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Reihe: Kalter Technologie-Krieg
Mobilfunk ohne chinesische Komponenten?

Deutsche Mobilfunkanbieter rüsten ihre Netze für 5G - und setzen dabei auf die Technik von Huawei. Ob die wirklich zum Einsatz kommen darf, hängt von der Politik ab, denn mit dem geplanten IT-Sicherheitsgesetz könnten Lieferanten ausgeschlossen werden, die nicht als vertrauenswürdig erachtet werden.

Von Sebastian Tittelbach |
Mobilfunk-Antennen für den 5G-Ausbau in Deutschland
Ohne die Komponenten von Huawei würde der Ausbau deutlich teurer - und sich verzögern. (dpa / picture alliance / Laci Perenyi)
Sie trommeln laut für ihre 5G-Netze. Die großen deutschen Mobilfunkanbieter feiern den rasanten Ausbau, sie versprechen schnellere Datenübertragung mit kürzeren Reaktionszeiten. Über 5G reden die Unternehmen also gerne, nur nicht über 5G und Huawei. Die Deutsche Telekom lehnt ein Interview ab, Vodafone schickt ein Standard-Presse-Statement, Telefónica antwortet gar nicht.
Den Mobilfunkanbietern läuft die Zeit davon, während die Bundesregierung keine Entscheidung in Sachen Huawei trifft, ist Isabel Skierka überzeugt.
"Das ist schon recht eilig, weil natürlich die Betreiber von Telekommunikationsnetzen Rechtssicherheit benötigen."
Skierka ist Cybersicherheits-Expertin an der European School of Management and Technology in Berlin.
"Wenn wir jetzt die Entscheidung immer weiter verzögern, dann werden die Betreiber ohne Grundlage und ohne rechtliche Sicherheit die Netze ausbauen, was wiederum zu Chaos führen wird."

Bei 5G geht es um viel Geld: 6,6 Milliarden Euro haben die deutschen Mobilfunkprovider allein dafür gezahlt, dass sie die nötigen Frequenzen überhaupt nutzen dürfen. Wenn Huawei nun keine Komponenten mehr liefern darf, wird der Ausbau viel teurer und er wird sich um mehrere Jahre verzögern, prophezeien die Provider. Allerdings nennen sie keine konkreten Zahlen. Die Telekom spricht von "Armageddon", dem Weltuntergang.
Ein Computerchip mit dem Logo des chinesischen Konzerns Huawei
Ohne Komponenten von Huawei würde der Ausbau viel teurer, (picture-alliance/dpa/Imaginechina/Da Qing)
Dieser Beitrag ist Teil 2 der Reihe "Kalter Krieg um Technologie und Daten"
Teil 1: Huawei: Der Stolz der chinesischen IT-Wirtschaft
Teil 3: Wo haben sich Firmen aus von China abhängig gemacht?
Teil 4: Digitaler Mauerbau: Zerfällt die Welt in zwei Wirtschaftssphären?
Teil 5: Digitale Seidenstraße: Versucht China, sich wirtschaftlich abzukoppeln?
Europäischen Hersteller wären keine Lösung
Vodafone-Sicherheitschef Oliver Harzheim äußerte sich in einer Anhörung im Bundestagsausschuss Digitale Agenda dazu, wie viel Zeit verloren gehen würde:
"Wenn man das in Jahren beziffern möchte, dann haben wir das für uns mal hoch gerechnet, dass das ein Zeitraum von vier bis fünf Jahren bedeutet, den wir als Vodafone benötigen würden, um das vorhandene Equipment umzubauen und 5G-ready zu machen."
Präsentation eines 5G-Smartphones von Huawei auf der IFA 2019
"c't": "Das 5G-Netz ist im Moment noch quasi gähnend leer"
5G-Netze seien dramatisch schneller als alte Mobilfunknetze, sagte Urs Mansmann vom Technikmagazin "c’t" im Dlf. Allerdings gebe es beim Ausbau noch große Lücken - und die Geräte hätten zu viele Kinderkrankheiten.
Das Argument: 5G baut auf den bestehenden Mobilfunknetzen auf und dort ist oft Technik von Huawei verbaut. Die müsste komplett ausgetauscht werden. Und dann einfach zu den Konkurrenzprodukten von den europäischen Herstellern Ericsson und Nokia zu greifen sei keine Lösung.
"Wir machen regelmäßig Benchmarks, in denen die einzelnen Hersteller verglichen werden. Und wir stellen im Moment noch fest, dass wir bei Komponenten der Huawei immer noch einen deutlichen Qualitätsvorsprung haben."
Auch die Deutsche Telekom soll laut internen Berichten unzufrieden sein mit der Qualität und dem Service von Nokia. Ericsson wiederum versucht Zweifel an seinen Lieferkapazitäten zu zerstreuen und verweist auf die Schweiz. Swisscom baute sein 5G-Netz vollständig mit Ericsson-Technik.
Doch Isabel Skierka warnt davor, einfach Huawei zu ersetzen und sich komplett an einen anderen Hersteller zu binden.
"Es ist wichtig, dass wir auf interoperable und offene Technologien setzen, denn langfristig wird das dafür sorgen, dass es viel mehr Wettbewerb geben kann und auch mehr Innovation."
Huawei – Stolz der chinesischen IT-Wirtschaft
Viele demokratische Staaten fürchten, dass Chinas Führung mit Hilfe des IT-Konzerns Huawei Einfluss auf wichtige Kommunikations-Infrastruktur nehmen könnte. Huawei selbst gerät zunehmend in die Defensive.
Huawei-Beteiligung ist auch eine politische Frage
Die Frage, ob Huawei beim 5G-Ausbau in Deutschland dabei sein wird, stellt sich gleich zwei Mal: technisch und politisch. Für die technische Seite haben die Bundesnetzagentur, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und der Bundesdatenschutzbeauftragte einen Kriterienkatalog aufgestellt, den Hersteller wie Huawei erfüllen müssen. Fiete Wulff von der Bundesnetzagentur.
"Der Katalog sieht vor, dass kritische Komponenten zertifiziert werden, dass ein Sicherheitsmonitoring eingeführt ist, dass nur eingewiesenes Fachpersonal in sicherheitsrelevantes Bereichen eingesetzt wird, dass genügend Redundanzen vorhanden sind, dass Monokulturen vermieden werden. Das sind die Themen, um die es da geht."
Für die politische Frage ist das geplante neue IT-Sicherheitsgesetz zuständig. Dadurch können Lieferanten ausgeschlossen werden, die die Bundesregierung nicht für vertrauenswürdig hält. Aus Sicht der Cybersicherheits-Expertin Isabel Skierka ein sinnvoller Weg.
"Ich denke, die Bundesregierung ist auf einem guten Weg, muss aber schnell handeln, ist aber eigentlich viel zu spät dran."
Denn noch streiten sich Außen-, Wirtschafts- und Innenministerium darüber, wie genau über die Vertrauenswürdigkeit von Herstellern entschieden werden soll. Aus Regierungskreisen heißt es, dass das Gesetz erst im nächsten Frühjahr in Kraft treten kann. Erst danach fällt die Entscheidung, ob und was Huawei nach Deutschland liefern darf.