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Renditeobjekt Ackerland

Immer mehr Investoren und Kapitalgesellschaften kaufen landwirtschaftliche Flächen, vor allem in Ostdeutschland. Die Spekulationen auf den Boden verdrängen die herkömmliche Landwirtschaft, Bauern können sich das Ackerland nicht mehr leisten. Und die Monokulturen auf den Feldern zerstören die Umwelt.

Von Stefanie Müller-Frank |
    Entlang der Autobahn, auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg, erstrecken sich die Äcker wie flach ausgebreitete Handtücher bis zum Horizont – unterbrochen nur von Baumreihen und hin und wieder mal von einem Getreideschuppen.

    Ein Traktor kommt die Landstraße herunter, biegt auf den Hof von Bert Schwarzer ein. 230 Hektar Grünland bewirtschaftet der Landwirt in der Nähe von Putlitz, im äußersten Nordwesten Brandenburgs. Zusammen mit seiner Frau, seinem Vater und zwei Angestellten. Außerdem hat der Betrieb 200 Mutterkühe. Das Land, das er dafür benötigt, hat er von anderen Bauern vor Ort gepachtet. Wenn sein Pachtvertrag in sechs Jahren ausläuft, könnte der Grund und Boden allerdings schon weiterverkauft sein.

    Längst gilt es als lukrativ, in Ackerland zu investieren. Und so gehören viele Äcker in Brandenburg nicht mehr Bauern, sondern Investoren – also Privatanlegern, Investmentfonds oder Aktiengesellschaften. Auch die BVVG - die bundeseigene Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft - trägt zu dieser Entwicklung bei, indem sie die letzten ostdeutschen Wald- und Ackerflächen in ihrem Portfolio an die Meistbietenden veräußert. Angesichts der zahlungsfähigen Konkurrenz können die Landwirte vor Ort oft nicht mehr mithalten, sagt Bert Schwarzer:

    "Die Bodenpreise sind hier so explodiert – teilweise auch durch BVVG-Flächen. Und wenn sich jemand findet, der das Geld dafür zahlt, kann man der BVVG eigentlich auch nichts absprechen, warum sie das Geld nicht nimmt. Aber diese Flächenpreise sind für uns so hoch, dass wir das teilweise in einer Generation nicht mehr realisieren können."

    So kostete ein Hektar Brandenburger Ackerfläche im Jahr 2012 durchschnittlich gut 8 Prozent mehr als im Vorjahr, in der Uckermark haben sich die Hektarpreise innerhalb von nur zwei Jahren vielerorts sogar verdoppelt.

    Flächen so groß wie das Bundesland Bremen
    Die Gründe dafür sind vielfältig: Privatanleger haben Angst um ihr Geld und flüchten in Sachwerte wie Grund und Boden, die Getreidepreise steigen, der Anbau von Energiepflanzen ist durch die Förderung von Biogas und Biotreibstoffen attraktiv. Dazu kommen noch die Flächenprämien der EU. Seit 1990 erwarb eine ganze Reihe von Großinvestoren aus den alten Bundesländern Grund und Boden im Osten – die JLW Holding zum Beispiel 17.000 Hektar, die Südzucker AG knapp 10.000 Hektar, der Möbelkonzern Steinhoff mindestens 7000 und die Rethmann-Gruppe 6000 Hektar. Zusammengenommen entspricht das in etwa der Fläche des Bundeslands Bremen. Sie alle investierten in landwirtschaftliche Nutzflächen, kauften sich in LPG-Nachfolgebetriebe ein oder übernahmen sie gleich ganz.

    "Da ist es ja eben so, dass die diese alten Strukturen aufkaufen. Die kaufen ja komplette LPGs, 2000, 3000 Hektar groß, und erlangen dadurch eine Größe – das sind strukturelle Vorteile, da kommen wir nicht mehr mit. Weil uns einfach auch das Grundkapital dafür fehlt."

    Schließlich muss das Geld für den Kaufpreis ja auch erwirtschaftet werden. Das aber ist mit klassischer Landwirtschaft fast nicht mehr möglich. Zumal die Schläge – also die zusammenhängenden Äcker und Wiesen – hier aus historischen Gründen weitaus größer sind als im Westen.

