"Hier wird versucht, Geschichte zu verändern, umzuinterpretieren, und das ist ein Grund, weshalb sich viele Bürgerinnen und Bürger in der Stadt dagegen gewendet haben."
"Wir haben die drei Türme im Blick. Und dazu gehört die Garnisonkirche. Det hat die Silhouette ausgemacht von Potsdam. Und diese Silhouette brauchen wir wieder."
"Ich nehm‘ aus Potsdam wahr: Es gibt Kirchenaustritte wegen der Garnisonkirche. Und deswegen sage ich auch Baustopp."
Ein Projekt von nationaler Bedeutung
Ein im Krieg zerstörtes Bauwerk wird wiederaufgebaut: die Potsdamer Garnisonkirche. Obwohl die Rekonstruktion des Kirchturms längst begonnen hat, sorgt das Vorhaben in der Bevölkerung und unter Fachleuten weiterhin für heftige Kontroversen, in Potsdam und weit darüber hinaus, geht es doch um ein Projekt von nationaler Bedeutung. Schirmherr ist der Bundespräsident, die Bundesregierung übernimmt einen großen Teil der Baukosten.
Die Kirche, ein Hauptwerk des preußischen Barock, entstand in den Jahren 1730 bis 1735 nach Plänen des Architekten Philipp Gerlach, auf Anordnung des preußischen Königshauses, bestimmt für die Angehörigen des Hofstaats und der Garnison. Hier fand unter anderem der "alte Fritz", Friedrich der Große, seine letzte Ruhestätte.
Das Gotteshaus, mit seinem fast 90 Meter hohen Turm ein Wahrzeichen der Stadt, war wegen seines Glockenspiels weithin gerühmt.
Zu jeder halben Stunde erklang 150 Jahre lang "Üb’ immer Treu und Redlichkeit", bis alliierte Bomber die Kirche gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Schutt und Asche legten. 1968 gaben ihr dann DDR-Politiker den Rest, sie ließen die Ruine sprengen und abtragen. Nun soll der Bau in altem Glanz wieder erstrahlen, als "Kirche der Versöhnung".
Altbischof Wolfgang Huber, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche:
"Potsdam hatte in früheren Zeiten drei barocke Kirchtürme. Der Turm der Garnisonkirche ist der einzige, bei dem es überhaupt die Möglichkeit gibt, ihn wiederaufzubauen, so dass in diesem Fall auch die Rekonstruktion einen städtebaulich und architektonisch guten Sinn macht."
Preußen - nur schöne Schlösser und Gärten?
Geht es nur um das städtebauliche Bild, was ja auch beim Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche oder der Fassade des Berliner Stadtschlosses angeführt wurde? Oder steht dahinter auch der verklärende Rückgriff auf längst vergangene glorreiche Epochen Potsdams und Preußens, gerade in unübersichtlichen Zeiten, in denen bei manchen die Sehnsucht nach Heimat, Identität und Verankerung wächst?
Paul Nolte ist Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Garnisonkirche. Er sieht die Kirche als einen Ort, das Preußenbild zu hinterfragen.
"Wir begegnen Preußen in Berlin und zumal in Potsdam ja auf Schritt und Tritt, aber nach meinem Eindruck doch häufig in Formen, die sehr gefällig sind. Sanssouci, ‚ohne Sorge‘, Preußen ohne Sorge, mit schönen Schlössern und Gärten, mit Bibliotheken und Kultur, mit dem Humboldt-Forum, das auch unter wesentlicher Beteiligung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz entsteht. Und das ist mir ein zu enges, ein zu harmloses Preußenbild."
Das Humboldt-Forum, ein Prestige-Projekt des Bundes und des Landes Berlin, soll nach den in der Hauptstadt fast schon obligatorischen Verzögerungen im kommenden Herbst eröffnet werden. Auch der Wiederaufbau des im Krieg beschädigten Hohenzollern-Schlosses war umstritten. Das SED-Regime hatte 1950 die Ruine abreißen und an der Stelle den Palast der Republik errichten lassen, ein symbolträchtiger Bau, in dem unter anderem die DDR-Volkskammer tagte.
