Weitere Entwicklungen habe es gegeben im großen Bereich der Chirurgie, Orthopädie und der Disziplinen, die damit zusammenhingen, sagte Eckart weiter. "Der Tetanus, also der Wundstarrkrampf, war ja bis zum Ersten Weltkrieg die von Soldaten am meisten gefürchtete Wundinfektion." Ein vor dem Krieg entwickeltes Serum habe aber dazu geführt, dass es während des Konflikts kaum noch Fälle gegeben habe.
Es seien zudem wesentlich bessere Knieprothesen erfunden worden. "Das diente natürlich auch dem Anspruch des kaiserlichen Heeres, diese Soldaten in hoher Männlichkeit wieder zurück in den Normalbetrieb zu führen." Mitleid und Bedauern sei nicht angesagt gewesen. Eckart sagte weiter, es sei möglich, dass neue Entwicklungen im Bereich der Infektiologie, der Prothetik und der Bluttransfusionen für die Soldaten den Schrecken des Krieges reduziert hätten.
"Die Ärzte haben diesen Krieg zwar als großes In-vivo-Experiment aufgefasst", sagte Eckart, aber sie hätten - anders als im Zweiten Weltkrieg - nicht uneingeschränkt experimentiert. "Wo man aber sagen kann, dass absolut inhuman therapiert wurde, nur mit dem Zweck, die Soldaten wieder zur Front zu führen, war im Bereich der Kriegshysterie". Weil man bei traumatisierten Menschen keine Wunden erkennen konnte, hätten diese Soldaten ein schweres Schicksal zu erdulden gehabt. Man unterzog sie laut Eckart fürchterlichen Torturen, um ihren Überlebenswillen, zu brechen, damit die Soldaten wieder an der Front eingesetzt werden konnten. Die deutsche Psychiatrie habe ihren "ersten großen Sündenfall" erlebt.
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