    Rund um die Brandenburger Gemeinde Putlitz zum Beispiel, wo auch der Landwirt Bert Schwarzer seinen Hof hat, sind 6500 Hektar in der Hand einer einzelnen Aktiengesellschaft: der KTG Agrar AG. Insgesamt bewirtschaftet das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Hamburg rund 28.000 Hektar in Ostdeutschland. Damit ist die KTG Agrar einer der größten, europäischen Produzenten von Marktfrüchten – also Getreide, Mais und Raps. Aus ihnen stellt das Unternehmen zum einen Öl und Tiefkühlkost her, zum anderen werden damit die betriebseigenen Biogasanlagen gefüttert. Bert Wigger ist gelernter Industriekaufmann und im Vorstand der KTG Agrar zuständig für Expansion und Flächenverwaltung:

    "Es mag sicherlich den einen oder anderen Landwirt geben in der Region, der Flächen verloren hat, weil die Flächen bei uns gelandet sind. Das ist sicher im Einzelfall bitter, aber Grund und Boden ist nicht vermehrbar. Das heißt, wenn wir wachsen, muss ein anderer ein Stück zurückgehen."

    Bert Wigger zieht sich eine Daunenjacke über und bittet zur Rundfahrt übers Betriebsgelände in seinen beheizten BMW. Vor einem Getreidesilo stapeln sich Hackschnitzelhaufen, aus den Biogasanlagen weht ein süßlicher Geruch herüber. "Ackern für’s Leben" ist das Leitmotto der KTG Agrar, sich selbst bezeichnet das Unternehmen als "ersten Bauern an der Börse".

    "Wir sind an der Börse notiert. Wobei wir unser Kapital über die Börse beschaffen, so wie es ein Privatlandwirt zum Beispiel mit Banken macht, der sich ein Darlehen nimmt, um eine Fläche zu erwerben, haben wir die Möglichkeit, am Kapitalmarkt teilzunehmen, besorgen uns dort das Kapital und erwerben dann die landwirtschaftliche Nutzfläche."

    Natürlich kann sich auch ein "Privatlandwirt" Geld bei der Bank leihen, um den bewirtschafteten Grund und Boden zu erwerben. Lange Zeit war das jedoch gar nicht nötig, denn viele ostdeutsche Bauern hatten ihre Ackerflächen und Wiesen von der BVVG – die Nachfolgerin der Treuhand – langfristig gepachtet. Gut zwanzig Jahre nach der Wende laufen viele dieser Pachtverträge allerdings aus. Die BVVG drängt auf den Verkauf der letzten Flächen und veräußert die Ländereien zum Höchstgebot. Und da die Bodenpreise in den neuen Bundesländern noch immer weitaus günstiger sind als in Westdeutschland, kaufen sich zunehmend Investoren und Geldanleger in Gegenden wie der Prignitz ein.

    Viele Flächen in den Händen weniger Agrarkonzerne
    Angesichts dieser zahlungsfähigen Konkurrenz haben Junglandwirte, Hofgründer und kleinere Familienbetriebe ziemlich schlechte Karten, an Land zu kommen, erklärt Andreas Tietz vom bundeseigenen Johann Heinrich von Thünen-Institut. In einer Studie im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums untersuchte der Agraringenieur die Auswirkungen nichtlandwirtschaftlicher und überregional ausgerichteter Investoren auf den Bodenmarkt:
    "Boden ist eine begrenzte Ressource. Boden wird nicht hergestellt. Landwirtschaftlich nutzbarer Boden nimmt sogar jährlich ab. Es werden mehr Nahrungsmittel benötigt, und auch der Bedarf an Futtermitteln steigt enorm. Und das muss auf der gleichbleibenden Fläche produziert werden. Und da wird Boden mehr und mehr zu einem sehr knappen Faktor, der dann entsprechend im Wert steigt, wenn wir einen freien Markt dafür haben."

