Es ist keine große Ausstellung, sondern eher eine Demonstration des technisch Möglichen und eine politische Manifestation gegen die Kulturbarbarei in den Kriegsgebieten in Syrien und im Irak. Zu sehen sind untergegangene Kunstschätze des Alten Orients, so Francesco Rutelli, der Initiator der Ausstellung.
"Der Stier von Nimrud in Assyrien ist ausgelöscht, der Baaltempel von Palmyra ist in die Luft gesprengt und der Saal des königlichen Archivs in Ebla ist irreparabel verfallen. Wir haben alle drei mit modernen Technologien sehr authentisch rekonstruiert – mit Robotern, 3D-Druckern und einer Prozedur, die die Kopien wahrhaftiger und glaubwürdiger macht."
Die Exponate lassen das Kolosseum fast jung aussehen. Das Archiv von Ebla entstand etwa 2.300 Jahre vor Christus und war damit mehr als doppelt so alt wie die große Arena in Rom. Nun ist ein Raum dieses Archivs mitsamt vieler Schrifttafeln wiedererstanden und alles sieht absolut echt aus.
"Wir wollen Methoden für die zukünftige Rekonstruktion anbieten, wenn der Krieg zu Ende ist. Die interessierten Länder und die internationale Gemeinschaft werden die prächtigen Werke mithilfe von Wissenschaftlern, Historikern, Technikern und Restaurateuren wieder für ein großes Publikum zugänglich machen können", sagt der frühere römische Bürgermeister und italienische Kulturminister.
"Niemand will Disneyland an diese Orte bringen"
Was nicht heißt, dass das neue Palmyra genauso wie die Kopien im Kolosseum aus Polystyrol, Flüssiggießharz und Marmorstaub wiedererstehen soll.
"Niemand will Disneyland an diese Orte bringen. Das ist unmöglich und wäre grundfalsch. Aber eine Ausstellung, die diese Pracht zeigt und beweist, dass wir die technischen Voraussetzungen haben, Rekonstruktionen anzufertigen, ist nützlich. In einem Museum kann man sich vorstellen, etwas mit Kunststoffen zu reproduzieren, unter freiem Himmel müssen natürlich Materialien, die glaubwürdiger sind, benutzt werden. Es wird eine große wissenschaftliche Diskussion geben, die auch schon angefangen hat. Wir hoffen, dass die Schau einen konstruktiven Beitrag dazu leisten kann. Darum geht es in dieser Ausstellung."
"Wiedergeburt aus Zerstörung" - so heißt die kleine Sonderausstellung, die nicht nur zeigt, wie wichtig es ist, das Weltkulturerbe zu bewahren, sondern auch Vorkehrungen zu treffen für den Fall einer Zerstörung.
"Unsere Techniker mussten sehr komplexe Rekonstruktionen anfertigen, denn es gab keine Dateien mit virtuellen räumlichen Modellen. Es gab Filme, Fotografien, einige Skizzen. Vor der Rekonstruktion gab es also eine sehr lange Prüfung. Das zeigt auch, wie wichtig es ist, eine Datenbank zu besitzen, eine Dokumentation, die es uns erlaubt, eine Restaurierung oder einen 3D-Gegenstand zu realisieren, damit nicht unwiderruflich verloren geht, was verloren gehen kann."
Die Ausstellung wird bis zum 11. Dezember im Kolosseum zu sehen sein.