Noch nie haben angelsächsische Finanzwächter ein Geldhaus zu einer solch hohen Strafe verdonnert: Die Deutsche Bank muss wegen Verstrickungen in den Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze über 2,5 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) zahlen. Die New Yorker Aufsichtsbehörde DFS teilte am Donnerstag mit, dass die Großbank in einen solchen Vergleich eingewilligt habe.
Die Summe übertrifft die jüngsten Spekulationen, die von einer Geldbuße in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar ausgegangen waren. Mit dem teuren Vergleich kauft sich das Institut aber nicht nur von weiteren Ermittlungen in den USA, sondern auch in Großbritannien frei. Den Milliardenbetrag teilen sich das US-Justizministerium, die Derivateaufsicht CFTC und die New Yorker DFS sowie die britische Kontrollbehörde FCA.
Ans Licht kam der Libor-Skandal Mitte 2012. Über Jahre hatten Mitarbeiter mehrerer Großbanken wichtige Referenzzinsen für das Geldgeschäft der Banken untereinander manipuliert und damit eigene Geschäfte befördert.
Jain: "Zutiefst bedauerlich"
Die Deutsche Bank sieht damit ihr Spitzenmanagement reingewaschen. "Für kein gegenwärtiges oder ehemaliges Vorstandsmitglied wurde festgestellt, dass es Kenntnis über das Fehlverhalten im Handelsbereich hatte oder daran beteiligt war", teilte das Geldhaus am Donnerstag mit.
Zu den Manipulation war es im Investmentbanking gekommen. Oberster Leiter der Abteilung war über viele Jahre der heutige Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain. Er sprach von einer "zutiefst bedauerlichen" Angelegenheit, zeigt sich jedoch zufrieden, dass "wir sie nun gelöst haben". Jain und sein Co-Chef Fitschen verwiesen darauf, bereits personelle Konsequenzen gezogen zu haben. Man habe diejenigen disziplinarisch bestraft oder entlassen, die in das Fehlverhalten im involviert waren. Die Entlassung von sieben Angestellten war eine Auflage der Aufseher.
Die Frage, ob das Rekordbußgeld dem Geldhaus wehtun werde, ist nach Einschätzung von DLF-Börsenexperte Stefan Wolff mit einem eindeutigen Ja zu beantworten. Der Überschuss der Deutschen Bank habe im vergangenen Jahr 1,7 Milliarden Euro betragen. Auch habe das Haus zwar seine Rückstellungen für Strafzahlungen aufgestockt, doch reiche dies nun nicht mehr aus. Dies sei eine "drastische Blamage" für das Führungsduo, so Wolff.
(tön/wes)