    So konzentrieren sich in den neuen Bundesländern heute viele Ackerflächen in der Hand weniger Agrarkonzerne. Mit knapp 240 Hektar liegt die mittlere Betriebsgröße in Brandenburg zum Beispiel viermal über dem Bundesdurchschnitt. Und noch ein Ost-West-Vergleich ist bemerkenswert: Die Flächenproduktivität, hat der Geograf Helmut Klüter errechnet, erreicht in Brandenburg mit 545 Euro pro Hektar nur 65 Prozent des bundesdeutschen Durchschnitts. Trotz riesiger Landmaschinen und durchrationalisierter Verwertungsketten. Der niedrigste Wert in Ostdeutschland – und das, obwohl Brandenburg die Speisekammer Berlins sein könnte.

    "Und das andere große Problem ist, wenn die Wertschöpfung, die ja eigentlich vor Ort in den Dörfern stattfinden soll und dort auch bleiben soll, wenn die abfließt, indem Gewinne abgezogen werden zur Vergütung der Aktionäre. Oder wenn die lokalen Handwerker auf solchen Betrieben gar nicht mehr tätig werden können, weil das alles zentral gesteuert wird."

    Mit der Folge, dass die Dörfer verarmen, Handwerksbetriebe vor Ort aussterben und die Menschen abwandern.

    Hans-Georg von der Marwitz:
    "In Brandenburg erlebe ich Betriebskonzentrationen in bisher nicht vorstellbaren Ausmaßen. Außerlandwirtschaftliche Investoren kaufen einen Landwirtschaftsbetrieb nach dem anderen, meist die wirtschaftlich schwachen Nachfolger ehemaliger LPG. Die Firmensitze dieser Investoren befinden sich oft weit entfernt von den Betrieben. Die Gewinne werden zumeist nicht in der Region investiert, sondern fließen ab an Eigentümer, Gesellschafter oder Aktionäre, die persönlich oft keinen Bezug zur Landwirtschaft und zu den Dörfern haben. Die systematische Konzentration der Landwirtschaft in den Händen weniger Holdings bzw. Konzerne kann nicht Ziel unserer Agrarpolitik sein."

    Hans-Georg von der Marwitz sitzt für die CDU im Bundestag. Der Landwirt stammt aus dem Allgäu, kurz nach der Wende gab er seinen Betrieb dort auf und zog nach Brandenburg, um in der Heimat seiner Vorfahren neu anzufangen. Heute bewirtschaftet er 900 Hektar in Friedersdorf bei Seelow, betreibt einen Hofladen samt Restaurant und eine kleine Biogasanlage. Auch hier, im östlichen Brandenburg, hat sich in den vergangenen Jahren ein gravierender Strukturwandel vollzogen.

    In seinem Wahlkreis Märkisch-Oderland sind heute fast 30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Hand von vier großen Unternehmen. Hans-Georg von der Marwitz beobachtet diesen Konzentrationsprozess mit wachsender Sorge:
    "Ich möchte, dass die Landwirtschaft in den ländlichen Räumen eben vielschichtig aufgestellt ist und möglichst mit ihren Ressourcen entsprechend arbeitet."

    Schon deshalb, weil er selbst hier wohnt und arbeitet. Und darauf hofft, dass seine Kinder eines Tages zurückkehren werden nach Brandenburg, um sich hier niederzulassen und den Hof weiterzuführen. Dann darf sich das Leben auf dem Land aber auch nicht wie in einer Agrarfabrik anfühlen, sagt Hans-Georg von der Marwitz:

    "Die Attraktivität im ländlichen Raum nimmt mit dem Größerwerden der Betriebe ab. Und das ist meine große Sorge, dass eben die Landwirtschaft die Vernetzung mit den Dörfern verliert. Das ganze Dorf hier in Friedersdorf kriegt noch die vier Jahreszeiten hautnah mit. Das ist ganz anders zum Teil in meiner Nachbarschaft, wo eben zweimal im Jahr die Maschinen rangekarrt werden, das Ganze geht zum Teil auch über Lohnunternehmen. Also es findet nicht mehr das landwirtschaftliche Leben im Dorf statt."

