Archiv

Reihe Wald in Not (4/4): Laubholz-Verarbeiter Pollmeier
Hoffnungsträger Buche

Seit dem vergangenen Jahr sterben in Deutschland großflächig Bäume. Stürme und Brände, aber vor allem Dürre und Schädlinge setzen vor allem den Fichtenbeständen enorm zu. Buchen wären eine Alternative. Sie zu verarbeiten, ist aber nicht einfach. Ein Thüringer Mittelständler kann mit Buchen umgehen.

Von Mirko Smiljanic |
Die Pollmeier Massivholz GmbH & Co.KG hat eine junge Geschichte. 1988 wurde das Familienunternehmen als "Pollmeier Leimholz GmbH" im nordrhein-westfälischen Rietberg gegründet. Damals stand die Leimholzplattenproduktion aus Fichte, Kiefer, Buche, Eiche und Erle im Mittelpunkt. Doch schon Mitte der 90er-Jahre bahnten sich Umbrüche an. Ziemlich hellsichtig erkannte der mittlerweile ins thüringische Creuzburg gewechselte Firmengründer Ralf Pollmeier den allmählichen Niedergang der Fichte als wichtigsten Baum der Holzindustrie.
"Ralf Pollmeier hat 1996 das erste moderne Laubholzsägewerk in Europa gebaut und hat sich von da an ausschließlich auf die Buche konzentriert. Buche ist der häufigste Laubbaum in Europa und ist weltweit die Holzart mit dem größten nachhaltigen Nutzungsreserven."
Fichte lässt sich leichter verarbeiten
Diplom-Ingenieur Jan Hassan ist Marketingchef der Pollmeier Massivholz GmbH & Co.KG. Ja, so jemanden brauchen Sägewerke, die den Mainstreambaum Fichte links liegen lassen und sich dem im ersten Moment eher sperrigen Laubbaum Buche zuwenden. Ihr Holz hat zwar eine feine homogene Struktur, lässt sich leicht beizen und ist wegen ihrer hohen Dichte hervorragend geeignet für Baukonstruktionen. Allerdings erfordert die Verarbeitung von Buchenholz technische Finessen.
"Man sagt umgangssprachlich, die Fichte wächst direkt ins Sägewerk, die Stämme sind grade, die Fichte hat kleine Äste, ist deshalb leicht zu verarbeiten. Bei der Buch ist genau das Gegenteil der Fall, die Buche hat große Äste, ist krumm, lässt sich schwierig trocknen, und all das erfordert sehr viel Knowhow, um aus der Buche einen hochwertigen Holzwerkstoff herzustellen."
Zwei Produktlinien bietet Pollmeier an: Klassisches Buchenschnittholz etwa für Baukonstruktionen und seit einigen Jahren Buchenfurnierschichtholz, ein Produkt, mit dem sie mittlerweile Weltmarktführer sind. Die Vorteile liegen darin,
"…dass wir mit den Buchbrettschichtholzbindern im Gegensatz zu Nadelleimholzbindern schlankere Querschnitte realisieren können. Und das ist eigentlich für jeden Architekten eine Faszination."
Erklärt die Architektin Heidelinde Möschl vom Staatlichen Bauamt Freising gegenüber proHolz Bayern, einem Aktionsbündnis der bayerischen Forst- und Holzwirtschaft.
Die Buche als Baum des Klimawandels
Dr. Peter Pröbstle, Forstamtsleiter Erlangen, ergänzt die technischen Vorteile mit einem ökologischen Argument.
"Wir sind auf die Buche im Rahmen des Klimawandels gerade in unseren Bereich auch sehr angewiesen, das heißt, das ist eine der Baumarten der Zukunft."
Die Pollmeier Massivholz GmbH & Co.KG hat neben Creuzburg noch Niederlassungen im Mecklenburgischen Malchow und in Aschaffenburg. Die Sägewerke schneiden pro Jahr über 600.000 Festmetern Holz, 800 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, es hat 2.000 Kunden in mehr als 70 Ländern.
Die Kosten sind vergleichbar
Vertriebsbüros gibt es in Polen, China und in den USA. Der Jahresumsatz liegt bei knapp 200 Mio. Euro. Die Reaktionen von Architekten und Bauherren seien positiv, so Jan Hassan, zumal es keine Mehrkosten gibt. Buchenholz ist wegen seiner schwierigeren Aufbereitung zwar etwas teurer als Fichtenholz, trotzdem sind die Preise vergleichbar.
"In einer vergleichbaren Bausituation kann ich mit Buchenfurnierschichtholz viel materialsparender bauen, das heißt, die Querschnitte der Träger werden kleiner, das spart Material, das spart unterm Strich auch Geld. Und wenn man ein Projekt vergleicht, dann kostet es mit Buchenfurnierschichtholz zu bauen nicht mehr als mit Fichte."
Der Klimawandel mit den Dürreperioden der vergangenen zwei Jahre und dem dramatische Befall von Fichten durch Borkenkäfer zwingt alle Akteure der Waldwirtschaft sowie der Politik zu einem grundlegenden Umdenken. Mittelfristig haben Fichtenwälder ausgedient, die Zukunft gehört den Laubbäumen. Welche dies genau sein werden, ist noch unklar, die Buche gehört sicher dazu.