscheidung sozusagen post mortem überhaupt nichts ändern kann.
Dieter Schlesak hat in seinem Artikel ja zurecht darauf hingewiesen, wie außerordentlich kompliziert es ist, die Täter- und die Opferrolle voneinander zu trennen, und dass nicht einmal die Berichte eines Führungsoffiziers eindeutig zu entschlüsseln sind. Was ist vom Führungsoffizier ins Protokoll hineingeschrieben worden und was ist tatsächlich von dem IM formuliert worden? Das ist außerordentlich kompliziert und ich nehme an, es hat ihn unglaublich beschäftigt und er hat sich wahrscheinlich auch geschämt für das, was er gemacht hat. Aber vielleicht hat er befürchtet, wenn er es einem sagt, dann macht die Geschichte die Runde und er ist auf Monate hin beschäftigt mit den Richtigstellungen oder den Versuchen zu erklären und so weiter. Dem wollte er sich nicht aussetzen. Er hat konsequent all die Jahre an seinem Werk gearbeitet, und für das ist er honoriert worden.
Fischer: Klaus Reichert war das, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, zum Fall Oskar Pastior.
Klaus Reichert: Der Büchner-Preis ist verliehen worden für ein großes poethisches Werk von ganz einmaliger Konsequenz, das ungeschadet dessen, was er in seiner Jugend getan hat, was uns natürlich traurig macht, bestehen bleibt. Ich kann das nicht alleine entscheiden, weil wir ja ein Gremium sind von neun Leuten, aber ich bin sicher, dass das an unserer Entscheidung sozusagen post mortem überhaupt nichts ändern kann.
Dieter Schlesak hat in seinem Artikel ja zurecht darauf hingewiesen, wie außerordentlich kompliziert es ist, die Täter- und die Opferrolle voneinander zu trennen, und dass nicht einmal die Berichte eines Führungsoffiziers eindeutig zu entschlüsseln sind. Was ist vom Führungsoffizier ins Protokoll hineingeschrieben worden und was ist tatsächlich von dem IM formuliert worden? Das ist außerordentlich kompliziert und ich nehme an, es hat ihn unglaublich beschäftigt und er hat sich wahrscheinlich auch geschämt für das, was er gemacht hat. Aber vielleicht hat er befürchtet, wenn er es einem sagt, dann macht die Geschichte die Runde und er ist auf Monate hin beschäftigt mit den Richtigstellungen oder den Versuchen zu erklären und so weiter. Dem wollte er sich nicht aussetzen. Er hat konsequent all die Jahre an seinem Werk gearbeitet, und für das ist er honoriert worden.
Fischer: Klaus Reichert war das, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, zum Fall Oskar Pastior.