    Landwirtschaft braucht Heimat
    Bert Wigger betritt eine zugige Lagerhalle auf dem Betriebsgelände der KTG Agrar AG in Putlitz und grüßt freundlich. Auf Fließbändern werden hier Kartoffeln in Container befördert und von einem Gabelstapler verladen. Zehn, zwölf Saisonarbeiterinnen kommen gerade aus der Mittagspause und steigen die Treppe hinauf zu einer kleinen Kammer. Unter Heizpilzen sortieren sie hier per Hand die Kartoffeln nach Größe und Qualität. Die Mitarbeiterinnen stammen alle aus der Region, betont Bert Wigger:

    "Da haben wir auch ein ganz deutliches Konzept, das sagt: Landwirtschaft braucht Heimat. Also, wir sind keine – es kursiert manchmal der Begriff - Tiefladerbauern. Also, wir sind niemand, der Maschinen auf Lkws packt, heute in Schleswig-Holstein tätig, morgen in Mecklenburg und übermorgen in Sachsen. Sondern wir haben unsere Standorte, dort haben wir unsere Mitarbeiter, unseren Maschinenpark vor Ort. Wir beziehen das örtliche Umfeld in unsere Wachstumsschritte mit ein und sind da eben auch bemüht, mit den Bürgern, mit den Amtsverwaltungen vor Ort das, was wir als Entwicklungspotenzial sehen, zu besprechen, abzustimmen und gemeinsam zu entwickeln."

    Dem Agraringenieur Andreas Tietz sind im Rahmen seiner Studie jedoch auch andere Fälle begegnet. "Wanderzirkus", nennen die ortsansässigen Landwirte das Phänomen.

    "Wo tatsächlich über Nacht irgendjemand mit dem Trecker kommt, die große Fläche dann umpflügt und am nächsten Morgen wieder verschwunden ist. Oder wo tatsächlich nach Witterungsverlauf im Süden der Republik angefangen wird zu ernten – und die Kolonne zieht dann Richtung Ostsee, wenn das Getreide dann dort auch reif ist. Und das sind dann Fälle, wo wir sagen, da hat dann das Leben vor Ort nur noch einen sehr geringen Stellenwert. Und das sind problematische Entwicklungen. Aber das ist nur ein kleiner Teil der Investoren, die wir vor Ort gefunden haben."

    Der landwirtschaftliche Bodenmarkt in Deutschland ist eigentlich gesetzlich reglementiert: Wer kein Landwirt ist, kann nicht einfach beliebig viele Äcker erwerben.

    "Sondern der Kauf landwirtschaftlicher Nutzfläche muss genehmigt werden von einer Behörde, in der auch Landwirte in einem sogenannten Grundstücksverkehrsausschuss zusammensitzen und darüber entscheiden: Ist das jetzt ein Kauf von einem Nicht-Landwirt? Und ist dieser Kauf eine sogenannte "ungesunde Bodenverteilung"? Und kann das genehmigt werden? Da kann nämlich der Genehmigung auch widersprochen werden."

    Was das Grundstücksverkehrsgesetz allerdings nicht verhindern kann: dass branchenfremde Investoren als stille Teilhaber in die LPG-Nachfolgebetriebe mit ihren riesigen Flächenkontingenten einsteigen, ohne dass jemand davon erfährt.

    "Der Kauf von "Boden hinter den Kulissen" – so haben wir es in der Studie genannt – das heißt, der Kauf von Anteilen an landwirtschaftlichen GmbHs zum Beispiel, um dann sozusagen auf lange Sicht das ganze Unternehmen in die Hand zu bekommen. Und damit auch den Zugriff auf den Boden. Wir haben manchmal mit Landwirten gesprochen, die gesagt haben: Da wird plötzlich in dem Betrieb investiert, da steht plötzlich der neue Schlepper, da wird das Dach neu gedeckt – da muss dann wohl ein externer Geldgeber reingekommen sein. Aber wer das ist, das ist vor Ort meist nicht bekannt."

    Monokulturen verdrängen Artenvielfalt
    Im Gegensatz zum Grundstückserwerb fällt der Kauf von Anteilen an einer GmbH nämlich unter Handelsrecht, im Grundbuch ändert sich schließlich nichts durch eine sogenannte "stille" Beteiligung. Damit können Investoren – vollkommen legal – das Verfahren umgehen, das sonst dem Erwerb von Äckern und Wiesen vorgeschaltet ist.

