"In meiner Kindheit war Jesus jemand, der grausam an ein Kreuz genagelt war, überall hing und mit mir als Jüdin nichts zu tun hatte. Erst sehr viel später hab ich erfahren, dass er Jude war und dass er die Verbindung ist zwischen dem Judentum und dem Christentum. Für mich ist er eine herausragende Persönlichkeit: ein Jude, ein Wanderrabbiner, der Zeit seines Lebens Gutes vermitteln wollte, der alte Strukturen aufbrechen wollte", sagt die Künstlerin Ilana Lewitan.
"Der zwölfjährige Jesus im Tempel", so heißt ein Bild von Max Liebermann. Ein Kind im Gespräch mit einem Rabbiner. Der Zwölfjährige mit kurzen schwarzen Haaren erklärt den erwachsenen Gelehrten Stellen aus der Bibel. Der Maler Max Liebermann hat seine Vorstellung von dieser Szene aus den Evangelien in seinem Gemälde umgesetzt. Als das Bild 1879 in München ausgestellt wird, sind Feuilleton und Öffentlichkeit entsetzt. Wie kann sich ein jüdischer Maler herausnehmen, den Begründer des Christentums als jüdischen, schwarzhaarigen Jungen zu zeigen? Unter dem Druck des Shitstorms ändert Liebermann das Bild, er übermalt die Haare. Aus dem dunkelhaarigen jüdischen Jungen wird ein blonder Jesus.
Jüdische Herkunft unterschlagen und ausgelöscht
2000 Jahre lang hat das Christentum die jüdische Herkunft Jesu unterschlagen, ausgeblendet, ausgelöscht. Und die jüdische Glaubenstradition herabgesetzt. Dabei war Jesus doch selbst Jude.
"Selbstverständlich ist das ganze Personal, alle Menschen, die in den Evangelien vorkommen, genauso wie Jesus von Nazareth, Jüdin oder Jude. Die gehen in die Synagoge, sie wandern nach Jerusalem zum Pessachfest. Daran sieht man auch, dass sie fromme Juden sind", sagt Christoph Markschies, Professor für antikes Christentum an der Humboldt-Universität und Präsident der Akademie der Wissenschaften in Berlin.
Es waren jüdische Jünger Jesu, die das Evangelium aus einem kleinen Fischerdorf in Nord-Galiläa in die Welt trugen. Alle 40 Autoren der Bibel waren - mit einer Ausnahme - jüdisch. Das gesamte Fundament des Christentums gründet auf dem Judentum.
Wie also kann es sein, dass im Christentum so wenig Spuren vom Judentum existieren? Wann und warum hat sich das Christentum vom Judentum getrennt? Und vor allem: Wann kam es zur Abwertung des Jüdischen durch das Christliche - mit den bekannten dramatischen Folgen der jahrhundertelangen Ausgrenzung? Allzu häufig war der christliche Antijudaismus auch eine Steilvorlage und Argumentationshilfe für Pogrome und Verfolgungen.
Ein schleichender Prozess der Trennung
"Der Prozess der Trennung zwischen dem, was wir heute Judentum und Christentum nennen, das ist ein schleichender Prozess, der im ersten Jahrhundert natürlich beginnt, aber der bis ins vierte Jahrhundert geht", so Christoph Markschies.
Denn ganz am Anfang, in den Urgemeinden, zur Zeit Jesu, gab es diese Trennung nicht. Manche Juden sahen in Jesus von Nazareth den erwarteten Messias, andere hielten diese Vorstellung für völlig absurd. In die Synagoge gingen beide Gruppen. Jesus selbst hat auf die Frage, ob er der Messias sei, nie eindeutig geantwortet. Weder bestätigte er die damals herrschende Messias-Erwartung, noch dementierte er sie. Christen sahen und sehen bis heute in seinen Antworten einen Beweis dafür, dass er der Sohn Gottes ist.
