Archiv


Reportage Hüft-Arthroskopie

Die Gelenkspiegelung oder Arthroskopie gehört seit vielen Jahren zum Standard in der Gelenk-Orthopädie. Im Gegensatz zu Knie- oder Schultergelenken ist die Hüfte jedoch wesentlich schwerer zugänglich.

Von Michael Engel |
    Mein Name ist Oliver Rühmann. Wir befinden uns hier im Agnes-Karll-Krankenhaus in Laatzen. Ich bin hier der Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin. Und wir werden jetzt eine Arthroskopie des Hüftgelenks, also eine Spiegelung des Hüftgelenkes, bei einer jungen 17-Jährigen Patientin durchführen, die seit zwei ein halb Jahren ein Problem im Bereich der Hüfte hat, insbesondere im Bereich der Leiste - mit Einklemmungserscheinungen. Also eigentlich eine typische Indikation für diese Operation.

    Ein ganz wesentlicher Teil der Arthroskopie des Hüftgelenkes ist die Lagerung, also das, was eigentlich vor der Operation stattfindet. Der Patient wird auf einen sogenannten Extensionstisch gelagert. Das ist ein Tisch, auf dem man das Bein in die Länge ziehen kann und damit auch das Hüftgelenk auseinanderziehen kann. Wenn man das nicht machen würde, könnte man das Hüftgelenk nicht komplett einsehen, weil ja dort der Kopf mit der Pfanne direkt über dem Knorpel in Verbindung ist. Und diese beiden knorpeligen Gelenkflächen muss man auseinander ziehen. Zum einen, um schauen zu können. Zum anderen aber auch, um sicher zu sein, dass man den noch gesunden Knorpel nicht schädigt. Das heißt also, dass die Lagerung bei der Hüftarthroskopie von entscheidender Bedeutung ist.

    So, jetzt führen wir, nachdem wir das Ganze aufgedehnt haben, den sogenannten Trokar vom Arthroskop ein, das ist also eine Führungshülse, über die dann das Arthroskop selbst, also die Optik, ins Gelenk eingeführt werden kann. Das ist jetzt geschehen.

    Wir sehen hier, dass ein bisschen Blut im Gelenk ist. Das spricht dafür, dass dieser Erguss, den diese Patientin nachweislich hatte, eventuell sogar ein blutiger Erguss ist. Nadel! Als nächstes muss dann der zweite kleine Stich gemacht werden, um entsprechend auch in dem Gelenk arbeiten zu können. Da braucht man einen Arbeitskanal, über den man dann die Instrumente einführt. Das ist der zweite Schritt. PE-Zange!

    Und es sind hier in der Tiefe Strukturen, die ich noch nicht zuordnen kann. Ich werde da jetzt eine Probe entnehmen. Das Ganze wird dann zur histologischen, also zur feingeweblichen Untersuchung weiter geleitet. Das Gewebe ist weich. Das heißt, es handelt sich wahrscheinlich um entzündlich veränderte Gelenk-Innenhaut. Und im nächsten Schritt werde ich dann versuchen, das Gewebe zu entfernen. Dafür benutze ich dieses motorisierte Instrument, den sogenannten Shaver, bei dem ich über das Fußpedal steuern kann, wann er an und wann er ausgeht.

    Es handelt sich wirklich um die Ruptur, also den Riss des sogenannten Ligamentum capitis femoris, das ist die Bandverbindung zwischen Kopf und Pfanne. Man sieht hier die gerissenen Bandanteile. Eingelagert entzündlich veränderte Gelenkinnenhaut, aber auch Einschlüsse von altem Blut, und das passt sehr gut zu der Beschwerdesymptomatik der Patientin. Wir werden jetzt das Band soweit entfernen, bis keine Anteile mehr da sind, die sozusagen in das Gelenk einschlagen können. Also die Blockierungen hervorrufen können. Und es besteht eine sehr gute Chance, dass die Patientin damit beschwerdefrei wird, nachdem sie zweieinhalb Jahre lang eben nicht beschwerdefrei war und andere Behandlungsmethoden, also konservative Methoden mit Krankengymnastik und anderen Dingen nicht gegriffen haben.

    Der Operationsbeginn ist jetzt eine Stunde und 15 Minuten her. Wir werden die Operation jetzt beenden. Jetzt wird die Haut noch verschlossen, die kleinen Einstiche genäht. Es ist ein lokales Betäubungsmittel ins Gelenk eingespritzt worden, um die Schmerzen nach der Operation zu reduzieren. Die Patientin kann dann im Laufe des Nachmittags auch das erste Mal aufstehen und unter Vollbelastung die ersten Schritte machen.