Mit der vorgezogenen Rente gebe die SPD den langjährigen Forderungen der Gewerkschaften nach, auf Seite der Union begünstige man die Hausfrauen mit der Mütter-Rente, sagte Schnabel im Interview mit dem Deutschlandfunk. Der Finanzwissenschaftler der Universität Duisburg-Essen bejahte, dass das Rentenpaket ein Dokument der Macht der Alten sei. Er hoffe aber "immer noch, dass die Babyboomer, soweit sie Kinder haben, auch noch an die Interessen ihrer Kinder und Enkelkinder denken".
Schnabel kritisierte außerdem die Zahlen zum Rentenpaket. So rechne die Bundesregierung damit, dass nur 50.000 Menschen die Rente mit 63 in Anspruch jährlich nehmen. Man wisse aber aus "vorliegenden Zahlen", dass es bis zu 100.000 Menschen sein können, die Kosten würden sich dann auch verdoppeln. "Zehn Milliarden auszugeben für eine gerechte Sache, wäre ja in Ordnung", doch hier müsse er der Bundesregierung widersprechen, so Schnabel: "Die Lebensleistung wird schon honoriert, dazu ist es nicht erforderlich, auf die sogenannten Abschläge zu verzichten." Das Hauptproblem im Arbeitsmarkt und in der Rentenpolitik seien die "Leute, die schon mit 60 ausscheiden", und die profitierten nicht von der Reform.
Am 1. Juli tritt das neue Rentenpaket mit der Rente ab 63 und der Mütterrente als seinen Kernstücken in Kraft.