"In den synoptischen Evangelien, also Matthäus, Markus und Lukas, scheint er sich mit dem Menschensohn, so nennt er diese Figur, mit diesem Menschensohn scheint er sich zu identifizieren", sagt Kathy Ehrensperger, Professorin am Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam. "Ob das ein messianischer Anspruch ist, ist ein bisschen unklar. Explizit sagt er von sich nicht: Ich bin der Messias. Bei Johannes ist das anders. Bei Johannes ist die Selbstidentifizierung als Christus sehr eindeutig. Dort beansprucht er: Ich bin der Christus, ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit."
Kann der Messias am Kreuz sterben?
Viele Wissenschaftler halten diese Formulierungen in den Evangelien für nachösterliche Interpretationen. Denn die Verfasser haben die Texte erst rund 70 Jahre nach Jesu Tod aufgeschrieben, unter dem Eindruck der Auferstehungsgeschichte und damit durch die Brille ihres christlichen Glaubens.
Als Jesus an Pessach den Kreuzestod stirbt, sehen sich diejenigen, die Jesus nicht als Messias betrachtetet haben, bestätigt: So ein schändlicher Foltertod am Kreuz, wie ihn Römer vor allem für Aufständische und Sklaven vorsahen – das konnte unmöglich der Messias gewesen sein. Die Jesus-Anhänger sahen gerade durch den Kreuzestod die Prophezeiungen der Bibel erfüllt. Christoph Markschies erläutert:
"Im Jesaja-Buch ist von einem Knecht Gottes die Rede, und dieser Knecht Gottes trägt wie der Sündenbock, dieses berühmte Ritual am Versöhnungstag, wo alle Sünden des Volkes auf einen Bock gebracht werden und der Bock wird dann von einem Felsen in die judäische Wüste runtergestürzt. Schon im Jesaja-Buch wird gesagt, es wird eine Person kommen, die diese Sünden des Volkes trägt. Also die Grundvorstellung, dass am Kreuz einer stirbt und dass der am Kreuz die Sünden aller trägt – auch das ist alles noch ganz jüdisch."
Pharisäer, Essener – und "Christianer"
Erst nach Jesu Tod in der Apostelgeschichte taucht der Begriff des Christlichen zum ersten Mal auf.
Kathy Ehrensperger: "Da werden die Christen zum ersten Mal, die Jesus-Anhänger, zum ersten Mal 'Christianer' genannt, 'christianoi'. Das heißt an sich noch nicht Christen, wie wir das verstehen. Ein 'christianos' ist der Anhänger einer Leitfigur, einer Persönlichkeit. Man kann innerhalb der vielfältigen jüdischen Tradition dieser Zeit Pharisäer sein, man kann Essener sein und man kann 'Christianer' sein – unterschiedliche jüdische Gruppen, die sich unterschiedlich profilieren. Die Abgrenzung – das ist die Mehrheitsmeinung der Forschung, auch der neutestamentlichen Forschung in unseren Tagen – die Abgrenzung hat sich über Jahrhunderte vollzogen. Vermutlich mit Konstantin im IV. Jahrhundert kam sie zu einem Abschluss, weil Gesetze erlassen wurden, die diese Unterscheidung zementierten."
Wann begann der Antijudaismus?
Doch wann und warum begannen die Christen das Jüdische abzuwerten? Antijüdische Haltungen seien schon im Neuen Testament angelegt, sagen verschiedene Wissenschaftler, unter ihnen Daniel Goldhagen, der empfahl, 450 Stellen im Neuen Testament zu streichen. Andere halten das für absurd, die innerjüdischen Dispute seien keine Belege für Antijudaismus. Und die Bibelstellen, die allgemein von "den Juden" sprechen, meinen natürlich nur diese kleine Gruppe von Juden, die damals am Ort des Geschehens war. Doch einseitige, falsche und boshafte Bibelinterpretationen hatten fatale Folgen für die gesamte 2000-jährige jüdisch-christliche Geschichte. Ein Beispiel: die Verurteilung Jesu. Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 27 heißt es:
"Am Morgen aber hielten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes einen Rat über Jesus, dass sie ihn töteten, und sie banden ihn, führten ihn ab und überantworteten ihn dem Statthalter Pilatus."
