Seit Monaten hat es in der drittgrößten Stadt der Welt kaum geregnet. Es herrscht die längste Dürre seit 84 Jahren. Die Wasserversorgung ist bedroht. Der größte Stausee Cantareira ist fast ausgetrocknet. Mehr als drei Viertel der 982 Milliarden Liter Fassungsvermögen sind verbraucht. Und da ist schon eine tief in der Erde angebohrte Notreserve mit eingerechnet. Laut staatlicher Wasserbehörde reicht das Wasser noch bis Oktober.
Neun der 11 Millionen Einwohner Sao Paulos soll Cantareira mit Wasser versorgen. Auch für die Stromgewinnung ist der Stausee wichtig. Zu seiner Rettung ist ein Krisenstab eingerichtet worden. Dessen erste Amtshandlung war es, eine große Werbekampagne auf den Weg zu bringen. Auf Plakaten, Flyern und in Zeitungsanzeigen wird für einen sorgsamen Umgang mit Wasser geworben. Zur besten Sendezeit laufen Werbespots im Fernsehen. Ein glattrasierter Mann im azurblauen Hemd ruft darin zum Wasser sparen auf: Nur fünf Minuten duschen, nicht das Auto waschen, Toiletten nicht mit Müll verstopfen und mögliche Lecks in der Wasserleitung reparieren.
Viele glauben, die Wasserknappheit sei ein Ausdruck der massiven Fehlplanung sagen viele. Paradoxerweise besitzt Brasilien die größten Süßwasserreserven der Welt. Die befinden sich allerdings im Norden des Landes und nicht im mittleren Süden Sao Paulos.
Geraldo Alckmin, der Gouverneur des gleichnamigen Bundesstaates, will von Fehlplanung nichts hören. Allen Haushalten würde genug Wasser zur Verfügung stehen. Auch die Industrie brauche sich nicht zu sorgen wegen Stromengpässen.
Ein paar Freude in der Peripherie der Riesenstadt berichten etwas Anderes: Mehrere Stunden hätten sie an manchen Tagen kein Wasser, sagen sie. Manchmal würde auch der Strom abgestellt. Das habe es schon öfter gegeben.