Am Mikrofon begrüßt Sie Jochen Hubmacher. Viele Wege in der klassischen Musikwelt führen dieses Jahr zu Claude Debussy. Denn am 22. August jährt sich der Geburtstag des großen französischen Komponisten zum 150. Mal. Eine besonders reizvolle Route hin zu Debussys Klaviermusik und vor allem zu Debussys Klavierklang schlägt der russische Pianist Alexei Lubimov im Jubiläumsjahr ein. Seine Klangreise hat er auf einer Doppel-CD dokumentiert, die jetzt beim Label ECM erschienen ist. "Claude Debussy – Préludes" lautet ihr Titel und Debussys wohl berühmtestes Werk dieser Gattung darf da natürlich nicht fehlen.
"Prélude à l'après-midi d'un faune"
Claude Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faune" gehört zum Standardrepertoire jedes professionellen Sinfonieorchesters. Die Version des Stücks für zwei Klaviere ist dagegen kaum im Konzertbetrieb anzutreffen. Claude Debussy hat sie selbst eingerichtet und 1895 veröffentlicht, also nur ein Jahr nach der Urauffführung der Orchesterfassung.
Alexei Lubimov, Schüler des berühmten Klavierpädagogen Heinrich Neuhaus, und Alexei Zuev, wiederum Schüler von Alexei Lubimov, kombinieren bei ihrer äußerst gelungenen Interpretation maximalen Farbenreichtum und höchstmögliche Transparenz. Auch bei Kennern der Orchesterversion dürfte sich der eine oder andere "Aha-Effekt" einstellen. Kompositorische Details, die im orchestralen Klangbad bisweilen untergehen, kommen in der Klavierfassung plötzlich verblüffend klar zu Geltung. Die veränderte Hörperspektive eröffnet faszinierende Einsichten in die Struktur der Komposition.
"Claude Debussy – Préludes", der Titel ist Programm. Bei der Doppel-CD des russischen Pianisten Alexei Lubimov stehen Debussys 24 "Préludes" für Klavier solo im Mittelpunkt. Sie entstanden zwischen 1909 und 1913 und verteilen sich auf zwei Hefte mit jeweils zwölf Präludien. Der Clou bei Alexei Lubimovs Aufnahme ist, dass er zwei verschiedene Instrumente einsetzt und so die beiden Hefte klanglich voneinander abhebt. In Heft 2 erklingt ein Steinway-Flügel aus dem Jahr 1913. Lubimov hat ihn in der polnischen Botschaft in Brüssel entdeckt. Der berühmte polnische Klaviervirtuose Ignacy Jan Paderewski soll ihn einst als Konzertflügel benutzt haben.
"Les fées sont d'exquises danseuses”
Feen, die leichtfüßig über Spinnwebenfäden tänzeln und für die Musik sorgen, eine Spinne am Cello gemeinsam mit einer Klarinette spielenden Heuschrecke. Diese skurrile Buchillustration zu J. M. Barries "Peter Pan in Kensington Gardens" soll Debussy zu dem eben gehörten Prélude inspiriert haben. Oder war es vielleicht umgekehrt? Schrieb er erst die Musik und fühlte sich dann an die Illustration von Arthur Rackham erinnert? Es hat sicher einen Grund, warum Claude Debussy seine 24 Préludes für Klavier mit assoziativen Anmerkungen versehen hat. So wie gerade: "Les fées sont d'exquises danseuses", also "Feen sind hervorragende Tänzerinnen". Debussy lässt diese Zeilen jedoch nie als Titel zu Anfang, sondern immer erst am Ende eines Stücks auftauchen.
Zwei Flügel also hat Alexei Lubimow für seine Aufnahme der Debussy Préludes benutzt. Den Steinway aus dem Jahr 1913 konnten wir gerade hören. Obwohl Debussy selbst zu Hause auf einem Instrument der Leipziger Klaviermanufaktur Blüthner spielte, äußerte er einmal, dass seine Musik am besten und volkommensten auf einem Bechstein klingen würde. Voilà!
"La fille aux cheveux de lin"
"Klar, graphisch-deutlich, transparent und leicht", so beschreibt der russische Pianist Alexei Lubimov den Klang des Bechstein-Flügels, Baujahr 1925, mit dem er das erste Heft der Préludes von Claude Debussy beim Label ECM auf CD eingespielt hat. Das Instrument haben wir gerade beim Prélude Nr. 8 aus Heft 1 erlebt, dem gerne als Zugabestück genutzten "La fille aux cheveux de lin" – "das Mädchen mit dem flachsfarbenen Haar".