Außerbiblische Quellen belegen, dass nur die Römer das Recht hatten, Todesurteile zu vollstrecken. Trotzdem heißt es – unter Bezug auf die Evangelien – in späteren Texten der Christen: "Die Juden haben den Heiland umgebracht" und das Blut solle über sie kommen, wie sie es selbst vorausgesagt hätten in Matthäus Kapitel 27, Vers 25:
"Da antwortete alles Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder."
Vorwurf Gottesmord
Auch Paulus übernimmt diese Position, dass nicht-christusgläubige Juden die Christusmörder seien. Nach seinem Bekehrungserlebnis bei Damaskus, als er für drei Tage erblindete und, nachdem er Jesus als den wahren Messias erkannt hatte, wieder sehen konnte, wurde er ein leidenschaftlicher Christusanhänger und Verfechter der Lehre Christi. Von seinen zahlreichen Missionsreisen sind die Briefe an die Römer, Korinther, Galater und an einige andere in das Neue Testament eingegangen. In einem Brief an die Thessalonicher spricht Paulus erstmalig vom Gottesmord:
"Denn ihr, Brüder und Schwestern, seid Nachfolger geworden der Gemeinden Gottes in Judäa, die in Christus Jesus sind; denn ihr habt dasselbe erlitten von euren Landsleuten, was jene von ihren erlitten haben, den Juden, die den Herrn Jesus getötet haben und die Propheten."
Für Rabbiner Walter Homolka beginnt das Antijüdische mit Paulus. Auch deswegen, weil dieser den Nicht-Christusgläubigen die Heilsgewissheit abspreche. So heißt es in Korinther 1,15:
"Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube."
Stereotype bei den Kirchenvätern
Wenn auch die Trennung zwischen Juden und Christen im zweiten Jahrhundert noch nicht offiziell vollzogen ist, so driften sie doch unweigerlich auseinander. Und mit den christlichen Kirchenlehrern der Antike kommen verhängnisvolle Stereotype in die Welt, die sich fortan durch die gesamte Kirchengeschichte ziehen werden. Von Melito von Sardes, einem christlichen Bischof, ist aus dem Jahr 160 die Aussage überliefert: "Gott ist ermordet worden." Für die Ermordung des Gottessohnes Jesus von Nazareth machte er "die Juden" verantwortlich. Dieses antijudaistische Stereotyp diente in vielen Variationen und Steigerungen der Rechtfertigung von Unterdrückung und Verfolgung jüdischer Gemeinden.
Gott habe sich nach dem Christusmord vom Volk Israel abgewandt, so die frühen Kirchenväter. Die Zerstreuung der Juden nach der Zerstörung des Tempels sei eine Strafe Gottes für den Christusmord, das Judentum sei überholt, Gott habe den Bund mit den Juden aufgekündigt, der Neue Bund sei der Bund mit der Kirche. Alle maßgeblichen Kirchenväter übernahmen unhinterfragt diese Argumentationen. Origenes bezeichnete den Christusmord gar als Fluch für kommende Generationen:
"Nicht an jenen nur, die seine Zeitgenossen waren, fürwahr an allen künftigen jüdischen Geschlechtern haftet das Blut Jesu bis ans Ende aller Zeiten."
Und Ephräm der Syrer rechtfertigte damit sogar die Judenpogrome:
"Heil dir, hehre Kirche, … Vertreib‘ das Judenvolk! Es hat das Blut Gottes vergossen, nun wird sein Blut vergossen."
Als das Christentum 380 Staatsreligion im Römischen Reich wird, hat sich der Gottesmordvorwurf schon fest etabliert. Alle bedeutenden Theologen der Antike von Augustinus bis Epiphanes und Kyrill vertreten diese Ansicht. 537 entzieht Kaiser Justinian I. den Juden des Römischen Reiches aus diesem Grund sogar alle bürgerlichen und religiösen Rechte. Im frühen Mittelalter war der Gottesmordvorwurf fester Bestandteil christlicher Theologie und die Kreuzzügler begründeten damit ihre Massaker in jüdischen Gemeinden, an denen sie, auf dem Weg ins Heilige Land, vorbeikamen.
