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Reporter ohne Grenzen
2015 wurden 110 Journalisten ermordet

Im Jahr 2015 sind nach Zählung von Reporter ohne Grenzen weltweit 110 Journalisten getötet worden. Mindestens 67 davon seien gezielt wegen ihrer Arbeit umgebracht worden, teilte die Organisation mit. Das sei einer mehr als im Vorjahr. Bekannteste Opfer sind die Redakteure des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo".

    Hunderte Menschen haben sich in Paris versammelt, um der Opfer des Anschlags auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" zu gedenken.
    "Je suis Charlie" - das Attentat auf die Journalisten hatte eine weltweite Welle der Solidarität ausgelöst. (AFP / John Macdougall)
    Besonders viele Journalisten seien im Irak und in Syrien in Ausübung ihres Berufs gestorben. Den Angaben zufolge wurden dort jeweils mindestens neun Reporter getötet. Im Jemen waren es sechs. Neu auf der Liste der für Journalisten gefährlichsten Länder ist Frankreich - dort wurden bei dem Attentat auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" acht Journalisten ermordet. Der Anschlag sei für die weltweite Entwicklung charakteristisch, teilte Reporter ohne Grenzen (ROG) mit: Fast zwei Drittel der weltweit getöteten Journalisten starben außerhalb von Kriegen.
    "In viel zu vielen Ländern riskieren Journalisten ihr Leben, wenn sie über brisante Themen recherchieren oder die Mächtigen kritisieren", sagte ROG-Vorstandssprecherin Britta Hilpert. Bislang liefen alle internationalen Bemühungen ins Leere, Gewalt gegen Journalisten zurückzudrängen. In den 67 aufgeklärten Fällen wurden den Angaben zufolge 49 Journalisten gezielt und 18 während der Ausübung ihrer Tätigkeit umgebracht. In 43 Fällen konnten die Motive der Taten nicht zweifelsfrei ermittelt werden.
    Die Arbeit von Journalisten ist aber nicht nur in Krisenherden wie Syrien sowie in Frankreich gefährlich, auch in Bangladesch, Mexiko, Indien und Brasilien zählte ROG mehrere Todesopfer. So hätten mutmaßliche Islamisten vier Blogger in Bangladesch in diesem Jahr getötet. In Mexiko habe die Ermordung eines Fotojournalisten in der Hauptstadt gezeigt, dass sich die Gewalt gegen Reporter nicht auf gefährliche Regionen beschränken lasse.
    Forderung nach UNO-Sonderbeauftragten zum Schutz von Journalisten
    Das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) zählte in diesem Jahr 69 im Dienst getötete Reporter. 28 davon seien Opfer von Extremistengruppen wie dem Islamischen Staat geworden, teilte die Organisation mit.
    ROG forderte einen UNO-Sonderbeauftragten für den Schutz von Journalisten. Er soll die Mitgliedsstaaten zur Einhaltung ihrer völkerrechtlichen Pflichten anhalten und als Frühwarnstelle für akute Gefahren dienen. Die Organisation beklagte, es gebe eine weit verbreitete Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten. Im ersten Teil seiner Jahresbilanz hatte ROG bis Mitte Dezember 54 entführte und 153 inhaftierte Journalisten verzeichnet. Acht weitere seien verschwunden.
    (hba/dk)