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Reihe "Helden der Weiterbildung"
Nicht ewig Bürokauffrau bleiben

Für immer Bürokauffrau bleiben - für Katharina Ponomarew ist das keine Option. Auch wenn sie ihren Beruf mag, möchte sie eines Tages mehr Verantwortung übernehmen können. Deswegen macht sie eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin. Eine zeit- und arbeitsintensive Aufgabe, die ihr aber Spaß macht.

Von Nural Akbayir | 10.06.2016
    Katharina Ponomarew
    Katharina Ponomarew macht eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin. (Nural Akbayir)
    "Ja, das Schlimmste an dem Ganzen ist zum Beispiel, wenn es wieder so länger hell wird und auch wärmer draußen, dann möchte man die Zeit nicht unbedingt nach acht Stunden Arbeitszeit noch irgendwie im Raum verbringen und zu lernen, sich was anzueignen. Da hat man ja wirklich gar keinen Bock. Ich meine, das ist jetzt der zweite Sommer, und wenn alle zum Lippesee fahren hier in der Gegend und du dann bei der IHK sitzen musst und irgendwas sich anhören zum Thema Logistik oder so, was dich ja eigentlich gar nicht reizen würde, aber ist so."
    Katharina Ponomarew ist gelernte Bürokauffrau. Ihre Ausbildung hat sie in einer Wirtschaftsauskunftei in Paderborn absolviert. Dort arbeitet sie immer noch und macht jetzt eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin. Sie will beruflich aufsteigen:
    "Mich schreckt immer das ab, dass ich die nächsten 42 Jahre bis zur Rente immer als Bürokauffrau arbeiten müsste. Deswegen möchte ich was Besseres und auch Aufstiegschancen. Also nicht mal das Geld. Einfach mal Verantwortung übernehmen."
    Katharina Ponomarew hat regelrecht Angst, ein Leben lang den gleichen Job machen zu müssen. Deshalb sitzt sie jetzt abends oder an Wochenenden in der IHK-Akademie Paderborn in der Weiterbildung. Zwei bis drei Mal wöchentlich, für 20 Monate.
    Der Arbeitgeber übernimmt die Kosten
    Den Kurs heute leitet ein neuer Dozent. Interkulturelle Kommunikation ist dran. Die Teilnehmer sollen sich auf Englisch vorstellen. Als Übung dafür, wenn sie auch im Geschäftsalltag auf ausländische Kunden und Gäste treffen.
    Dozent: "Wir sind ja hier unter uns. Da sollte jeder ganz locker mit umgehen. Das ist ja jetzt nicht in einer geschäftlichen Atmosphäre, sondern nur hier in der Gruppe."
    Die Vorstellungsrunde auf Englisch läuft mal mehr, mal weniger gut, aber sie ist praxisnah.
    Die Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin ist zeit- und arbeitsintensiv, macht aber auch Spaß. Und: Der Arbeitgeber bezahlt die Kosten für Katharina Ponomarew, darauf haben sie sich geeinigt. Das, und der Ehrgeiz, nicht die ewige Bürokauffrau zu bleiben, spornt die 26-Jährige an. Lieber jetzt als später lautet ihre Devise:
    "Also ich bin jetzt bereit, meine Zeit zu opfern, weil ich mir von dem Ganzen auch was verspreche für die Zukunft. Ich hab jetzt keine Kinder, also keine großartigen Verpflichtungen. Hab meinen Lebensgefährten, und wir haben einen Kater, aber der braucht ja jetzt nicht so viel Betreuung, dass wir da nicht klarkommen oder so."
    Einen Schritt nach dem anderen
    Dabei lief nicht immer alles nach Plan: Schon in der Schulzeit hat die gebürtige Russin die 10. Klasse freiwillig wiederholt. Damals war ihr Deutsch zu schlecht gewesen, die Zulassung zur Oberstufe hat sie nicht bekommen. Erst beim zweiten Anlauf hat es geklappt.
    Und auch das Maschinenbaustudium war nicht das Richtige, nach zwei Semestern hat Katharina Ponomarew die Uni geschmissen.
    "Das war schon eine schöne Erfahrung finde ich. Klar ist das also im Nachhinein, ich werde ja auch nicht jünger. Man ärgert sich, dass man dann ein Jahr so durchgemacht hat, ohne irgendwas in der Tasche zu haben, ohne Abschluss, ohne irgendeinen Nachweis für deine erbrachte Leistung. Aber ich find’s gar nicht so schlimm, weil ich ja jetzt das Richtige für mich gefunden habe."