Angesichts von rund vier Millionen Muslimen im Land sowie islamischem Religionsunterricht, Lehrstühlen für islamische Theologie und einer Islamkonferenz sei es Realität, dass der Islam inzwischen auch zu Deutschland gehöre. Das sagte Merkel in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" sowie dem "Hamburger Abendblatt". Das Grundgesetz schütze die Glaubensbetätigung, solange sie sich innerhalb der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewege: "Islamismus und Extremismus gehören nicht dazu und müssen entschlossen bekämpft werden."
Merkel bedauert gesunkene Rolle des Christentums
Die Säkularisierung habe den Einfluss des christlichen Glaubens in Deutschland zurückgedrängt. Christen, so Kanzlerin Merkel, sollten "selbstbewusst über christliche Werte sprechen und die Kenntnisse der eigenen Religion vertiefen". Merkel wünscht sich mehr Dialog zwischen den Religionen.
Die Kanzlerin hatte Mitte Januar bekräftigt, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Sie verwies damit auf den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff, der 2010 mit seinem Satz, der Islam gehöre zu Deutschland, eine erregte Debatte losgetreten hatte. Merkel erntete auch Widerspruch aus der Union dafür, dass sie sich den Satz zu eigen machte, unter anderem vom früheren Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sagte, Merkels Aussage bedeute nicht, dass der Islam zu Sachsen gehöre.
(vic/tgs)