"Göttlich weich im Pianissimo, resonanzvoll und wunderbar geeignet für unerwartete Farben", diese Klangeigenschaften kennzeichnen für Lubimow das zweite Instrument der Aufnahme, also den Steinway. Wie hervorragend sich die beiden Flügel klanglich ergänzen, zeigen drei Stücke, die vom Titel her aus der Reihe der Préludes herausfallen. Die "Trois Nocturnes" entstanden ursprünglich für Orchester und Frauenchor. Maurice Ravel fertigte jedoch eine Fassung für zwei Klaviere an, die nahezu zeitgleich mit dem ersten Heft der Debussy Klavier-Préludes erschien.
Als nicht zu hallig, aber dennoch schön tragend erweist sich die Akustik der St. Pieterskerk im belgischen Leut. Perfekte Bedingungen also für Alexei Lubimov und Alexei Zuev, die den beiden Instrumenten unter ihren Pianistenhänden einen satten, orchestralen Klang entlocken, der fast vergessen lässt, dass hier lediglich zwei Musiker am Werk sind.
"Fêtes” aus: Trois Nocturnes
Fassung für zwei Klaviere von Maurice Ravel
Eine wilde Party, bei der zu mitternächtlicher Stunde noch schnell Franz Liszt mit seiner zweiten ungarischen Rhapsodie durchs Klangbild huscht. Ein Ausschnitt aus "Fêtes" war das, dem zweiten der drei Nocturnes von Claude Debussy, die der Komponistenkollege Maurice Ravel für zwei Klaviere arrangiert hat.
"Claude Debussy – Préludes" lautet der Titel der jetzt beim Label ECM erschienenen Doppel-CD der Pianisten Alexei Lubimov und Alexei Zuev. Das kreative Klangkonzept und die jederzeit schlüssige, mitunter geradezu mitreißende Interpretation, verdient das Prädikat "Extraklasse". Eine CD, die das Zeug zur Referenzaufnahme hat. Die zum 150. Geburtstag Debussys noch reichlich zu erwartenden Einspielungen seiner Klaviermusik werden sich daran messen lassen müssen.
Das war die neue Platte. Am Mikrofon bedankt sich für Ihr Interesse: Jochen Hubmacher.
CD-Infos:
Claude Debussy: Préludes
Alexei Lubimov, Klavier
Alexei Zuev, Klavier
Label: ECM
Bestell-Nr.: ECM 2241/42
LC:02516
"Prélude à l'après-midi d'un faune"
Claude Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faune" gehört zum Standardrepertoire jedes professionellen Sinfonieorchesters. Die Version des Stücks für zwei Klaviere ist dagegen kaum im Konzertbetrieb anzutreffen. Claude Debussy hat sie selbst eingerichtet und 1895 veröffentlicht, also nur ein Jahr nach der Urauffführung der Orchesterfassung.
Alexei Lubimov, Schüler des berühmten Klavierpädagogen Heinrich Neuhaus, und Alexei Zuev, wiederum Schüler von Alexei Lubimov, kombinieren bei ihrer äußerst gelungenen Interpretation maximalen Farbenreichtum und höchstmögliche Transparenz. Auch bei Kennern der Orchesterversion dürfte sich der eine oder andere "Aha-Effekt" einstellen. Kompositorische Details, die im orchestralen Klangbad bisweilen untergehen, kommen in der Klavierfassung plötzlich verblüffend klar zu Geltung. Die veränderte Hörperspektive eröffnet faszinierende Einsichten in die Struktur der Komposition.
"Claude Debussy – Préludes", der Titel ist Programm. Bei der Doppel-CD des russischen Pianisten Alexei Lubimov stehen Debussys 24 "Préludes" für Klavier solo im Mittelpunkt. Sie entstanden zwischen 1909 und 1913 und verteilen sich auf zwei Hefte mit jeweils zwölf Präludien. Der Clou bei Alexei Lubimovs Aufnahme ist, dass er zwei verschiedene Instrumente einsetzt und so die beiden Hefte klanglich voneinander abhebt. In Heft 2 erklingt ein Steinway-Flügel aus dem Jahr 1913. Lubimov hat ihn in der polnischen Botschaft in Brüssel entdeckt. Der berühmte polnische Klaviervirtuose Ignacy Jan Paderewski soll ihn einst als Konzertflügel benutzt haben.
