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Reihe "Helden der Weiterbildung"
Auf der Zielgeraden zur Wirtschaftsfachwirtin

Melanie Paschke war mal eine von Deutschlands schnellsten Frauen: Als Staffelläuferin war sie Welt- und Europameisterin. Mittlerweile arbeitet sie in Vollzeit in der Finanzbuchhaltung der IHK - doch das reicht ihr nicht: Sie bildet sich weiter zur Wirtschaftsfachwirtin. Denn sie will auch abseits des Sports weiter ein Ziel vor Augen haben.

Von Nural Akbayir |
    Melanie Paschke steht vor einer weißen Wand, lächelnd.
    Melanie Paschke bildet sich zur Wirtschaftsfachwirtin weiter. (Nural Akbayir)
    Melanie Paschke ist eine Frau mit einem Ziel vor Augen. Lange ruhig sitzen bleiben und viele Jahre die gleiche Arbeit machen, das ist nichts für sie. Sie braucht eine Beschäftigung im Leben, die über das reguläre Arbeiten hinausgeht. Die 45-Jährige arbeitet in Vollzeit als Sachbearbeiterin in der Finanzbuchhaltung der IHK in Bochum. Seit März 2015 macht sie nebenberuflich eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin.
    "Ich habe während meiner kaufmännischen Ausbildung für mich entdeckt, dass mir das Thema sehr viel Spaß macht. Also nicht nur Rechnungswesen, wo ich jetzt beschäftigt bin, sondern überhaupt die ganzen wirtschaftlichen Zusammenhänge, Betriebswirtschaft, Unternehmensführung. Das fand ich sehr, sehr spannend und dieses Interesse, dem wollte ich eigentlich nachgehen."
    "Ich brauche eine Aufgabe, an der ich wachse"
    Doch sich einfach treiben lassen, kommt für sie nicht infrage. Sie braucht einen Plan, etwas, auf das sie hinarbeitet, zumindest für den Moment.
    "Ich habe oft überlegt, warum ich das überhaupt mache. Erst mal, klar, es ist dieses Interesse, aber ich verfolge jetzt nicht, dass ich irgendwann eine Führungsposition einnehmen möchte. Ich glaube ich bin ein Mensch, ich brauche eine Aufgabe, an der ich wachse. Wo ich mit dieser Aufgabe hinterher lande, wo die mich hinführt, das kann ich noch gar nicht absehen. Aber dieses allein eine Aufgabe haben und zielführend darauf hinarbeiten, das reizt mich sehr."
    Melanie Paschkes Lebenslauf ist bunt. Das habe auch damit zu tun, sagt sie, dass sie so viele Dinge so interessant findet. Sie hat eine Lehre zur Chemielaborantin absolviert, ein Vordiplom in Umwelt- und Hygienetechnik und eine Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau. Doch das Einschlägigste in ihrem Leben war wohl ihre Karriere als Leistungssportlerin. Bis vor 13 Jahren ist sie noch professionell gelaufen.
    Ihre höchsten Auszeichnungen: Europa- und Weltmeisterin mit der 4-mal-100-Meter-Staffel. Der Bürojob war für sie eine harte Umstellung, nach so viel Leistungssport:
    "Definitiv. Also ich hatte am Anfang auch sehr große Schwierigkeiten, acht Stunden am Stück zu sitzen. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und auch das konnte ich mir abtrainieren."
    "Ich habe wahnsinnige Prüfungsangst"
    Knappe zwei Jahre dauert die Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin. Die rund 4.000 Euro an Kosten übernimmt der Arbeitgeber, die IHK Mittleres Ruhrgebiet, für Melanie Paschke. Die Kurse finden an Wochenenden statt, und auch abends nach der Arbeit muss sich die 45-Jährige noch hinsetzen und lernen:
    "Manchmal fällt mir das Freitags sehr schwer, wenn meine Freunde da noch sitzenbleiben, und das ein oder andere Bier oder ein Glas Wein mehr trinken, wo ich mich dann verabschiede und sage, ne, mein Wecker klingelt wieder um 6.30 Uhr morgen."
    Und dann gibt es da noch eine Sache, die Melanie Paschke besonders viele Nerven kostet. Damit ziehen sie auch schon mal ihre Kinder auf, verrät sie:
    "Ich habe wahnsinnige Prüfungsangst. Also ich bin auch eine, die zwei mal durch die Fahrschulprüfung gefallen ist." Weil sie so aufgeregt war, dass sie nicht mehr rechts und nicht mehr wusste so links ist. "Und ich hab auch hier in meiner Zwischenprüfung gestanden und wusste nicht, wohin mit meinem Adrenalin. Obwohl ich das vom Sport her kenne diese Aufregung. Aber da ist es anders. Da bin ich angespannt und kann dann das Adrenalin in der richtigen Sekunde rauslassen und hier muss ich sitzen und mich auf irgendetwas konzentrieren. Schriftlich geht noch, aber mündlich ist zum Beispiel überhaupt nicht mein Ding. Also, da habe ich jetzt schon ganz großen Bammel vor."
    Anfang nächsten Jahres hat Melanie Paschke den Wirtschaftsfachwirt in der Tasche, wenn alles gut geht. Und wer weiß, was dann als nächstes dran ist.