Die Vorbereitungen laufen für die nächste OP. Pflegehelferin Jonajda Vukaj schiebt einen Patienten in seinem Bett zum Aufzug und klärt mit ihm die wichtigsten Fragen, bevor es losgehen kann.
"Haben sie alle Schmuckstücke abgelegt und auch die Hörgeräte?"
"Haben sie alle Schmuckstücke abgelegt und auch die Hörgeräte?"
Seit einem guten Jahr arbeitet die Albanerin Jonajda Vukaj im St. Antonius-Krankenhaus in Köln. Hier absolviert sie 1000 Praxis-Stunden in den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie und ambulante Pflege. So verlangt es der Bescheid der Bezirksregierung in Düsseldorf. Die hatte – wie bei allen ausländischen Pflegekräften – geprüft, inwieweit die Ausbildung in Albanien der deutschen zur examinierten Pflegerin ähnelt. Dabei wurden deutliche Unterschiede festgestellt. Denn in Albanien wird das Fach Pflege an der Universität studiert und es gibt weniger Praxis-Einheiten. Die holt Vukaj jetzt nach:
"Ich hatte niemals in der Chirurgie gearbeitet – es war am Anfang sehr anstrengend nochmal zu lernen, wegen Sprache und deutsche Begriffe. Zum Beispiel Diagnosen stehen teilweise in Latein und Deutsch da. Und es ist wichtig, dass wir die Diagnose verstehen."
"Ich hatte niemals in der Chirurgie gearbeitet – es war am Anfang sehr anstrengend nochmal zu lernen, wegen Sprache und deutsche Begriffe. Zum Beispiel Diagnosen stehen teilweise in Latein und Deutsch da. Und es ist wichtig, dass wir die Diagnose verstehen."
Einstiegshürde deutsche Sprache
Es hapert nicht nur bei den medizinischen Fachbegriffen. Auch scheute Jonajda Vukaj zu Beginn ihrer Zeit in Köln das Gespräch auf Deutsch, erinnert sich Kollegin Jaqueline Schlechtriemen:
"Am Anfang glaube ich eher mit fremden Angehörigen und Ärzten hatte sie so ein bisschen Schwierigkeiten. Wenn sie Auskunft geben sollte, wie es dem Patienten geht. Oder gerade am Telefon. Aber mittlerweile gar nicht mehr."
"Am Anfang glaube ich eher mit fremden Angehörigen und Ärzten hatte sie so ein bisschen Schwierigkeiten. Wenn sie Auskunft geben sollte, wie es dem Patienten geht. Oder gerade am Telefon. Aber mittlerweile gar nicht mehr."
1.500 Euro netto als Pflegehelferin
Schlechtriemen ist die Pflegeanleiterin auf der Station und damit auch erste Ansprechpartnerin für Jonajda Vukaj, falls im Arbeitsalltag Probleme auftauchen. Außerdem ist sie bei wichtigen Handgriffen noch dabei und kontrolliert Arbeitsabläufe. Denn die junge Albanerin ist im Moment nur als Pflegehelferin im Krankenhaus angestellt. Derzeit verdient sie rund 1.500 Euro netto. Erst wenn sie alle vorgesehenen praktischen und theoretischen Nachschulungen absolviert und eine Prüfung bestanden hat, darf sie in Deutschland als examinierte Pflegekraft arbeiten. Dann hat sie etwa 800 Euro mehr im Portemonnaie. Das anfänglich geringere Gehalt stört Jonajda Vukaj nicht. Aber die ständige Kontrolle durch Kollegen habe sie nervös gemacht, erzählt die 24-Jährige:
"Am Anfang war das ein bisschen nervig, ich habe immer den gleichen Fehler gemacht, weil immer jemand da war, der mich guckt."
"Am Anfang war das ein bisschen nervig, ich habe immer den gleichen Fehler gemacht, weil immer jemand da war, der mich guckt."
Kliniken wünschen Erleichterung für Fachkraft-Integration
Inzwischen hat sich auch diese Aufregung gelegt und die angehende Pflegerin darf viele Arbeiten in Eigenregie erledigen. Jonajda Vukaj ist die erste Kandidatin, die zum Anpassungslehrgang am St. Antonius-Krankenhaus ist – aber längst nicht die letzte, erzählt Pflegedirektor Klaus-Dieter Becker. Er hat im Moment zehn Pflegestellen, die er nicht besetzen kann. Deshalb werden fünf weitere Kandidaten über einen Anpassungslehrgang im Haus ausgebildet. Und: Die Klinik wird mithilfe einer Agentur neue Kräfte aus den Philippinen rekrutieren. Viel Papierkram, ärgert sich Becker, und ein langwieriges Verfahren. Auf manch eine ausländische Pflegekraft muss er bis zu neun Monate warten, bevor sie einsetzbar ist. Das müsse Gesundheitsminister Jens Spahn dringend ändern:
"Bis heute gibt es keine Erleichterung, außer der Ankündigung von Herrn Spahn. Es gibt kein Programm, was die Integration von ausländischen Pflegekräften signifikant erleichtern würde."
"Bis heute gibt es keine Erleichterung, außer der Ankündigung von Herrn Spahn. Es gibt kein Programm, was die Integration von ausländischen Pflegekräften signifikant erleichtern würde."
Hilfe bei Behördengängen und Wohnungssuche
Darum ist die erfolgreiche Integration der Fachkräfte, die schon im Land sind umso wichtiger, findet Becker. Er organisiert für sie Hilfe bei Behördengängen. Und weil es kaum bezahlbare Wohnungen in Köln gibt, mietet das Krankenhaus ein Appartement an, das dann als WG genutzt werden kann. Maßnahmen, damit die angehenden Pflegerinnen und Pfleger wie Jonajda Vukaj dem St. Antonius-Krankenhaus erhalten bleiben. Klaus-Dieter Becker:
"Ich hoffe, es gefällt ihr so gut, dass sie auch hierbleiben will. Weil, in dem Moment, wo sie die Examens-Urkunde bekommt, steht sie zur Verfügung auf dem Arbeitsmarkt und alle Häuser werden sich um sie reißen."
"Ich hoffe, es gefällt ihr so gut, dass sie auch hierbleiben will. Weil, in dem Moment, wo sie die Examens-Urkunde bekommt, steht sie zur Verfügung auf dem Arbeitsmarkt und alle Häuser werden sich um sie reißen."