2002 beschloss der Bundestag, den asbestverseuchten Palast durch die äußere Hülle des Stadtschlosses zu ersetzen, was manche Kritiker als späten Triumph des Preußentums über die untergegangene DDR empfanden. Womöglich hat der Wiederaufbau des Stadtschlosses das Haus Hohenzollern ermuntert, 100 Jahre nach dem Untergang der Monarchie die Rückgabe mehrerer Zehntausend Objekte aus den Beständen Berliner und Brandenburger Museen zu fordern, zudem ein dauerhaftes unentgeltliches Wohnrecht im Potsdamer Schloss Cecilienhof.
Bei der Grundsteinlegung für das mehr als 600 Millionen Euro teure Humboldtforum erklärte der damalige Bundesbauminister Peter Ramsauer im Juni 2013:
"Die Welt schaut schon ein Stückchen auch darauf, wie wir diese Stadt nach Jahrzehnten der Teilung und der städtebaulichen Verwüstung, die nach der Sprengung des alten Stadtschlosses angerichtet worden ist, wie wir diese Wunden auch wieder heilen. Und auch darüber sollten wir uns in aller Offenheit freuen."
Mit dem Wiederaufbau wurden allerdings nicht nur alte städtebaulichen Wunden geheilt, sondern auch neue aufgerissen. Denn hinter der prächtigen Fassade entstand kein überzeugendes Ausstellungskonzept. Auch ein spät berufener prominenter englischer Museumsexperte konnte die Defizite nicht beseitigen. Stattdessen entfachte die vorgesehene Präsentation außereuropäischer Kunst- und Kulturgüter aus verschiedenen Berliner Museen eine neue Diskussion über Kolonialismus und Raubkunst.
Kritiker sehen die Kirche als Ort antirepublikanischer Kräfte
Eine Kontroverse, die auch den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche begleitet. Der Architekturhistoriker Philipp Oswalt, Professor an der Universität Kassel:
"Ich möchte einfach daran erinnern, dass die Kirche von Anfang an die Synthese von Kirche, Staat und Militär war. Spätestens im Wilhelminischen Reich war das halt auch der Ort, wo die Soldaten gesegnet wurden, die in die Kolonialkriege gegangen sind, die zum Teil auch den Völkermord an den Herero und Nama sowie die Niederschlagung des Boxeraufstandes in China zu verantworten hatten. Und ganz krass wird es mit dem Ende des Ersten Weltkriegs. Die Garnisonkirche wird der Sammelort der rechtsradikalen, republikfeindlichen Kräfte ganz von Anfang an."
In einem offenen Brief haben kürzlich über 100 Künstler, Wissenschaftler und Architekten das Projekt kritisiert und auf eine Linie vom preußischen Militarismus über den Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik und den Nationalsozialismus bis zu neuen rechtsextremen Auswüchsen hingewiesen. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen – neben Philipp Oswalt - Hans Haacke, Klaus Staeck, Stefanie Schüler-Springorum und Wolfram Wette, sowie der Historiker Manfred Gailus von der Technischen Universität Berlin:
"Es gibt eine endlose Kette von Veranstaltungen in dieser Kirche, beginnend 1919, wo sich alle antirepublikanischen, antidemokratischen Kräfte sammeln, und gegen Ende hin dann auch im wachsenden Maße Nationalsozialisten."
Kein anderes Datum ist mit der Garnisonkirche so eng verbunden wie der 21. März 1933, der "Tag von Potsdam", den Reichspropagandaminister Joseph Goebbels als "unvergesslich in seiner historischen Bedeutsamkeit" bejubelte.
