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Reihe: "Kalter Technologie-Krieg"
Huawei – Stolz der chinesischen IT-Wirtschaft

Viele demokratische Staaten fürchten, dass Chinas Führung mit Hilfe des IT-Konzerns Huawei Einfluss auf wichtige Kommunikations-Infrastruktur nehmen könnte, vor allem beim Aufbau der 5G-Mobilfunknetze. Huawei selbst betont seine Unabhängigkeit, gerät aber zunehmend in die Defensive.

Von Steffen Wurzel |
Ein Computerchip mit dem Logo des chinesischen Konzerns Huawei
IT-Konzern unter Verdacht: In vielen europäischen Staaten wird Huawei beim Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes wohl nicht zum Zuge kommen (picture-alliance/dpa/Imaginechina/Da Qing)
Das Management von Huawei fährt dieser Tage eine Menge auf, um für gute Stimmung zu sorgen. Zum Beispiel in Shanghai, vor Beginn einer mehrtätigen Huawei-Marketingveranstaltung Ende September. Das Unternehmen hat ausländische Journalisten eingeladen, in eine Bar im obersten Stockwerk eines 21-stöckigen Luxushotels: zu einer Abendveranstaltung mit Band, Tänzerinnen, einem üppigen Büffet, edlen Drinks und einem spektakulären Blick auf die glitzernde Skyline von Shanghai.
Weltgrößter Smartphone-Produzent
Rein wirtschaftlich betrachtet läuft es derzeit gut für Huawei. Im Frühjahr hat das chinesische Unternehmen den koreanischen Konkurrenten Samsung als weltgrößter Smartphone-Produzent abgelöst.
Dieser Beitrag ist Teil der Reihe "Kalter Krieg um Technologie und Daten"
Teil 1: Huawei: Der Stolz der chinesischen IT-Wirtschaft
Teil 2: Mobilfunk ohne chinesische Komponenten: Schaden für die Telekom?
Teil 3: Wo haben sich Firmen aus von China abhängig gemacht?
Teil 4: Digitaler Mauerbau: Zerfällt die Welt in zwei Wirtschaftssphären?
Teil 5: Digitale Seidenstraße: Versucht China, sich wirtschaftlich abzukoppeln?
Auch die Coronavirus-Pandemie hat Huawei relativ gut überstanden: Nach eigenen Angaben machte das Hightech-Unternehmen im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatz von umgerechnet fast 60 Milliarden Euro, ein Plus von mehr als 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Huaweis Gewinn stieg um fast 24 Prozent auf umgerechnet rund fünfeinhalb Milliarden Euro.
Song Kai aus dem Huawei-Presseteam hält bei der Veranstaltung in Shanghai eine kurze Ansprache. Er spricht über das Katastrophenjahr 2020, erwähnt die Covid-Pandemie, die Spannungen zwischen China und den USA und den Handelskrieg:
"2020 war ein sehr seltsames und bizarres Jahr für alle," stellt der Huawei-Manager fest. "Aber das Leben geht weiter. Wir konzentrieren uns auf die Dinge, die wir selbst kontrollieren können. Deswegen werden wir noch stärker als bisher in Forschung und Entwicklung investieren. Auch werden wir noch mehr auf die Wünsche unserer Kunden hören."
Huawei Logo auf dem Mobile World Congress in Barcelona
Trump gegen Huawei
US-Präsident Donald Trump will Huawei unbedingt aus dem amerikanischen Markt raushalten. Die USA verdächtigen den chinesischen Konzern, Peking bei der Cyber-Spionage zu unterstützen.

Möglicher Einfluss auf Kommunikations-Infrastruktur
Diese demonstrativ zur Schau gestellte Zuversicht kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Huawei außerhalb Chinas zunehmend in die Defensive gerät. Das bezieht sich vor allem auf Huaweis Rolle beim weltweiten Aufbau des neuen Mobilfunkstandards 5G. Huawei gilt in diesem Bereich als technologisch führend. Vor allem in vielen demokratisch regierten Staaten sorgt man sich allerdings, dass das diktatorisch regierte China mit Huaweis Hilfe Einfluss nimmt auf wichtige Kommunikations-Infrastruktur. Australien, Neuseeland, Japan, Taiwan und die USA haben Huawei deswegen bereits ausgeschlossen vom 5G-Aufbau. Auch in vielen europäischen Staaten wird das Unternehmen wohl nicht zum Zuge kommen, zum Beispiel in Großbritannien, Frankreich und Belgien.
Flagge des australischen Parlament hinter dem Dachstuhl der chinesischen Botschaft in Canbera
Handels- und andere Streitigkeiten - Australien und China auf dem Kriegspfad
Lange Jahre pflegten China und Australien gute Handelsbeziehungen. Doch seit Canberra von Peking eine Erklärung fordert, wie das SARS-CoV2-Virus aus Wuhan in die ganze Welt gelangen konnte, ist es damit vorbei.
Das Huawei-Management weist alle Vorwürfe zurück: Man arbeite nicht mit Chinas Staatsführung zusammen, wird immer wieder betont. Man sei schließlich ein privates – also unabhängiges – Unternehmen. Doch dieses Argument lassen viele Fachleute nicht gelten. Denn in China habe die Kommunistische Führung letztlich in allen Lebensbereichen das letzte Wort, das gelte erst Recht für die Wirtschaft, sagt etwa Adam Ni, Direktor des China Policy Centers, einer nichtstaatlichen Organisation in der australischen Hauptstadt Canberra.
"Die Kommunistische Partei kann massiv Einfluss auf Huawei nehmen. Und ich bezweifle, dass sich das Management möglichem Druck aus Peking wirklich widersetzen könnte. Die Frage ist, unter welchen Umständen Chinas Führung wirklich Einfluss nehmen würde. Denn das wäre schlecht für das Image der Staatsführung und auch schädlich für Huaweis internationale Geschäfte."
Eine technische Frage – keine politische
Huaweis Management wiederum wirft der US-Regierung vor, eine weltweite politisch-ideologisch motivierte Schlammschlacht zu führen gegen Chinas erfolgreichstes Technologieunternehmen. Die Frage, welche Firmen sich am Aufbau von 5G-Netzen beteiligen dürfen, sei eine technische Frage und keine politische, betont Huawei-Spitzenmanager Wang Tao bei einem Pressegespräch in Shanghai Ende September:
"Was 5G angeht, brauchen wir rational festgelegte Standards, um zu definieren, ob 5G-Komponenten sauber und sicher sind. Darüber sollten nicht Regierungen oder Politiker entscheiden."
In Deutschland wird es die Politik sein, die entscheidet, ob – und wenn in welchem Rahmen – Huawei am 5G-Aufbau beteiligt wird. Wann eine Entscheidung fällt, ist noch unklar. Der Riss geht quer durch die Parteien und Bundestagsfraktionen. Die Huawei-Skeptiker sehen sich allerdings seit Wochen im Aufwind.