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Reihe "Helden der Weiterbildung"
Noch mal die Schulbank drücken

"Ich will später nicht zuhause sitzen und sagen: Ich habe nichts geschafft" - das sagt Mayav Kassem. Die 23-jährige Einzelhandelskauffrau holt derzeit ihr Abitur nach. Denn die Ausbildung allein war ihr nicht genug. Ihr Ziel: Medien- und Kommunikationsmanagement studieren.

Von Nural Akbayir |
    Mayav Kassem
    Mayav Kassem holt ihr Abitur nach (Nural Akbayir)
    Das Ottilie-Schoenewald-Weiterbildungskolleg in Bochum. Jeden Morgen kommen hier Erwachsene hin, um ihr Abitur nachzuholen. Darunter auch die 23-jährige Mayav Kassem:
    "Ich hole mein Abitur nach, weil ich später studieren möchte, was mir ganz wichtig ist. Richtung Journalismus oder Medien-/Kommunikationsmanagement. Wobei ich sagen muss, mein erster Gedanke war Medien- und Kommunikationsmanagement. Richtung Journalismus kam nachher, ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie es kam, aber ich hatte halt diesen Gedanken, weil mich das einfach alles interessiert."
    Seit Februar geht Mayav Kassem nun wieder täglich zur Schule. Um später einmal einen besseren Job zu bekommen. Die klassischen Zukunftssorgen ihrer Generation plagen sie:
    "Ich bin jetzt 23 und ich muss mir schon wirklich lange vorher Gedanken machen, was ich später mache, wie ich mein Geld verdiene. Weil später will ich nicht zu Hause sitzen und sagen, ich habe nichts geschafft. Das ist so mein Gedanke, weswegen ich das alles mache. Später will ich mich zu Hause hinsetzen und sagen, ich habe was erreicht."
    "Sehr großer Druck ist da"
    Dabei hat die gebürtige Irakerin schon jetzt einiges erreicht. Sie ist gelernte Einzelhandelskauffrau. Die Ausbildung hat sie in der Tasche. Für sie eine Art Absicherung, aber nicht genug. Wieder spielt hier Druck eine Rolle:
    "Sehr großer Druck ist da, muss ich sagen. Also zu dieser Zeit wo viele Leute, Studenten, fertig sind, die haben zu Ende studiert, aber sitzen wirklich zu Hause, haben keinen Job. Und ich möchte nicht, dass es mir später auch so ergeht. Ich möchte wirklich, das was ich erlernt habe oder was ich studiert habe, auch später einsetzen können. Also ich will das schnell hinter mir haben. Schnell, schnell, schnell, und dann in den Beruf. Ich weiß, das ist nicht einfach, aber ich muss mir jetzt schon wirklich Gedanken machen. Muss ich einfach, geht nicht anders."
    Jetzt steht erst einmal Geschichte auf dem Lehrplan. Ein Fach, das Mayav Kassem liegt. Es wird diskutiert, über Zuwanderung, Visafreiheit, die Rolle von Staaten wie Deutschland oder Russland in der EU-Politik.
    Die Schüler des Ottilie-Schoenewald-Weiterbildungskollegs sind engagiert und fokussiert. Noch wirken sie zudem entspannt. Allerdings weiß Mayav Kassem, dass sich das ändert, sobald die nächste Klausurphase näher rückt.
    "Ich hab das Gefühl, wir haben keine Luft zum Atmen. Wir haben die Klausur geschrieben, schon kommt die nächste. Wir haben die geschrieben und dann kommt die nächste darauf. Die Deutschklausuren, die Englischklausuren, die Matheklausur. Bio kommt wieder bald auf uns zu und da fragt man sich, was lernst du als Erstes? Was fällt dir am schwierigsten, wo du wirklich viel länger für brauchst um zu Lernen."
    Gesundes Maß an Ehrgeiz
    Lange zum Lernen braucht Mayav Kassem ab und an auch, vor allem bei einem ganz bestimmten Fach:
    "Ich hab halt Defizite, klar. Das ist bei mir Mathe, leider Gottes. Ich wünschte, ich könnte es besser, aber ist halt nicht so. Jeder hat seine Schwächen und das ist so meine Schwäche. Aber in dem Sinne, jeder Schüler lernt anders, lernt in einem anderen Tempo. Also für mich ist es jetzt so ein Tempo, wo ich zurechtkommen würde."
    Wenn alles wie geplant läuft, ist Mayav Kassem bei ihrem Berufseinstieg Anfang 30. Ein langer Weg, den sie aber mit einem gesunden Maß an Ehrgeiz gerne auf sich nimmt.
    "Ich finde nichts ist einfach. Überall können Probleme auftauchen, auch im Abitur. In der Ausbildung kamen auch Probleme auf, also nix ist einfach, egal welcher Werdegang oder, in welche Richtung es geht. Deshalb sollte man die Erfahrung machen und sagen ich hab’s probiert, damit das dann halt wirklich klappt."