    So ist der ländliche Raum zunehmend von Monokultur geprägt – in den Besitzverhältnissen ebenso wie auf dem Acker. Hans-Georg von der Marwitz:

    "Die ganze Biodiversität nimmt natürlich ab. Wenn ich ein Unternehmen über viele Dörfer organisiere, dann fange ich eben an, die Ecken rund zu pflügen. Dann überlege ich mir, wo welche Pflanzen angebaut werden. Da findet dann eben eine Fruchtfolge in einer ganz anderen Größenordnung statt. Da ist dann plötzlich in einer Ortslage 400, 500 Hektar Mais oder noch mehr. Oder Getreide. Er hält dann sicher noch die Fruchtfolge ein. Aber für denjenigen, der in den ländlichen Räumen lebt, stellt sich das als solches nicht mehr dar. Der hat also das Gefühl: Also, in diesem Jahr lebe ich im Maisfeld, im nächsten vielleicht im Weizenfeld, und das Jahr darauf im Gerstenfeld."

    Die Folgen dieser ausgedehnten Monokulturen für die Umwelt sind schon jetzt offenkundig: Der Mais verdrängt viele Ackerwildkräuter, Vögel und Bienen finden keine Nahrung mehr, die Artenvielfalt nimmt ab, und der Boden ist aufgrund des langsamen Wachstums erosionsgefährdet. Hinzu kommt, dass die Maisfelder mit mineralischem Dünger vollgepumpt werden. Das vergiftet das Grundwasser und setzt Lachgas frei – was rund 300-mal schädlicher ist als CO2. Trotzdem wird der Anbau dieser Monokulturen für Biotreibstoff im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes weiter gefördert. So ist es nicht verwunderlich, dass sich überregional agierende Investoren darauf ausrichten. Und auf diese Weise in der Lage sind, Pacht- oder Kaufpreise für Äcker zu bezahlen, die klassische Landwirte erst gar nicht erwirtschaften können.

    Letztlich greift es also zu kurz, einzelne Investoren an den Pranger zu stellen. Die Gesellschaft müsste sich vielmehr fragen, welche Form der Landwirtschaft sie haben – und subventionieren – will: ausgeräumte Landschaften oder ein dörfliches Leben von und mit der Landwirtschaft. Denn die EU-Subventionen sind in erster Linie Flächenprämien, die die Großbetriebe begünstigen. So bekommt die KTG Agrar AG allein für ihre 6500 Hektar Flächen rund um Putlitz jedes Jahr schätzungsweise 2,3 Millionen Euro von der EU überwiesen, die genaue Höhe will das Unternehmen nicht der Öffentlichkeit preisgeben. Diese Direktzahlungen sollte man zurückfahren – oder am besten: Komplett streichen, fordert Hans-Georg von der Marwitz. Und das, obwohl er selbst Landwirt ist.

    "Die Subventionen sind Brandbeschleuniger dieses Prozesses. Und wenn wir diesen Prozess verlangsamen – wir werden ihn nicht mal stoppen können – aber verlangsamen werden wir ihn können, weil die Rentabilität mit fehlender oder geringerer Subvention sehr viel niedriger wird. Auch für uns. Aber ich gehe davon aus, wenn wir Landwirte mit Leib und Seele sind, auf einen Ausgleich kommen."

    Die BVVG hat mittlerweile 80 Prozent ihrer ostdeutschen Agrarflächen verkauft. Die historisch einmalige Gelegenheit, auf diesem Weg für mehr klassische Landwirtschaft zu sorgen, ist also vertan.

    "Man mag es drehen und wenden, wie man will: Wir werden es nicht verhindern können, dass außerlandwirtschaftliche Investoren in die Landwirtschaft reindrängen. Aber es bleibt die Frage im Raum: Muss diese ungute Entwicklung auch noch mit Subventionen unterstützt werden?"

    Der Landwirt Bert Schwarzer aus Putlitz hat darauf eine deutliche Antwort:

    "Wir haben es ja gar nicht nötig. Warum müssen da solche großen Strukturen sein? Die brauchen wir eigentlich nicht. Es ist ja nicht tatsächlich was besser geworden. Eigentlich sind es Fabriken – in meinen Augen."

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