Nach dem Reichstags-Brand vom 27. Februar 1933 brauchte das neu gewählte Parlament einen anderen Ort für die traditionelle Eröffnungsfeier. Die Wahl fiel auf die Garnisonkirche als Ausweichquartier; die "geheiligte Stätte preußischer Tradition", wie Zeitungen schrieben.
Hunderttausende säumten die Straßen, als die Autoschlangen von Berlin über die Glienicker Brücke Richtung Garnisonkirche fuhren; die Menschen jubelten vor allem einem zu.
"Der Reichskanzler, der junge Reichskanzler Adolf Hitler. Das werden die Tausende, die hier zusammengeballt stehen, in ihrem Leben nicht vergessen."
Nationalsozialisten inszenieren "Tag von Potsdam"
Gegen Mittag betraten Reichspräsident Paul von Hindenburg - in der Uniform des kaiserlichen Generalfeldmarschalls - und Adolf Hitler die Garnisonkirche, wo 2.000 Ehrengäste warteten, neben den Abgeordneten Vertreter des Militärs, Angehörige des Hauses Hohenzollern und SA-Männer. Zunächst wandte sich der greise Hindenburg an die Versammlung, dann trat Hitler ans Rednerpult.
"Wir wollen wiederherstellen das Primat der Politik, die berufen ist, den Lebenskampf der Nation zu organisieren und zu leiten, wollen uns redlich bemühen, diejenigen zusammenzufügen, die eines guten Willens sind, und diejenigen unschädlich zu machen, die dem Volke zu schaden versuchen."
Im Anschluss verabschiedete sich Hitler mit einer tiefen Verbeugung vor Hindenburg. Der Handschlag wurde zum Symbol des Tags von Potsdam und sollte die Verbindung der alten Größe Preußens und der jungen Kraft des Nationalsozialismus ausdrücken, verewigt auf unzähligen Geldmünzen und Postkarten. Dieses Geschichtsbild stellt die Garnisonkirche bis heute in den Kontext des Dritten Reiches.
DDR lässt die Kriegsruine sprengen
Bei einem alliierten Luftangriff auf Potsdam wurde am 14. April 1945 die Garnisonkirche getroffen, das Innere des Kirchenschiffs und der Turm brannten aus. Dort wurde später eine provisorische Kapelle eingerichtet, so dass ab 1950 wieder ein Gemeindeleben mit Gottesdiensten stattfanden konnte - bis 1968.
Wohl auf Weisung Walter Ulbrichts wurde die Garnisonkirche gesprengt; ein barbarischer Akt, wie auch Kritiker des Wiederaufbaus einräumen. Doch nicht allein in der DDR seien beschädigte Kirchen geschleift worden, meint Philipp Oswalt.
"Auch in Westdeutschland wurden Gotteshäuser abgerissen nach dem Krieg. Hier in Berlin, in West-Berlin alleine, glaube ich, neun Synagogen. Da sind mehr Synagogen zerstört worden als in der sogenannten Reichskristallnacht. Gotteshäuser haben beide Staaten abgerissen."
In Kreuzberg wurde zum Beispiel 1961 die stark beschädigte Jerusalemkirche abgerissen, 1725–31 errichtet nach Plänen Philipp Gerlachs, jenes Architekten, der auch die Potsdamer Garnisonkirche erbaute. Dies hat schon länger niemand als "Kulturbarbarei" gegeißelt.
Ein Blick ins Ausland zeigt jedoch, dass nicht überall der Nachkriegsgeist mit Abrissbirne und Planierraupe daherkam. Der Kunsthistoriker Arnold Bartetzky von der Universität Leipzig:
"Die Altstadt von Warschau wurde flächendeckend und gezielt zerstört von der deutschen Wehrmacht, um kurz gesagt Polen als Kulturnation zu vernichten. Und in Polen war man sich nach 1945 lagerübergreifend einig, sowohl bei den Kommunisten als auch bei den Intellektuellen oder Oppositionellen, die es damals noch gab: Das kann nicht das letzte Wort sein."
