Die Rentner in Deutschland können sich auf einen kräftigen Zuwachs Ihrer Bezüge einstellen. Die Erhöhung der Rente wird im kommenden Jahr voraussichtlich in der Größenordnung von vier bis fünf liegen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung, Alexander Gunkel, in Würzburg. Das wäre die stärkste Erhöhung seit mehr als 20 Jahren, erklärte Gunkel weiter. Vor allem die gute Konjunktur und die Rekordbeschäftigung seien für den erneuten Anstieg verantwortlich. Klarheit werde man aber erst im Frühjahr 2016 haben.
Der Beitragssatz werde im kommenden Jahr bei 18,7 Prozent bleiben, mit einer Anhebung sei erst im Jahr 2021 zu rechnen.
Deutliche Anhebung wird Ausnahme bleiben
Zum 1. Juli waren die Renten im Westen um 2,1 Prozent und im Osten um 2,5 Prozent gestiegen. Zwischen den Jahren 2000 und 2015 waren die Renten viermal gar nicht angehoben worden. Gunkel erklärte, das kommende Jahr werde eine Ausnahme bleiben. Langfristig werde die Anhebung wieder bei zwei bis drei Prozent pro Jahr liegen.
Die gesetzliche Rentenversicherung steht Gunkel zufolge trotz der Milliarden-Mehrausgaben für die Mütterrenten und die abschlagfreie Rente mit 63 besser da als erwartet. Statt eines Defizits von vier Milliarden Euro, wie es im vorigen Herbst vorausgesagt worden war, werde das Defizit im laufenden Jahr mit 1,9 Milliarden Euro nur knapp halb so hoch ausfallen. Die Rücklagen der Rentenversicherung werden Gunkels Angaben zufolge von 33,7 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 29,4 Milliarden Euro im Jahr 2016 sinken.
Die alternierende Vorsitzende der Rentenversicherung, Annelie Buntenbach, warnte darauf hin, dass die Rentenerhöhungen nicht ausreichten, um das sinkende Rentenniveau abzufangen. "Das Risiko, dass immer mehr Menschen in Altersarmut fallen, ist nicht gebannt", sagte Buntenbach, die als Vorstandsmitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund für Sozialpolitik zuständig ist.
(ach/fwa)