Die Bilanz des Deutschen Wetterdienstes reiht sich durchaus ein in diesen internationalen Trend. Wir alle haben ja das Frühjahr und vor allem den langen Sommer des vergangenen Jahres noch in guter Erinnerung - somit keine große Überraschung. Aber klar ist auch: Es ist eine bemerkenswerte und aus Sicht der Experten auch bedenkliche Entwicklung. Thomas Deutschländer ist der Klimawissenschaftler des Wetterdienstes:
"Wir hatten tatsächlich das neue Rekordjahr in Deutschland - mit einer mittleren Jahrestemperatur von 10,5 Grad Celsius. Und das ist nochmal 0,2 Grad wärmer als der alte Rekord. Auch zum Niederschlag muss man sagen, dass er durchaus auffällig war. Wir lagen aber engsten Sinne hier nicht in einem Rekordbereich: Wir hatten rund 200 Liter im deutschen Flächenmittel weniger als im langjährigen Vergleich. Aber es war nur - in Anführungsstrichen - das vierttrockenste Jahr, welches wir hierzulande zu verzeichnen hatten. Da gab es noch ein paar trockenere."
Wetter oder Klimawandel?
Die Frage, die sich bei solchen Bilanzen stets stellt, lautet ja `Ist das nun noch Wetter oder auch schon Klima?´ Da verweist der Deutsche Wetterdienst natürlich auf seine Langzeitbeobachtungen. Da fiel beispielsweise auch die eindeutige Aussage, dass der Klimawandel zumindest im Wesentlichen menschengemacht sei. Durch die bekannten Faktoren wie etwa den Ausstoß an klimaschädlichen Gasen wie CO2.
Was heißt das für Deutschland? Thomas Deutschländer nennt folgende Klimaprognose:
"Wir gehen wirklich sehr fest davon aus, dass sich durch die weltweit steigenden Temperaturen die Anzahl der Wetter- und auch Klimaextreme wie beispielsweise Hitze- oder Dürreperioden häufen werden. Wir stellen immer mehr fest, dass sich das, was uns die Klimamodelle als Signal für die Zukunft zeigen, peu à peu einstellt."
Die Dürreperiode des vergangenen Jahres hat besonders die Landwirtschaft getroffen. Zu den Klimaprognosen gehören nicht nur Trockenheit, sondern auch die Zunahme von Starkwetterereignissen. Das Jahr zuvor, 2017 also, zeichnete sich ja durch vielerorts registrierte Starkregenfälle aus. Auch das hat in der Regel negative Auswirkungen auf die Ernten.
Verbesserte Prognosen für Landwirte
Der Deutsche Wetterdienst stellte heute auch ein neues Verfahren für die Vorhersage von Dürreperioden in Deutschland vor. 20 Jahre hat man spezielle Daten erfasst, und nun soll anhand der regionalen Bodenfeuchte eine bessere Vorhersage auch für Landwirte möglich sein, so Paul Becker, der Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes:
"Klassisch würde man versuchen, eine Niederschlagsprognose zu machen. Das geht aber nicht, denn nach mehr als rund zwei Wochen ist die Genauigkeit dieser Prognose doch eher gering. Wir nehmen nun also die Bodenfeuchte. Das ist ein wesentlich trägeres Element. Wenn bei der Niederschlagsvorhersage mal ein Fehler vorhanden ist, dann spielt das für die Bodenfeuchte keine so große Rolle. Man muss nur die großen Witterungsabschnitte mitbekommen. Es ist kein Wundermittel, auch hier kann es Fehlvorhersagen geben. Aber es hat einen Wert."
Bodenfeuchte als Messgröße
Bei der Prognose geht es somit um die Feuchtigkeit in den oberen Bodenschichten. Das hängt natürlich von den Gegebenheiten des Bodens vor Ort ab, aber im Idealfall kann die hier gespeicherte Feuchtigkeit auch über mehrere Wochen ohne Niederschläge hinweghelfen. Und dank dieser verbesserten Prognose hätte man die Dürre 2018 deutlich früher einschätzen können, sagt Paul Becker.
"Letztendlich braucht die Pflanze die Feuchtigkeit im Boden. Somit ist Regen nicht so wichtig, es geht darum, ist der Boden feucht oder nicht. Und wenn man dann weiß, die Bodenfeuchte wird sich in den nächsten Wochen massiv ändern, dann kann man sich überlegen, ob man Dünge- oder Spritzmaßnahmen lieber jetzt durchführt oder eben später."
Künftig wird der Deutsche Wetterdienst diese Vorhersagen zur Bodenfeuchte den Bundesländern zur Verfügung stellen. Und die werden die Daten dann auch den Landwirten, den Betrieben vor Ort, zugänglich machen.