Was folgte, war der weitgehend originalgetreue Wiederaufbau mit kopfsteingepflasterten Straßen und mittelalterlichen Häusern.
Ein vergiftetes Geschenk: das Glockenspiel
Seit 1797 erklang vom Turm der Garnisonkirche zu jeder vollen Stunde die Melodie ‚Lobe den Herren‘, zu jeder halben Stunde ‚Üb immer Treu und Redlichkeit‘. 1945 verstummten die Glocken, bis in den 1980er Jahren eine "Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel" auftauchte, einen Nachbau anfertigen ließ und das aus 40 Glocken bestehende Carillon 1991 der Stadt Potsdam schenkte, die es auf einer Wiese in der Innenstadt aufstellen ließ. Initiator war Max Klaar, Offizier eines Fallschirmjägerbataillons aus dem fernen Sauerland. Ein Danaer-Geschenk, eine vergiftete Gabe, wie sich zeigen sollte. Philipp Oswalt:
"Diese Glocken wurden versehen mit Inschriften, die sie nie hatten. Es gibt Widmungen an sechs Wehrmachtsverbände, auch einen Wehrmachtstruppenteil, der die Belagerung von St. Petersburg vollzogen hat, eines der schlimmsten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs. Es sind in guten Teilen rechtsradikale Inschriften, und das hat in einer demokratischen Gesellschaft nichts verloren."
Waren die Protagonisten des Wiederaufbaus so naiv oder so beglückt über das unverhoffte Geschenk, dass keiner genau hinsah, was auf den Glocken stand und wes Geistes Kind die Traditionsgemeinschaft war?
Als die 100 Künstler, Wissenschaftler und Architekten in ihrem Protestbrief auf die "rechtsradikalen und militaristischen Inschriften" hinwiesen, zog Potsdams Oberbürgermeister die Notbremse: Er ließ vergangenen September das Glockenspiel abschalten. Ein stummes Zeugnis irregeleiteter deutscher Traditionspflege.
"Max Klaar wurde erst später von dem Bundesverteidigungsministerium als ein Rechtsradikaler bezeichnet und auch Kontaktverbot zur Truppe erteilt, was schon eine relativ scharfe Maßnahme ist."
Schließlich beendete Oberstleutnant a.D. Max Klaar sein Engagement für die Garnisonkirche, nicht ohne der Stiftung in einem Rundbrief noch einige rechte und antisemitische Tiraden mit auf den Weg zu geben.
"Das geistige Erbe von Max Klaar, der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel, hängt uns schon oft noch wie eine Bleikugel an den Füßen."
Stellt Wieland Eschenburg fest, Sprecher der Stiftung Garnisonkirche. Obwohl sich offensichtlich geistige Erben vom rechtsradikalen Rand von der Kirche angezogen fühlten, hat dies den Wiederaufbau nicht aufgehalten. Vor knapp einem Jahr wurden die ersten Steine gesetzt. Mittlerweile sind die Maurer, von denen einige schon die Dresdner Frauenkirche wiederaufgebaut haben, bei einer Höhe von über zehn Metern angelangt.
"Man sieht’s ja hier, wo wir stehen, dieses Mauerwerk, wirklich Stein für Stein gemauert, an den stärksten Teilen ist es 3,50 Meter dick. Das ist schon im Moment in Europa einzigartig."
Im Innern soll eine Ausstellung Geschichte lehren
Der Turm der Garnisonkirche - nur der wird zunächst wiedererrichtet - soll im Sommer 2022 fertiggestellt sein, mit einer Aussichtsplattform in 57 Meter Höhe und der Turmspitze in knapp 90 Metern. Strittig ist, ob die Fassade mit oder ohne historischen Waffenschmuck rekonstruiert werden soll.
