Die Hamburgerinnen und Hamburger sind in Weihnachtsstimmung. Am Wochenende vor dem Fest aber vor allem in Kauflaune. Auf den breiten Bürgersteigen auf der Mönckebergstraße in der Innenstadt schieben sich die Menschen von Kaufhaus zu Kaufhaus. Die Modekette C&A empfängt ihre Kunden und deren Kinder ganz weihnachtlich, mit zwei blonden, Schokolade verteilenden Engeln. Mit aufgesetztem Heiligenschein und breiten, prächtigen Engelsflügeln.
In den weißen, langen Engelkostümen stecken die beiden Studentinnen Lissi Schneider und Nadine Stührke. Die beiden wissen, worauf es ankommt:
"Man muss immer gute Laune haben, immer lächeln können und es auch gerne machen. Ich verschenke gerne Schokolade. Man muss auf jeden Fall offen sein, freundlich sein, auf die Leute zugehen können und vor allem auch acht Stunden hier stehen können. Das ist gar nicht so unanstrengend. Und dabei immer gute Laune haben."
Weihnachtsengel auf Bestellung
Mieten kann man die beiden Engel und auch Weihnachtsmänner über die Hamburger Agentur Blank & Biehl. Im Lagerraum gleich neben dem Großraumbüro zeigt Geschäftsführer Jan Mitja Biehl die in Kartons verpackte Ausrüstung für die Weihnachtsmänner und -engel:
"Hier haben wir unsere Glocke. Damit kündigt sich der Weihnachtsmann an an Heiligabend. Dann sind die Kinder ganz aufgeregt und machen die Tür auf. Dann haben wir verschiedene Bärte in verschiedenen Variationen, Perücken, bei denen die Haare noch nicht grau sind. Oder Stiefelüberzieher mit Plüsch, damit man auch Stiefel simulieren kann. Die Lesebrille vom Weihnachtsmann. Falls er Geschichten vorlesen soll."
Entstanden ist die professionelle Weihnachtsmann-Vermittlung eher durch Zufall. Angefangen hatte die Marketing-Agentur von Daniel Blank und Jan Mitja Biehl mit der Vermittlung von Promotern, von Messehostessen. Dann gab es die ersten Anfragen, ob diese Promoter nicht auch für einen Job als Weihnachtsmann gebucht werden könnten:
"Und dann haben wir geschaut, dass wir das realisieren und haben das auch recht gut hinbekommen, die Kunden waren zufrieden. Und dann haben wir überlegt, dass wir da vielleicht ein Geschäft draus machen. Und dann ist irgendwann die Website entstanden. Dann kamen natürlich noch mehr Anfragen. Und dann haben wir uns darauf spezialisiert und verschiedene andere Varianten noch angeboten."
Ab 169 Euro pro Stunde kostet der Weihnachtsmann-Besuch
169 Euro kostet ein einstündiger Weihnachtsmann-Besuch für Privatkunden. Teurer wird ein Einsatz auf Unternehmensfeiern und vor allem dann, wenn der gebuchte Weihnachtsmann besondere Fähigkeiten haben soll. Eine freundliche Ausstrahlung haben sie alle, erklärt Jan Mitja Biehl. Aber einige können dazu auch noch Gitarre- oder Blockflöte spielen, andere überzeugen auf den Weihnachtsfeiern mit ihrem Comedy-Talent. Firmenchef Biehl erklärt:
"Da gibt es dann oft auch Vorgaben von den Chefs, dass die dann Listen haben – 20 Mitarbeiter mit Namen – wer was gemacht hat. Wer die Milch von der Kaffeemaschine nicht auffüllt oder wer das Kopierpapier nicht nachlegt, solche Sachen. Das soll dann auch ein bisschen gerügt werden. Aber es hat eher einen witzigen Charakter."
Per Mausklick kann man bei Blank & Biehl auch gleich mehrere Weihnachtsmänner bestellen, dazu noch Engel – klassisch oder etwas freizügiger bekleidet. Und auch – etwas exklusiver – ein passendes, lebendiges Rentier:
"Das wird oft belächelt. Wird aber auch oft gebucht. Wir hatten dieses Jahr schon eine große Firmen-Weihnachtsfeier und da wurde ein Rentier geordert – das war auch wirklich nicht günstig – die haben keine Kosten und Mühen gescheut, aber die wollten ein Rentier haben. Und zwar zur Weihnachtsfeier ins Büro. Und da ist das Rentier durch die Büros gegangen und da wurden Selfies gemacht, Fotos und das hat richtig viel Freude gemacht. Das war es denen anscheinend wert. Warum nicht? Wir sind ja eine Dienstleistungsagentur. Wir richten uns nach den Wünschen der Kunden."
Ein Rentier auf der Büroweihnachtsfeier
In den Datenbanken der Firma liegen die Setcards, also Profile von rund 38.000 Männern und Frauen, die für die Weihnachtsjobs infrage kommen. Mindestens 100 Euro verdienen die Darsteller für einen Auftritt in der Basis-Variante: die Glocke läuten, die Kinder loben oder ihnen, auf Wunsch der Eltern, freundlich die Leviten lesen, Gedichte anhören, Geschenke verteilen.
Für die Auftritte gibt es strikte Regeln: Essen und Trinken sind beim Auftritt tabu. Handy müssen ausgeschaltet werden und auch eine Zigarette im Vorgarten, vor oder nach der weihnachtlichen Mission, ist natürlich streng verboten. Wie viele Laiendarsteller die Agentur in diesem Jahr losschicken wird, kann Jan Mitja Biehl gar nicht sagen. Aber schon vor zwei Monaten waren 1.400 von ihnen fest gebucht, für Privat- und Unternehmensfeiern in der ganzen Republik.