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Reportage
Kochkurse für Krebspatienten

Krebspatienten brauchen – abhängig von der Art des Tumors natürlich – spezielles Essen. Welches genau lässt sich mittlerweile in vielen Ratgebern nachlesen. Den Sprung von der Theorie in die Praxis erleichtern spezielle Kochkurse.

Von Mirko Smiljanic |
    Neuss bei Düsseldorf im städtischen Lukaskrankenhaus. Die Küche ist klein, fein und wohnlich eingerichtet. Links eine Kocheinheit mit Herd, Spülbecken, Arbeitsplatten und einigen Schränke; in der Mitte des Raumes ein großer Tisch, um den an diesem Vormittag sieben Personen sitzen, drei Patienten und vier Angehörige.
    „Wir machen etwas, was eiweißreich ist, schnell gezaubert ist in der Küche und wirklich auch einen therapeutischen Effekt hat“, erläutert die Kölner Ernährungswissenschaftlerin Elvira Rotau ihr Programm.
    „Eins davon sind die herzhaften Pralinchen, die wir zaubern heute. Kann man gut zu Laugengebäck als kleines zweites Frühstück genießen, eben was Herzhaftes, und das zweite, was eben auch eiweißreich ist, ist ein Amaretto-Kirsch-Shake.“
    „Genuss statt Muss“ lautet das Motto der Ernährungsberaterin, Essen sei ein sinnliches Erlebnis und müsse Spaß machen! Die offene Amaretto-Flasche verströmt den betörenden Duft nach Mandel, Aprikose und einen Hauch Vanille. Allerdings hat Elvira Rotau eines immer im Blick: Tumorpatienten brauchen mehr Eiweiß als gesunde Menschen! Diese zusätzliche Ration möchte sie aber schmackhaft präsentieren.
    „Meine Frau ist auch Krebspatientin und kann im Moment leider gar nicht mehr essen, aber die wird hoffentlich wieder kommen, wenn sie wieder schlucken kann. Dann müssen wir hochkalorische Nahrung zu uns nehmen, die dann aber auch schmecken soll“, erzählt dieser Mann, der demnächst seine Frau mit „Herzhaften Pralinen umhüllt von Schnittlauch“ verwöhnt. Wobei der Begriff Praline in die Irre führt, Schokolade sucht man vergebens. Genau genommen bestehen die Pralinen im Kern aus einem hartgekochten Eigelb, das mit einer herzhaften Käsemasse umhüllt wird.
    „Wir haben Mascarpone drin, wir haben frisch geriebenen Parmesan drin, Kräcker haben wir untergemengt, damit es ein bisschen knusperig bleibt, wir haben drin Doppelrahmfrischkäse und haben das schön vermengt und damit umhüllen wir quasi unser Eigelb.“
    Zu guter Letzt wird die XXL-Praline wahlweise in Schnittlauch oder Dill gewälzt,...
    „Jetzt rolle ich die Praline in Dill, weil ich auch lieber Dill mag als Schnittlauch und dann probiere ich die gleich mal. Sieht auf jeden Fall lecker au.“
    Und erfüllt die geforderten Bedingungen: Der Kalorien- und Eiweißgehalt ist hoch, die Pralinchen sind einfach herzustellen, außerdem schmecken sie umwerfend gut.
    Wer nicht genug bekommen – so Elvira Rotau – macht von den „Herzhaften Pralinen umhüllt von Schnittlauch oder Dill“, einfach ein paar mehr.
    „Also das Rezept ist für zehn Stück angedacht, sodass man zwischendurch auch vom Pralinchen naschen kann, die kommen in den Kühlschrank und halten sich mit Frischhaltefolie problemlos zwei Tage.“
    Na dann: Guten Appetit!