Im Hochmittelalter wurden aus der Gottesmordthese häufig weitere antijudaistische Motive abgeleitet, etwa Brunnenvergiftung und Hostienfrevel. Und auch Luther lässt nach enttäuschten Missionsversuchen kein gutes Haar an "den" Juden und pöbelt mit allen damaligen antijudaistischen Stereotypen gegen sie.
Erst mit der Aufklärung bekommen andere Sichtweisen eine Chance. Kathy Ehrensperger: "Es gab im Zuge der Aufklärung sehr schöne Ansätze von wirklicher Kommunikation, wirklichen Gesprächen. Das begann mit Moses Mendelssohn und einigen Freunden in seinem Umkreis, das hat sich auch nach dem I. Weltkrieg, in den 20er-Jahren gab es wirklich wunderbare Ansätze zu echten Gesprächen, ich nenne wieder so große Namen wie Martin Buber und Franz Rosenzweig. Und es gab da auch christlicherseits wirklich wahrhaftes Interesse, ins Gespräch zu kommen, ohne immer die missionarische Agenda im Hinterkopf zu haben."
Jüdische Forschung zu Jesu Leben
Kathy Ehrensperger war viele Jahre Pastorin in Basel, die Schweizerin hat eine Forschungsprofessur für Neues Testament in jüdischer Perspektive am Abraham Geiger Kolleg der Universität Potsdam. Das ist im deutschsprachigen Raum einmalig, sagt sie, dass eine jüdische Institution eine christliche Theologin mit diesem Schwerpunkt engagiert. Walter Homolka, der Leiter des Abraham Geiger Kollegs und Autor eines Buches über die Leben-Jesus-Forschung, hat sie nach Potsdam geholt. Er hält es für außerordentlich wichtig, der Jesus-Vereinnahmung durch das Christentum die jüdische Sicht entgegenzusetzen.
Walter Homolka sagt: "Es gibt eine christliche Leben-Jesu-Forschung. Viele wissen nicht, dass es auch eine jüdische gibt und deswegen versuche ich, beide auch zu skizzieren und ihre Beweggründe zu skizzieren. Also die Wirkungsgeschichte Jesu als dogmatischer Christus war eine, die für das Judentum viel Schlimmes bereithielt. Im Namen Christi sind Juden verfolgt, gedemütigt, ermordet worden, vertrieben."
Denn der christliche Antijudaismus war mitverantwortlich für den Antisemitismus, der im 20. Jahrhundert in den Holocaust führte.
Homolka möchte Jesus "zurückholen" ins Judentum und knüpft damit an große jüdische Denker der Vergangenheit an. Im 19. Jahrhundert war es vor allem Abraham Geiger. Er war einer der Ersten, der Jesus wieder in den jüdischen Kontext stellte. Er erinnerte daran, dass Jesus nicht Neues gelehrt hatte, sondern die wesentlichen Elemente der pharisäischen Ethik in einfache und bildhafte Sprache übersetzt hatte und den Menschen die Nächsten- und Feindesliebe nahebrachte.
Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber trennte zwischen dem jüdischen Glauben von Jesus und dem christlichen Glauben von Paulus. Im 20. Jahrhundert sind es vor allem Schalom Ben-Chorin und Pinchas Lapide, die die jüdischen Wurzeln der Evangelien freigelegt haben.
Fatalerweise war in Deutschland erst nach dem Holocaust ein Wendepunkt in den jüdisch-christlichen Beziehungen möglich. Die beiden großen Kirchen verabschiedeten sich von der christlichen Judenmission, die Formel, auf die sie sich einigten, lautet: "Erlösung auch durch Jesus, aber nicht mehr nur durch Jesus."
