"Ich bin mir sicher, dass die Buddha-Statuen nicht mutwillig zerstört worden sind. Nein: Sie zerbröckelten aus Scham. Aus Scham über die Gleichgültigkeit der westlichen Welt gegenüber Afghanistan. Sie brachen zusammen, weil sie wussten, dass ihre Größe niemandem mehr nutzen würde"
, sagte der iranische Filmemacher Mohsen Makhmalbaf vor einigen Jahren.
"Die westliche Öffentlichkeit interessiert sich für solche Länder, nicht nur für Afghanistan, eigentlich nur dann, wenn sie Probleme für die internationale Politik verursachen, wenn von dort Terroranschläge ausgehen, wenn beispielsweise die Versorgung der Weltwirtschaft mit Öl und Gas nicht gewährleistet ist."
Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Jahrelang hatten die Großmächte dem Aufstieg der Taliban in Afghanistan untätig zugesehen. Plötzlich, im März 2001, war die Aufregung in den westlichen Medien groß.
Die Sprengung zweier buddhistischer Felsstatuen aus vorislamischer Zeit durch islamische Extremisten war ein Kulturverbrechen von bisher nicht gekanntem Ausmaß. Die beiden Buddhas, 53 und 35 Meter hoch, wurden im sechsten Jahrhundert aus dem Fels geschlagen. Damals war Bamiyan in Zentral-Afghanistan ein Handels- und Pilgerzentrum an der alten Seidenstraße. Als später der Islam in das 2500 Meter hoch gelegene Tal kam, geriet die religiöse Bedeutung der Riesen-Buddhas langsam in Vergessenheit. Niemand störte sich daran. Sie waren einfach ein Teil der Landschaft.
Anfang der 90er-Jahre entstand in Afghanistan mit der Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes die Bewegung der paschtunischen Taliban, Absolventen von Koranschulen. In einem beispiellosen Siegeszug konnten die Taliban ab 1994 weite Teile Afghanistans erobern. Ihr Ziel war eine islamische Idealgesellschaft, doch heraus kam ein fundamentalistischer repressiver Staat.
"Das bedeutet zum Beispiel, dass vieles von dem, was jetzt die Taliban uns als Islamisches Recht verkaufen, dass das dann doch eher aus dem paschtunischen Ehrenkodex übernommen und dann islamisiert wurde. Wir hatten also eine Gesellschaft, in der die Rolle der Frau massiv reduziert wurde. Aufsehen erregend war, dass sie islamische Strafen wieder durchsetzten, beispielsweise Handabhacken bei Diebstahl."
1998 eroberten die streng sunnitischen Taliban das Tal von Bamiyan, das Siedlungsgebiet der ihnen verhassten Hazara, der angestammten Bevölkerung in der Region. Die Hazara sind Schiiten. Die Sprengung der Buddhas am 12. März 2001 war ein Signal an die Hazara. Sie verloren ihre wichtigste touristische Sehenswürdigkeit.
"Hinzu kommt, dass nach Ansicht der Taliban im Islam ein sehr striktes Bilderverbot durchgesetzt werden muss, in einem muslimischen Land also keine Abbildungen von Menschen existieren dürfen, die für andere Religionen von so hervorragender Bedeutung sind."
Die Taliban sprengten nicht nur die Buddhas, sie verwüsteten auch das Nationalmuseum von Kabul. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen wurde einberufen und beschäftigte sich mit dem Thema. Der deutsche Vertreter Dieter Kastrup drängte damals auf eine Resolution:
"Es geht darum, diese unersetzlichen Monumente der Menschheit in Sicherheit zu bringen, sie etwa in Museen zu schaffen und so aufzubewahren, dass sie zum gegebenen Zeitpunkt dann wieder an den Ort ihres Ursprungs zurückgebracht werden können."
Doch die Anstrengungen von UNO und UNESCO im März 2001 halfen nichts. Noch ein halbes Jahr verbreiteten die Taliban in Afghanistan Angst und Schrecken.
"Kurz vor neun Uhr Ortszeit in New York. Ein US-Passagierflugzeug stürzt auf einen der Türme des World Trade Centers."
Nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 zeichnete sich bald das Ende des Taliban-Regimes ab. Der amerikanische Präsident George Bush sah in den Taliban die wichtigsten Helfer der islamistischen Terrororganisation Al-Qaida. Osama Bin Laden war in Afghanistan untergetaucht. Im Oktober intervenierten die Vereinigten Staaten und schon nach wenigen Monaten war die Taliban-Regierung gestürzt. Bald darauf begannen die Überlegungen, die Buddha-Statuen von Bamiyan wieder zu errichten. Internationale Forscherteams sichteten die Reste und machten Aufnahmen mit Laserkameras, doch mehr ist bislang nicht passiert.
