"Dieser Patient ist schicksalhaft ertaubt im Laufe des letzten Jahres – zunehmend auf beiden Ohren. "
Der Patient liegt in Narkose. Der Kopf ist abgedeckt. Nur noch das Operationsfeld ist frei.
"Professor Thomas Klenzner, ich bin hier der stellvertretende Klinikdirektor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik an der Universität Düsseldorf. Es handelt sich hier um das rechte Ohr. Im Haaransatz wäre hier der Schnitt. Hinter der Ohrmuschel."
Was machen Sie jetzt? Sie öffnen so etwas wie eine Hauttasche.
"Jetzt wird ein Hautlappen nach vorne zur Umschlagfalte der Ohrmuschel hin präpariert. ...scharfen Haken bitte... Und jetzt machen wir einen gegenläufig zum Hautlappen geformten Muskel-Knochenhaut-Lappen.
Man kann das Wundgebiet mit selbsthaltenden Spreizern aufhalten."
Der Hautlappen legt sich drauf, aber das OP-Feld bleibt offen.
"Wir orientieren uns ja dann am Knochen, an den verschiedenen Erhebungen, die man sieht."
Wofür brauchen Sie die Landmarken?
"Die brauche ich jetzt, um abzuschätzen, wo wir das Mastoid jetzt aufbohren.
Mit einem Kugelkopf, der sehr scharf den Knochen abträgt."
Und auch direkt wassergekühlt.
"Man weiß halt von der Anatomie, in welcher Tiefe wir jetzt das Gleichgewichtsorgan erwarten, in welcher Tiefe und Höhe der Gesichtsnerv zu erwarten ist."
Wie tief müssen Sie jetzt fräsen? Sie haben einen halben Zentimeter schon weggenommen.
"Wir müssen aber jetzt noch zwei, 2,5 Zentimeter in die Tiefe. Das werden Sie gleich sehen."
Im Moment ist das Loch etwa so groß wie eine Vongole, eine Herzmuschel, hat auch genau die Form.
"Goldenen Diamanten, den zweitgrößten bitte.
Die grobe knöcherne Aushöhlung des Knochens ist getan, ich sehe jetzt den Eingang in das Mittelohr. Den lassen wir aber in Ruhe, wir müssen uns einen speziellen Zugang machen, der von hinten das Mittelohr eröffnet.
So, jetzt kommt der Wechsel aufs Mikroskop."
Und was Sie durchs Mikroskop sehen, kann man auch auf dem Bildschirm sehen.
"Hier läuft der Gesichtsnerv ungefähr lang. Und was wir machen müssen, ist, jetzt in diesem Bereich den Knochen mit dünnen Diamantbohrern auszudünnen,
sodass wir von hier über den künstlichen Zugang von hinten ins Mittelohr kommen. "
Dieses Fensterchen, dass Sie gebohrt haben, wo führt das Hin?
"Das führt uns jetzt zur Hörschnecke."
Das sind wirklich winzigste Strukturen. So, das eigentliche Implantat kommt jetzt in die vorgeformte Haut- und Knochentasche. Und in einem kleinen Plastikröhrchen sind feinste Schläuche drin. Das sind die Elektroden? Ganz dünn...
"Nur wenige zehntel Millimeter dick."
Mit einer Pinzette greifen Sie jetzt den Elektrodenstrang. Wie tief muss die Elektrode eingeführt werden?
"Bis die komplette Elektroden-Anzahl in der Hörschnecke ist.
Jetzt kommt der Part der Technik."
"Ich gebe jetzt über den Rechner einen kurzen Strompuls auf das Implantat. Unter dem Mikroskop kann dann die Reaktion beobachtet werden. Ich beginne mit einem schwachen Reiz. Ich erhöhe den Reiz, irgendwann gibt es eine Reaktion, ich erhöhe den Reiz weiter. Dann wird auch die Antwort größer."
Das sind typische Muster, Kurven und Linien, die Sie so auch erwarten würden?
Die Tests laufen. Was machen Sie derweil?
"Ich mache die Wunde zu. Wir nähen jetzt schichtweise zu. Das ist die erste Lage, danach geht es an die Haut."