"Les fées sont d'exquises danseuses”
Feen, die leichtfüßig über Spinnwebenfäden tänzeln und für die Musik sorgen, eine Spinne am Cello gemeinsam mit einer Klarinette spielenden Heuschrecke. Diese skurrile Buchillustration zu J. M. Barries "Peter Pan in Kensington Gardens" soll Debussy zu dem eben gehörten Prélude inspiriert haben. Oder war es vielleicht umgekehrt? Schrieb er erst die Musik und fühlte sich dann an die Illustration von Arthur Rackham erinnert? Es hat sicher einen Grund, warum Claude Debussy seine 24 Préludes für Klavier mit assoziativen Anmerkungen versehen hat. So wie gerade: "Les fées sont d'exquises danseuses", also "Feen sind hervorragende Tänzerinnen". Debussy lässt diese Zeilen jedoch nie als Titel zu Anfang, sondern immer erst am Ende eines Stücks auftauchen.
Zwei Flügel also hat Alexei Lubimow für seine Aufnahme der Debussy Préludes benutzt. Den Steinway aus dem Jahr 1913 konnten wir gerade hören. Obwohl Debussy selbst zu Hause auf einem Instrument der Leipziger Klaviermanufaktur Blüthner spielte, äußerte er einmal, dass seine Musik am besten und volkommensten auf einem Bechstein klingen würde. Voilà!
"La fille aux cheveux de lin"
"Klar, graphisch-deutlich, transparent und leicht", so beschreibt der russische Pianist Alexei Lubimov den Klang des Bechstein-Flügels, Baujahr 1925, mit dem er das erste Heft der Préludes von Claude Debussy beim Label ECM auf CD eingespielt hat. Das Instrument haben wir gerade beim Prélude Nr. 8 aus Heft 1 erlebt, dem gerne als Zugabestück genutzten "La fille aux cheveux de lin" – "das Mädchen mit dem flachsfarbenen Haar".
"Göttlich weich im Pianissimo, resonanzvoll und wunderbar geeignet für unerwartete Farben", diese Klangeigenschaften kennzeichnen für Lubimow das zweite Instrument der Aufnahme, also den Steinway. Wie hervorragend sich die beiden Flügel klanglich ergänzen, zeigen drei Stücke, die vom Titel her aus der Reihe der Préludes herausfallen. Die "Trois Nocturnes" entstanden ursprünglich für Orchester und Frauenchor. Maurice Ravel fertigte jedoch eine Fassung für zwei Klaviere an, die nahezu zeitgleich mit dem ersten Heft der Debussy Klavier-Préludes erschien.
Als nicht zu hallig, aber dennoch schön tragend erweist sich die Akustik der St. Pieterskerk im belgischen Leut. Perfekte Bedingungen also für Alexei Lubimov und Alexei Zuev, die den beiden Instrumenten unter ihren Pianistenhänden einen satten, orchestralen Klang entlocken, der fast vergessen lässt, dass hier lediglich zwei Musiker am Werk sind.
"Fêtes” aus: Trois Nocturnes
Fassung für zwei Klaviere von Maurice Ravel
Eine wilde Party, bei der zu mitternächtlicher Stunde noch schnell Franz Liszt mit seiner zweiten ungarischen Rhapsodie durchs Klangbild huscht. Ein Ausschnitt aus "Fêtes" war das, dem zweiten der drei Nocturnes von Claude Debussy, die der Komponistenkollege Maurice Ravel für zwei Klaviere arrangiert hat.
"Claude Debussy – Préludes" lautet der Titel der jetzt beim Label ECM erschienenen Doppel-CD der Pianisten Alexei Lubimov und Alexei Zuev. Das kreative Klangkonzept und die jederzeit schlüssige, mitunter geradezu mitreißende Interpretation, verdient das Prädikat "Extraklasse". Eine CD, die das Zeug zur Referenzaufnahme hat. Die zum 150. Geburtstag Debussys noch reichlich zu erwartenden Einspielungen seiner Klaviermusik werden sich daran messen lassen müssen.
Das war die neue Platte. Am Mikrofon bedankt sich für Ihr Interesse: Jochen Hubmacher.
CD-Infos:
Claude Debussy: Préludes
Alexei Lubimov, Klavier
Alexei Zuev, Klavier
Label: ECM
Bestell-Nr.: ECM 2241/42
LC:02516