Chio, vor ziemlich genau zwei Jahren. Philip Weishaupt gewinnt den Großen Preis von Aachen. Und damit 330.000 Euro Preisgeld. Für den Augsburger der größte Erfolg seiner Karriere. Diesmal will Weishaupt den Großen Preis wieder gewinnen. Er gibt zu: Ihm geht es dabei auch ums Geld.
"Der Prestige-Titel ist natürlich schön. Aber der bezahlt keine Rechnungen"
Deshalb hat Philip Weishaupt in dieser Woche alles diesem Ziel untergeordnet. Zumal der 32-Jährige im Großen Preis die Chance auf einen weiteren Batzen Geld hat.
"Bei mir geht’s noch um den Grand-Slam. Ich hab da noch die Chance auf einen Bonus."
Eine Viertel Million Euro, um genau zu sein. Auch Routinier Marcus Ehning sagt ganz offen.
"Wir müssen davon leben. Und da sucht man sich dann schon die Turnier aus, wo es mehr Geld gibt."
Reit-Betriebe als mittelständische Unternehmen
Weil hinter einem Berufs-Springreiter oftmals ein ganzes mittelständisches Unternehmen steckt.
"Die meisten haben ja einen Betrieb zu Hause, davon lebt der Betrieb ein bisschen / Jeder Reiter muss seinen eigenen Stall unterhalten."
...sagen Mannschaftsreiter Maurice Tebbel und Bundestrainer Otto Becker. Stallungen, Pferdepfleger, Futter und Reisekosten – da fällt einiges an. Und die Turnierlandschaft gibt mittlerweile auch einiges her.
"Wenn man sieht, an einem Wochenende manchmal drei Fünf-Sterne-Turniere. Und die haben alle Warteliesten, weil Leute da noch reiten wollen. Das ist ja keine negative Entwicklung."
Der vierfache Olympiasieger Ludger Beerbaum ist seit mehr als 30 Jahren im Geschäft. Auch er beobachtet eine Veränderung. Waren es vor 10 Jahren noch 11.000 Reiter, die weltweit auf hochklassigen Turnieren starteten, sind es heute 20.000.
"Die 20.000 Reiter, eingetragen weltweit, die müssen ja auch irgendwo starten. Die können ja nicht alle auf dieselben Turniere gehen. Insofern ist es doch gar nicht schlimm, dass es so viele Turniere gibt und so viele Startmöglichkeiten."
Gerade gute Pferde sind teuer
Mittlerweile sind viele Reiter als eine Art Ich-AG unterwegs. Und verzichten auch schon mal auf einen Start in der Mannschaft ihres Heimatlandes bei einem Nationenpreis, weil andere Turniere einfach lukrativer sind. Aber nicht nur deshalb musste Bundestrainer Otto Becker in der Vergangenheit seine Equipe öfter umbauen. Ein weiteres Problem sind die Pferde – und auch das hat wieder mit Geld zu tun.
"Für die Reiter wird es immer schwieriger, ein gutes Pferd zu bekommen. Es ist noch schwieriger wenn man ein gutes Pferd hat, es zu behalten."
Becker setzt aktuell verstärkt auf junge Talente. Verbunden mit der Hoffnung auf eine konstante Weiterentwicklung. Was aber auch davon abhängt, ob Jungstars wie Laura Klaphake oder Maurice Tebbel ihre Top-Pferde langfristig halten können. Mehr Geld bedeutet hier natürlich mehr Sicherheit. Und so werden und müssen viele Reiter auch in Zukunft da aufsatteln, wo es am meisten zu verdienen gibt.