Friedrich Merz, der fulminant gestartet war, in Umfragen jedoch auf Platz zwei hinter Annegret Kramp-Karrenbauer liegt, geht kritisch mit seiner Partei ins Gericht. Im Deutschlandfunk wirft er der CDU vor, den Aufstieg der AfD gleichgültig hingenommen zu haben.
"Und wenn ich dann sehe, dass wir eine solche Partei wie die AfD, die keinerlei Abgrenzung nach ganz rechts außen vornimmt, mit 12,6 Prozent im Deutschen Bundestag haben, in 16 Landtagen haben und die CDU das mit einem – ich will jetzt mal etwas zugespitzt sagen – Achselzucken zur Kenntnis nimmt und sagt: ‚Okay, früher hieß es 40 plus X, dann mal 30 plus X und jetzt sagen wir, wir müssen nur so stark werden, dass wir mitregieren oder dass ohne uns nicht regiert werden kann‘. Dieser Anspruch ist mir etwas zu wenig."
Merz: Sorge um die CDU als "Triebfeder"
Merz sorgt sich um die CDU. Das - so betont er - sei die Triebfeder für seine Kandidatur. Im Grunde habe er keine Veranlassung, aus seinem jetzigen Leben als Anwalt oder Aufsichtsrat bei Blackrock Deutschland herauszutreten und etwas anderes zu machen. Wenn da nicht eine Herausforderung bestünde und die lautet …
"Es geht uns die politische Mitte verloren. Die CDU liegt bei 25, 26 Prozent in den Umfragen. Zieht man mal die CSU Werte ab, dann ist das noch ein geschönter Wert. Eigentlich liegen wir bei knapp über 20."
Merz, der auf der ersten Regionalkonferenz gesagt hatte, er traue sich und der Union zu, die AfD wieder zu halbieren, präsentiert sich als Retter der Partei.
"Wir müssen uns aber wieder für Themen öffnen. Wir haben ja nicht Wechselwähler oder Flugsand verloren, sondern wir haben zum Teil langjährige Wählerinnen und Wähler, langjährige verdiente Mitglieder in der Partei verloren."
Respekt vor Staatsämtern "anerzogen"
Einen Rechtsruck der CDU werde es mit ihm dabei aber nicht geben, versichert Merz erneut, und er betont auch, dass er Kanzlerin Angela Merkel im Fall seiner Wahl zum Parteichef unterstützen werde.
"Wir sprechen hier über eines der höchsten Staatsämter der Bundesrepublik Deutschland. Und ich bin so groß geworden und erzogen worden, dass man einfach Respekt vor den Ämtern hat und damit auch selbstverständlich Respekt vor den Amtsinhabern. Und in diesem Falle lasse ich keinen Zweifel daran, dass ich loyal und in jeder Hinsicht konstruktiv mit Angela Merkel zusammenarbeiten werde, wenn diese Konstellation eintritt, dass Angela Merkel Bundeskanzlerin bleibt und Friedrich Merz Parteivorsitzender wird."
Auch Spahn versichert Unterordnung
Allerdings gilt dies nur, solange diese Regierung gut arbeitet. Merkel, so Merz, habe als CDU-Vorsitzende den Koalitionsvertrag unterschrieben und daran sei jeder Nachfolger im Amt gebunden, die CDU in puncto Koalition sei deshalb vertragstreu. Das potenziell delikate Verhältnis zwischen der Kanzlerin Merkel und einer oder einem neuen CDU-Vorsitzenden ist auch für Jens Spahn ein Thema. Er versichert im Magazin "Focus", sich im Falle seiner Wahl zum CDU-Chef als Minister unterordnen werde. In Parteifragen habe der Parteichef das letzte Wort, "und in der Regierung gilt natürlich die Richtlinienkompetenz der Bundeskanzlerin".
Spahn liegt im Rennen um den CDU-Vorsitz unverändert abgeschlagen auf Platz 3, während Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer ihren Vorsprung auf 38 Prozent ausbauen kann.
Nach diesen Zahlen des ZDF-Politbarometers verliert Merz weiter an Boden, er käme auf 29 Prozent. Die Zahlen sind nur eingeschränkt aussagekräftig, da sie die Stimmung unter CDU-Wählern wiedergeben. Parteimitglieder oder auch die Delegierten des Bundesparteitages können sich durchaus anders verhalten.