"Erstaunliche Zeugnisse in der Kunst"
Die Dominanz des Christentums wirkte sich natürlich auch auf die europäische Kunst- und Literaturgeschichte aus. In der Kunstgeschichte dominiert im Laufe der Jahrhunderte die christliche Ikonografie. In den letzten Jahrzehnten hat sich das geändert. Walter Homolka sagt:
"Neben dieser theologischen Frage finden wir literarische Zeugnisse, dass sich eben jüdische Schriftsteller mit Jesus beschäftigen und auch identifizieren – eine der wichtigen ist der Amos Oz mit seinem Roman ‚Judas‘ – aber auch in der bildenden Kunst finden wir erstaunliche Zeugnisse."
In Deutschland ist es vor allem die bildende Künstlerin Ilana Lewitan, die sich mit Jesus auseinandersetzt. Lewitan sagt: "Er ist als Jude gestorben, er ist als Jude ermordet worden. Erst sehr, sehr viel später entstand das Christentum und er wurde zum Christen gemacht. Und ich habe mich immer gefragt, wie kann es passieren, dass jemandem seine Identität genommen wird, dass ihm eine andere Identität, nachdem er bereits gestorben war, zugeschrieben wird. Und dass man über 2000 Jahre überhaupt vergessen hat, dass er Jude war und dass man auch noch in seinem Namen Schreckliches und schreckliche Verbrechen begangen hat."
Die Entdeckung, dass Jesus Jude war, macht sie als Jugendliche. Doch die künstlerische Beschäftigung mit der Figur Jesus begann erst sehr viel später. Ilana Lewitan: "In der Auseinandersetzung mit der Shoah und der Geschichte meiner Eltern hat sich irgendwann mal diese Frage ergeben, was wäre denn geschehen, wenn Jesus als Jude 1938 gelebt hätte."
Jesus als KZ-Häftling
Für das Ägyptische Museum in München schuf die Künstlerin eine mehrteilige Installation. In dessen Zentrum: eine fast fünf Meter hohe Stahlkonstruktion, die wie ein Kreuz aussieht. Daran hängt ein Korpus in einer KZ-Häftlingskleidung.
Ilana Lewitan: "Ich zeige ihn vielmehr mit erhobenen Armen, seinen Körper, der Gott entgegenstrebt, er steht damit im Dialog und fragt: Adam, wo bist du? Mensch, wo bist du?"
Verantwortung, Zugehörigkeit, Ausgrenzung - das sind Ilana Lewitans Themen. "Was bedeutet es, wenn man zur falschen Zeit die falsche Identität hat oder zur richtigen Zeit die richtige Identität? Ich bin Kind von Shoah-Überlebenden. Ich weiß, was meine Eltern erleben mussten, weil sie zum falschen Zeitpunkt Juden waren. Und ich kann mich glücklich schätzen, dass ich zur richtigen Zeit geboren worden bin. Leider müssen wir alle erleben, dass Stigmatisierung, Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus wieder stark zugenommen haben. Und ich bin daher froh, dass ich meine Ausstellung im Oktober in der Parochialkirche in Berlin wieder zeigen kann, und hoffe, dass ich viele Menschen für dieses Thema sensibilisieren kann. Ich freue mich auch, dass meine Galerie Noah in Augsburg mit mir parallel dazu ab Herbst eine Ausstellung in Berlin plant", so Lewitan.
Auch Kathy Ehrensperger, die christliche Professorin, die in Potsdam Neues Testament in jüdischer Perspektive lehrt, begann, sich mit dem Thema zu beschäftigen, weil das, was sie vorfand, sie nicht überzeugte:
"Der ausschlaggebende Punkt war, dass ich sehr beunruhigt war in jungen Jahren, dass sich christliche Identität, christliches Selbstverständnis negativ in Abgrenzung und Abwertung gegenüber der jüdischen Tradition formulierte", sagt Kathy Ehrensperger. "Und bei all meiner Liebe zu meiner eigenen Tradition, kritischen Tradition, war es für mich nicht mehr haltbar, mich mit dieser meiner Tradition zu identifizieren, wenn die Abwertung der jüdischen Tradition zu ihrem Wesen gehören würde."