, sagte der iranische Filmemacher Mohsen Makhmalbaf vor einigen Jahren.
"Die westliche Öffentlichkeit interessiert sich für solche Länder, nicht nur für Afghanistan, eigentlich nur dann, wenn sie Probleme für die internationale Politik verursachen, wenn von dort Terroranschläge ausgehen, wenn beispielsweise die Versorgung der Weltwirtschaft mit Öl und Gas nicht gewährleistet ist."
Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Jahrelang hatten die Großmächte dem Aufstieg der Taliban in Afghanistan untätig zugesehen. Plötzlich, im März 2001, war die Aufregung in den westlichen Medien groß.
Die Sprengung zweier buddhistischer Felsstatuen aus vorislamischer Zeit durch islamische Extremisten war ein Kulturverbrechen von bisher nicht gekanntem Ausmaß. Die beiden Buddhas, 53 und 35 Meter hoch, wurden im sechsten Jahrhundert aus dem Fels geschlagen. Damals war Bamiyan in Zentral-Afghanistan ein Handels- und Pilgerzentrum an der alten Seidenstraße. Als später der Islam in das 2500 Meter hoch gelegene Tal kam, geriet die religiöse Bedeutung der Riesen-Buddhas langsam in Vergessenheit. Niemand störte sich daran. Sie waren einfach ein Teil der Landschaft.
Anfang der 90er-Jahre entstand in Afghanistan mit der Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes die Bewegung der paschtunischen Taliban, Absolventen von Koranschulen. In einem beispiellosen Siegeszug konnten die Taliban ab 1994 weite Teile Afghanistans erobern. Ihr Ziel war eine islamische Idealgesellschaft, doch heraus kam ein fundamentalistischer repressiver Staat.
"Das bedeutet zum Beispiel, dass vieles von dem, was jetzt die Taliban uns als Islamisches Recht verkaufen, dass das dann doch eher aus dem paschtunischen Ehrenkodex übernommen und dann islamisiert wurde. Wir hatten also eine Gesellschaft, in der die Rolle der Frau massiv reduziert wurde. Aufsehen erregend war, dass sie islamische Strafen wieder durchsetzten, beispielsweise Handabhacken bei Diebstahl."
1998 eroberten die streng sunnitischen Taliban das Tal von Bamiyan, das Siedlungsgebiet der ihnen verhassten Hazara, der angestammten Bevölkerung in der Region. Die Hazara sind Schiiten. Die Sprengung der Buddhas am 12. März 2001 war ein Signal an die Hazara. Sie verloren ihre wichtigste touristische Sehenswürdigkeit.
"Hinzu kommt, dass nach Ansicht der Taliban im Islam ein sehr striktes Bilderverbot durchgesetzt werden muss, in einem muslimischen Land also keine Abbildungen von Menschen existieren dürfen, die für andere Religionen von so hervorragender Bedeutung sind."
Die Taliban sprengten nicht nur die Buddhas, sie verwüsteten auch das Nationalmuseum von Kabul. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen wurde einberufen und beschäftigte sich mit dem Thema. Der deutsche Vertreter Dieter Kastrup drängte damals auf eine Resolution:
"Es geht darum, diese unersetzlichen Monumente der Menschheit in Sicherheit zu bringen, sie etwa in Museen zu schaffen und so aufzubewahren, dass sie zum gegebenen Zeitpunkt dann wieder an den Ort ihres Ursprungs zurückgebracht werden können."
Doch die Anstrengungen von UNO und UNESCO im März 2001 halfen nichts. Noch ein halbes Jahr verbreiteten die Taliban in Afghanistan Angst und Schrecken.
"Kurz vor neun Uhr Ortszeit in New York. Ein US-Passagierflugzeug stürzt auf einen der Türme des World Trade Centers."
Nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 zeichnete sich bald das Ende des Taliban-Regimes ab. Der amerikanische Präsident George Bush sah in den Taliban die wichtigsten Helfer der islamistischen Terrororganisation Al-Qaida. Osama Bin Laden war in Afghanistan untergetaucht. Im Oktober intervenierten die Vereinigten Staaten und schon nach wenigen Monaten war die Taliban-Regierung gestürzt. Bald darauf begannen die Überlegungen, die Buddha-Statuen von Bamiyan wieder zu errichten. Internationale Forscherteams sichteten die Reste und machten Aufnahmen mit Laserkameras, doch mehr ist bislang nicht passiert.