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Reporter ohne Grenzen
Deutsche Sektion feiert 20. Geburtstag

Von Michael Meyer |
    "Die Gründung von ROG Deutschland war tatsächlich eine Initiative der Franzosen."
    Sagt Michael Rediske, ehemaliger "taz"-Redakteur und damaliger Mitbegründer von "Reporter ohne Grenzen Deutschland" und einer der beiden Vorstandsgeschäftsführer:
    "Die gesagt haben, wir wollen keine rein französische Organisation bleiben, wir wollen in möglichst vielen europäischen und auch außer-europäischen Ländern Sektionen haben. Man hat damals Leute nach Paris eingeladen, das war auf der einen Seite ich, mich kannte man. Und habe mit der Zeitung zusammen, für die ich damals Redakteur war, der "taz", das Ding auf die Beine gestellt, also erst mal eine Gründungsversammlung einberufen."

    40 Journalisten waren damals anwesend. Die Politik war keineswegs überrascht, Menschenrechtsorganisationen waren ja durchaus bekannt, erzählt Rediske. Manchmal bekam die Organisation auch den Untertitel "Amnesty für Journalisten". Jedoch: Noch heute kann ROG mit Amnesty nicht mithalten, weder in den Mitgliederzahlen, noch im Spendenaufkommen. 2012 betrug es über eine halbe Million Euro. Noch immer wird für die sogenannte "Journalisten-Nothilfe" auch von renommierten Verlagen gespendet. Dieses Geld dient dann im Akutfall zur Besorgung von Visa, Flügen, Wohnungsmieten, wenn ein Journalist aufgrund einer Bedrohungslage dringend außer Landes geschafft werden muss. Es gab und gibt immer wieder Fälle von Journalisten, die sich nicht an Paris, sondern explizit an die deutsche Sektion wenden, beobachtet die Journalistin Gemma Pörzgen, damals ebenfalls bei der Gründungsversammlung von ROG Deutschland dabei:

    "Also es gab zum Beispiel eine inguschetische Journalistin, Rosa Malzagowa, die zuerst in Paris landete, dann aber gerne nach Berlin wollte, das heißt, es gab oft auch Fälle, wo wir ein Eintrittstor waren für Leute, die nach Deutschland wollten. Und wenn sie nach prominenten Fällen fragen, dann haben wir zum Beispiel eigene Aktionen gemacht. Also ich erinnere mich, dass wir Geld gesammelt haben für die Krankenhausbehandlung von Pasko, einem sehr mutigen russischen Journalisten, der dann in Regensburg behandelt werden konnte."

    Immer wieder gerät ROG in die Kritik wegen der jährlich veröffentlichten Rankingliste der Pressefreiheit. Das sei albern und unseriös, so die Kritik. Michael Rediske meint, dass immerhin pro Land 10 bis 20 Journalisten einen langen Fragebogen über die Situation vor Ort ausfüllten. Und das Ganze sei im Grunde nicht mehr als ein PR-Tool, um auf die Situation der Pressefreiheit weltweit aufmerksam zu machen. Und die Medien greifen die Liste auch immer wieder auf. Insofern erfülle sie ihren Zweck, bei allen Schwächen im Detail.

    Wie wichtig die Arbeit von "Reporter ohne Grenzen" ist, sieht man auch an jenen Journalisten, die buchstäblich vor Bedrohung und Ermordung nach Deutschland fliehen mussten. Eine davon ist die pakistanische Journalistin Meera Jamal. Sie galt in ihrem Heimatland Pakistan als eine der Top Ten Journalisten, die über die Menschenrechtslage berichteten. Aufgrund von Drohungen musste sie innerhalb eines Monats fliehen, ROG half ihr dabei.

    "In Pakistan gibt es viele Schwierigkeiten, es gibt religiöse Intoleranz auch. Und deswegen als eine Frau und Journalistin habe ich solche Probleme getroffen, wegen religiöser Intoleranz. Ich lebe jetzt in Deutschland, ich darf nicht nach Pakistan gehen, eigentlich ist das für mich auch besser. Im letzten Jahr ist mein Vater gestorben. Und wäre ich dort gewesen, hätte sein können, dass es nicht sicher für mich ist."

    Auch "Tagesthemen"-Moderator Thomas Roth, Mitglied bei "Reporter ohne Grenzen", kennt einen solchen Fall: Vor Jahren half Roth dem tadschikischen Journalisten Dodojon Atuvulloev. Er war selbst im Moskauer Exil schwer unter Druck geraten, mehrmals sollten Anschläge auf ihn verübt werden – er floh nach Deutschland. Thomas Roth findet, angesichts von Fällen wie Atuvulloev und anderen sei eine Organisation wie "Reporter ohne Grenzen" notwendiger denn je:

    "Weil die Lage nicht nur der Pressefreiheit, sondern auch der Journalisten immer gefährlicher geworden ist. Wir erleben es ja gerade in den letzten Tagen, diese unglaublich grausamen Morde an den amerikanischen Journalisten im Irak. Journalisten sind inzwischen längst Zielscheibe geworden. Es wird nicht mehr geredet, sondern geschossen. Und eine Organisation wie Reporter ohne Grenzen ist umso nötiger und ich fürchte, wir werden sie noch lange, lange brauchen."