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Religion auf Twitter
Die Top-Tweets von Papst und Dalai Lama

Über den Kurznachrichtendienst Twitter kann man offenbar die Geschicke der Welt lenken – zumindest der designierte US-Präsident Donald Trump nutzt die 140-Zeichen-Botschaften dazu. Auch religiöse Persönlichkeiten erreichen über Twitter Millionen Menschen. Sie setzen zumeist auf religiöse Erbauung – werden aber auch politisch.

Von Christian Röther |
    Logo des Kurzmitteilungsdienstes Twitter im Hauptquartier des Unternehmens in San Francisco, aufgenommen am 07.03.2016.
    Religiöse Erbauung via Twitter? (dpa / Christoph Dernbach)
    Über den Kurznachrichtendienst Twitter können Politiker und Popstars direkt zu ihren Anhängern sprechen. Auch religiöse Persönlichkeiten nutzen das. Der Dalai Lama etwa hat bei Twitter über 13 Millionen Follower – also Nutzer, die seine Nachrichten abonniert haben.
    Damit hat der Dalai Lama nur sechs Millionen weniger Follower als Donald Trump mit fast 19 Millionen Abonnenten. Der prominente buddhistische Mönch schreibt alle ein bis zwei Wochen etwas – auf Englisch. Sein erfolgreichster Tweet im Jahr 2016 lautet:
    "Wir wissen, dass jeder, der geboren wird, sterben muss. Aber wichtig ist: Noch während wir am Leben sind, müssen wir unserem Leben einen Sinn geben."
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    Auch sonst verbreitet der Dalai Lama via Twitter vor allem buddhistische Weisheiten. Politisch mischt er sich nicht ein.
    Ein radikaler Prediger in den Top 100
    Noch mehr Follower als der Dalai Lama hat der saudische Islamgelehrte Mohamed al-Arifi. Fast 17 Millionen Menschen haben seine Botschaften abonniert. Zum Vergleich: So viele Follower haben auch der Schauspieler Leonardo Di Caprio oder der Konzern Google – und Donald Trump hat nur zwei Millionen mehr. Mohamed al-Arifi ist in den Top 100 der beliebtesten Twitter-Accounts.
    Der Popstar unter den islamischen Predigern gilt als radikal, hetzt etwa gegen Homosexuelle und Juden. Er war auch schon auf Deutschlandtour und soll in mehreren salafistischen Moscheen gepredigt haben.
    Vor drei Jahren wurde al-Arifi aus Großbritannien ausgewiesen, weil er junge Briten aufgerufen haben soll, im Nahen Osten zu kämpfen. Über Twitter erreicht er seine Anhänger auf der Insel trotzdem – und natürlich auch in Deutschland.
    Tweet für die "Geschwister in der Türkei"
    Al-Arifi twittert auf Arabisch. In seinem erfolgreichsten Tweet 2016 geht es um den gescheiterten Putsch in der Türkei:
    "Oh Herr, sende unseren Geschwistern in der Türkei Deine Geborgenheit, Deinen Schutz und Deine Sicherheit herab. Wer ihnen Schlechtes zufügen will: Vereitle seine Intrige, entlarve sein Ansinnen, und lenke das Böse in seine Richtung."
    Auch die Nummer Eins, der beliebteste religiöse Twitterer des Jahres 2016, verbreitet politische Botschaften – wenn auch nicht ganz so explizit: Papst Franziskus. Er hat Accounts in diversen Sprachen und twittert zumeist einmal am Tag zur Mittagszeit. Oder er lässt twittern.
    Papst hat diverse Twitter-Accounts
    Auf Englisch erreicht der Papst zehn Millionen Menschen, auf Spanisch sogar zwölf Millionen. Auch auf Latein kann man ihm folgen – und das tun fast doppelt so viele Menschen wie auf Deutsch. Da sind es 400.000.
    Die Tweets werden jeweils übersetzt, sind also weltweit identisch. Allerdings kommen sie bei den Nutzern unterschiedlich gut an. Der beliebteste Tweet von Franziskus auf Englisch und Latein war 2016 ein Bild von Mutter Teresa, dazu die Botschaft:
    "Tragen wir das Lächeln der Mutter Teresa in unserem Herzen und schenken wir es allen, denen wir auf unserem Weg begegnen."
    Im spanischen Papst-Account war der Tweet zu Mutter Teresa nur am zweitbeliebtesten. Dort kam 2016 am besten an – die Osterbotschaft:
    "Jesus Christus ist auferstanden! Die Liebe hat den Hass überwunden, das Leben hat den Tod besiegt, das Licht hat die Finsternis vertrieben."
    Auf Italienisch hingegen fand am meisten Zustimmung, dass Franziskus auch mal an sich selbst denkt – an seinem 80. Geburtstag:
    "Ich danke euch für eure Zuneigung. Vergesst nicht, für mich zu beten."
    Beliebt ist, was das eigene Land betrifft
    Oft kommen die Papst-Tweets in den jeweiligen Sprachen am besten an, wenn sie etwas mit den entsprechenden Ländern zu tun haben. Auf Französisch wurde ein Tweet zum Terroranschlag in Nizza am besten bewertet.
    Auf Portugiesisch 2016 am beliebtesten: ein Tweet zu Olympia im portugiesisch-sprachigen Brasilien. Auf Polnisch: ein Tweet zum katholischen Weltjugendtag in Polen.
    Und auf Deutsch? Auch da geht es im beliebtesten Papst-Tweet um eine Sache, die die Deutschen in 2016 vielleicht am meisten bewegt hat: der Umgang mit Flüchtlingen. Franziskus twitterte:
    "Ich erkläre meine Solidarität mit den Migranten der Welt und danke all denen, die ihnen helfen: andere aufnehmen heißt Gott aufnehmen!"
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    Mitarbeit: Fabian Wagener