Im Innern des Turms will die Stiftung Garnisonkirche, in der vor allem Kirchenvertreter und Politiker sitzen, mit einer Ausstellung an die Geschichte des Gebäudes wie an markante Ereignisse preußischer und deutscher Vergangenheit erinnern; ob in kritischer oder beschönigender Weise, daran wird sich die Stiftung messen lassen müssen. Ihr hehrer Vorsatz: Geschichte erinnern, Verantwortung lernen, Versöhnung leben. Paul Nolte, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats:
"Geschichte erinnern, natürlich kritisch erinnern. Da droht keine nationale Identitätsstiftung. Der wissenschaftliche Beirat wird dafür sorgen, dass da ein sehr vielschichtiges Bild der preußisch-deutschen Geschichte entsteht als ein problematischer deutscher, preußischer Ort."
Aber hätte dieser kritische Blick auf die preußisch-deutsche Geschichte nicht auch in einem der bestehenden Potsdamer Museen einen adäquaten Platz gefunden? Philipp Oswalt ist nach wie vor skeptisch, ob die Garnisonkirche der geeignete Ort ist und die Stiftung genügend Distanz für eine unvoreingenommene Betrachtung aufbringt.
"Wenn wir das als Lernort haben wollen, muss die Kirche in der Lage sein, ihre eigene Geschichte kritisch zu betrachten und aufzubereiten, sonst wird das ein Identifikationsort, und das ist vor der Geschichte dieses Ortes fatal. Es geht nicht um den Potsdamer Dreikirchenblick und ‚unsere Stadt soll schöner werden‘, es ist ein zentraler Ort deutscher Geschichte. Es bedarf auf Bundesebene einer Debatte darüber, wie man deutsche Geschichte an diesem Ort versteht."
Historische Rekonstruktionen liegen im Trend
Die Garnisonkirche ist ein weiterer Meilenstein in der Rekonstruktion der historischen Mitte Potsdams - nach dem Wiederaufbau des Stadtschlosses, in dem jetzt der brandenburgische Landtag residiert, dem Museum Barberini und demnächst mit diversen Wohn- und Geschäftshäusern im historischen Gewand.
Die Stadt Frankfurt am Main hat kürzlich einen ähnlichen Weg beschritten. In der Altstadt hat ein privater Investor mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Kommune an der Stelle eines Nachkriegsbaus rund 100 Wohnungen, Geschäfte und Kneipen errichtet, unter Verwendung noch vorhandener Original-Bausteine. Ein modernes Viertel hinter historisierenden Fassaden, so Oberbürgermeister Peter Feldmann.
"Wir haben versucht, vieles von dem, was noch da war, was hier in Frankfurt historisch als Messestadt, als Handelsstadt, als eine Stadt, wo die Menschen auch gelebt haben, gefeiert haben, sehr lebendig auch erlebt haben, rüberzubringen."
Die Stadt als Museum
Städte wie Berlin, Frankfurt und Potsdam versuchen, Teile ihres im Krieg zerstörten historischen Stadtbildes zu rekonstruieren, und reißen dafür Bauten aus der Nachkriegszeit ab: in Berlin den Palast der Republik, in Potsdam eine Fachhochschule und demnächst ein von Künstlern genutztes ehemaliges Rechenzentrum, in Frankfurt das technische Rathaus. Welche Perspektive aber bieten diese historisierenden Räume für das Zusammenleben? Müssen langjährige Bewohner im Zeichen der Gentrifizierung weichen, und drohen die Innenstädte – wie in Venedig oder Amsterdam – zu Museen zu verkommen? Diese Gefahr sieht zum Beispiel der Niederländer Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums Berlin. Er hat lange in Amsterdam gelebt.
"Die Altstadt von Amsterdam ist musealisiert, weil sie war so heil und so schön, dass auf einmal eine Riesenmenge an Touristen diese Stadt besucht, und es wird jedes Jahr mehr. Und die Leute, die diese schönen Häuser renoviert haben, die sind total irritiert, und die ziehen wieder weg. Weil die Stadt ein Museum geworden ist für Touristen in Massen."