"B4 – Mohammed?" Schüler: "Sie ruft ihre Familie an."Lehrerin: "Gut."
Deutschlehrerin Marta Bochniak trägt einen Blazer mit Shirt, steht jung, dynamisch und resolut vor ihrer Integrationsklasse und geht mit ihren Schülern die Hausaufgaben durch. Hier sitzen Migranten ohne gesicherte Bleibeperspektive. Sie kommen unter anderem aus Armenien, der Türkei und nordafrikanischen Ländern. Mohammad Alam aus Afghanistan ist 27 Jahre alt. Er lernt erst seit acht Monaten Deutsch und übt auch nach Unterrichtsschluss, so viel er kann:
"Meine Muttersprache ist Dari, zuhause spreche ich mit den Kindern ein bisschen Deutsch, mit meiner Frau spreche ich Dari, aber im Laden, beim Einkaufen, spreche ich Deutsch."
Bezahlung für Dozenten verbessert
Marta Bochniak ist stolz auf ihre Schüler – sie seien hoch motiviert, sagt die VHS-Dozentin. Sie hat den großen Ansturm auf die Integrationskurse vor zwei Jahren hautnah miterlebt und ist froh, dass der Bund die Honorare für die Dozenten zwischenzeitlich aufgestockt hat.
"2013 oder 2014 war die Bezahlung 10 oder 15 Euro weniger. Dadurch, dass die Lehrer jetzt vom BAMF mehr bekommen, ist das besser – die Situation ist besser geworden."
Das findet auch Doris Schmittinger. Sie organisiert und betreut die Integrationskurse der Lübecker VHS. Zeitweise hätten die Flüchtlinge in Trauben vor ihrem Büro gestanden, um sich anzumelden. Mittlerweile sei etwas mehr Ruhe eingekehrt.
"Früher haben sie fünf bis sechs Monate warten müssen, aber inzwischen gibt es ja 14 Träger hier in Lübeck, und die verteilen sich dann natürlich auch. Sie warten zwei-drei Monate, sie sollen eigentlich nur sechs Wochen warten."
Auf dem Land findet das Ministerium nur schwer Träger
Nur etwa jeder zweite Migrant bekommt so schnell einen Platz, sagt eine Sprecherin des Bundesministeriums für Migration. Nach wie vor ein Problem: Es gibt zu wenig Kursangebote für diejenigen, die außerhalb der größeren Städte leben. Für Doris Schmittinger ist die Versorgung auf dem Land...
"Schlecht. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, wahrscheinlich auch daran, dass es zu wenig Lehrer-Räume, Verwaltung und das alles gibt, aber ich habe häufiger gehört, dass es da ganz wenig gibt."
Das zuständige Ministerium hat nach eigenen Angaben schlichtweg Probleme, hier Träger für die Integrationskurse zu finden – trotz finanzieller Anreize. Immerhin hätte sich der große Lehrerengpass ganz gut gelöst, mittlerweile gebe es bundesweit 20.000 Deutschlehrer. Doris Schmittinger ist damit ganz zufrieden:
"Im Moment sind wir ganz gut versorgt. Schwierig wird es dann, wenn welche ausfallen und man Vertretung braucht. Da gibt es nicht so viele, die zu Hause sitzen und warten, dass man sie anruft."
Die Lernbiografien in den Klassen sind sehr heterogen
Ein anderes Problem, für das es bis jetzt offenbar keine Lösung gibt: Die Menschen in den Integrationskursen sind einfach sehr unterschiedlich.
"Es gibt immer noch eine breite Heterogenität in den Klassen, weil die jeweiligen Lernbiografien so unterschiedlich sind – je nach Land und Schulbildung. Und das macht sich auch bemerkbar in der Abschlussprüfung."
"Wie heißt das ganze Verb?" – "Aufstehen."
Etwa jeder zweite Teilnehmer schließt den Integrationskurs mit dem angestrebten B1-Deutsch-Zertifikat ab. Der Flüchtlingsrat Nordrhein-Westfalen hatte kritisiert, dass die Kurse viel zu schwer sind.
"Als Lehrerin wünscht man sich immer noch mehr Zeit"
Das sieht Deutschlehrerin Marta Bochniak-Fischer nicht so. Allerdings:
"Als Lehrerin wünscht man sich immer noch mehr Zeit. Aber die Kurse sind so konzipiert, dass man sechs Module hat und in dieser Zeit sollte man bis B1 kommen."
Hamed Mohammad Alam will den Abschlusstest erfolgreich bestehen. Schließlich hat er konkrete Pläne für sein Leben in Deutschland – obwohl noch völlig unklar ist, was die Zukunft für ihn und seine Familie bringen wird.
"Ich habe 13 Jahre lang in Afghanistan als Schneider gearbeitet, ich möchte hier einen Laden aufmachen und selbstständig als Schneider arbeiten."