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Religionsfreiheit
Christen unter Druck

Die Konrad Adenauer Stiftung hat eine Studie zur Situation verfolgter und bedrängter Christen veröffentlicht. Ein Ergebnis ist, dass 70 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern mit eingeschränkter Religionsfreiheit leben. Die Publikation stützt sich auch auf Materialien und Aussagen privater christlicher Hilfsorganisationen.

Von Thomas Klatt |
    Ein Mann steht in einer christlichen Kirche in Syrien.
    Stiftung: Verstöße gegen Religionsfreiheit sollten besser dokumentiert werden. (dpa/picture alliance/Christophe Petit Tesson)
    "Religionsfreiheit ist ein universelles Menschenrecht, das für alle gilt. Wir stellen allerdings zum wiederholten Male fest, dass Christen weltweit die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft sind, dass Christen Opfer von Schikanen, Diskriminierungen, Bedrängung und Verfolgung sind."
    Thomas Volk ist Koordinator für Islam und Religionsdialog bei der Konrad Adenauer Stiftung in Berlin. Er hat die aktuelle Publikation zur Situation verfolgter und bedrängter Christen verfasst. Seine Ergebnisse sind eindeutig: Mehr als 70 Prozent der Weltbevölkerung lebten in Ländern, in denen die Religionsfreiheit eingeschränkt wird. Mit der Verletzung der Religionsfreiheit gehe häufig auch die Verletzung weiterer Grund- und Menschenrechte einher.
    Religionsfreiheit durch mehrere Faktoren gefährdet
    Religionsfreiheit werde durch staatliche Repressalien wie zum Beispiel Blasphemie-Gesetze bedroht. So könnten Kirchen und Kapellen oft gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen gebaut oder in Stand gesetzt werden. Zu nennen seien auch Aktivitäten extremistischer Gruppen gegen religiöse Minderheiten. Dabei stützt sich die Publikation der Konrad Adenauer Stiftung auch auf Materialien und Aussagen privater christlicher Hilfsorganisationen, etwa der katholischen Kirche in Not und der evangelikalen Open-Doors-Initiative. Beim Thema Christenverfolgung könne man deren Aussagen nicht ignorieren, meint Thomas Volk.
    "Sie kommen gar nicht mehr darum herum, wenn Sie über das Thema bedrängte und verfolgte Christen schreiben, sich auch mit Open Doors auseinander zu setzen, die in den vergangenen Jahren eine große Resonanz erfahren haben auf ihrem Weltverfolgungsindex, die in ihrer Öffentlichkeitsarbeit geschickt sind und es dadurch verstehen, ein Stück weit den Ton anzugeben. Das sollte alle anderen Forschungseinrichtungen animieren und motivieren, empirisch seriöseres Material zur Verfügung zu stellen. Open Doors erfüllt eine wichtige Aufgabe, indem sie es schaffen, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen."
    An der Spitze der 50 im Weltverfolgungsindex aufgeführten Staaten stehen Nordkorea, Irak, Eritrea, Afghanistan und Syrien. Kritiker sagen, Open Doors lasse unterschiedslos alle Arten der Diskriminierung in ihr Ranking einfließen: von Behinderung bei der Berufswahl über Beleidigungen bis zu körperlichen Bedrohungen und Überfällen auf Kirchen. Doch bei aller mangelnden Differenzierung bescheinigt Thomas Volk dem evangelikalen Hilfswerk ein ernstzunehmendes Engagement.
    "Wir sehen in dem Bericht von Open Doors durchaus auch, dass die Autoren darauf hinweisen, dass es auch anderen Religionsgemeinschaften schlecht geht. Es wird durchaus betont, wie es Muslimen in Indien geht, wo wir eine starke Zunahme hindu-nationalistischer Strömungen sehen. Aber in der Tat versteht sich eben Open Doors als Lobbyist der Interessen von Christen weltweit und legt von daher einen Schwerpunkt auf dieses Element. Und dass es Christen vor allem in der muslimisch geprägten Welt besonders schlecht geht, das sind nun mal Entwicklungen, die nicht nur Open Doors, sondern durchaus auch andere Institutionen so feststellen. Von daher hat es weniger mit Open Doors als vielmehr mit einer wirklichen Verschlechterung der Situation zu tun."
    Pew-Forschungsinstitut zur Diskriminierung
    Denn es gebe auch andere Quellen, die eine wachsende Missachtung der Religionsfreiheit bestätigen. Und nicht nur Christen, auch andere Glaubensgruppen werden zunehmend drangsaliert, wie das privat finanzierte Pew-Meinungs-Forschungszentrum in Washington meldet.
    "Das Pew-Forschungsinstitut macht mitunter deutlich, dass vor allem Juden im weltweiten Vergleich besonders von Bedrängung, Diskriminierung und Schikanen betroffen sind Pew hat eben auch deutlich gemacht, dass Juden, obwohl sie nur 0,2 Prozent der Weltbevölkerung darstellen in 77 Ländern eingeschränkt werden und dass in Europa keine andere Gruppe so sehr eingeschränkt sei wie Juden."
    Insgesamt gebe es Verbesserungsbedarf bei der Wahrnehmung und Erfassung religiöser Diskriminierung in Deutschland und in der Welt. Eine Aufgabe der Politik könnte es da sein, Verstöße gegen das Grundrecht auf Religionsfreiheit künftig nicht nur besser zu ahnden, sondern auch zu dokumentieren.