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Rentenreform
Arbeitgeber und Gewerkschaften streiten über Altersbezüge

Mit gegensätzlichen Forderungen zum künftigen Niveau der Altersbezüge heizen Spitzenvertreter von Gewerkschaften und Arbeitgebern die Rentendebatte an. Verdi-Chef Frank Bsirske pochte eindringlich auf ein höheres Absicherungsniveau der Rente. Der einflussreiche Arbeitgeberverband Gesamtmetall warnte hingegen vor einer teuren Rentenreform.

Von Stefan Maas |
    Eine faltige Hand hält eine Geldbörse, aus der Scheine ragen.
    Im Herbst will Bundessozialministerin Andrea Nahles ein neues Rentenkonzept vorlegen. (Karl-Josef Hildenbrand /dpa)
    Es könne nicht sein, dass man nach jahrzehntelanger Arbeit mit der Rente nicht anständig über die Runden komme, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske der Deutschen-Presse-Agentur – und forderte gleichzeitig, das Rentenniveau müsse zunächst stabilisiert und dann angehoben werden.
    Zurzeit liegt das Rentenniveau, das Verhältnis der Rente nach 45 Jahren Arbeit zum Durchschnittseinkommen – bei 47,7 Prozent. Bis 2030 soll es weiter sinken, auf dann 44 Prozent. In welcher Höhe es nach diesem Datum weitergeht, wird die Politik erst später festlegen. Das schade dem Vertrauen gerade der jüngeren Arbeitnehmer in das Rentensystem, sagt Eva Welskopp-Deffa, im Ver.di-Vorstand zuständig für den Bereich Sozialpolitik:
    "Wenn es nicht gelingt, eine Leistungszusage über das Jahr 2030 hinaus im Gesetz wieder zu formulieren, dann kann man nicht hoffen, dass die jungen Leute auf das System ausreichend vertrauen."
    Verdi will weiteres Absinken des Rentenniveaus verhindern
    Um ein weiteres Absinken des Rentenniveaus zu verhindern, dürfe auch die Höhe des Beitragsniveaus kein Tabu sein. Das müsse angehoben werden, fordert Bsirske. Eva Welskopp-Deffa ergänzt, nach dem bisherigen System trügen die Beitragszahler die Last aber nicht allein:
    "Immer wenn der Beitragssatz angehoben wird, so sieht es das geltende Recht vor, steigt auch automatisch der Steuerzuschuss, und das finden wir wichtig, dass es an dieser Logik auch nicht geändert wird."
    Langfristig wichtig sei vor allem, den Kreis der Beitragszahler zu erweitern, um Selbstständige und Beamte. Die Arbeitgeber hingegen warnen vor einer Rentenreform, die zurück zu einem höheren Rentenniveau führen würde:
    "Die Vorstellungen der Gewerkschaften und auch von Herrn Bsirske laufen darauf hinaus, das Rentensystem mit Milliarden zu belasten, die am Ende kaum oder gar nicht finanzierbar sind", sagt Oliver Zander, der Hauptgeschäftsführer von Gesamtmetall. Das Rentenniveau bis 2030 bei 47 Prozent stabil zu halten oder es sogar weiter anzuheben – auf 50 oder 53 Prozent -, würde, so Zander, Milliarden kosten.
    Arbeitgeberverband: Rentenpläne der Gewerkschaften sind "unverantwortlich"
    "Die Rentenpläne der Gewerkschaften sind deswegen unverantwortlich, weil bereits in dieser Legislatur 160 bis 230 Milliarden ausgegeben worden sind durch Mütterrente und Rente mit 63. Und die Pläne, die jetzt auf dem Tisch liegen von verschiedenen Seiten, sind noch wesentlich teurer."
    Zander erklärte, es gebe durchaus Reformbedarf bei der Rente. Ein positives Zeichen sei aber aus seiner Sicht, dass die Regierung überlege, Betriebsrenten zu stärken. Bundessozialministerin Andrea Nahles will im Herbst ein Renten-Konzept vorlegen. Für Oktober hat sie Spitzenvertreter von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Sozialverbänden zu einem gemeinsamen Treffen eingeladen.