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Republik statt Monarchie
Der Brexit als Chance für Australien

Seit die Briten den Brexit beschlossen haben, hat die Republiksbewegung in Australien Zulauf wie noch nie. Die britische Queen als Staatsoberhaupt - für eine Mehrheit der Australier ist das längst nicht mehr zeitgemäß. Der Brexit könnte eine Chance für das Land sein, erwachsen zu werden.

Von Andreas Stummer |
    Die Queen und Australiens Ministerpräsident Malcolm Turnbull
    Die Queen und Australiens Ministerpräsident Malcolm Turnbull (Imago)
    Juni, 2016: Großbritannien verlässt die EU. Brexit war ein politisches Erdbeben, die Schockwellen waren bis nach Australien zu spüren. Denn seitdem die Briten beschlossen haben, Europa die kalte Schulter zu zeigen, wollen immer mehr Australier dem früheren Mutterland den Rücken kehren.
    Australien soll Republik werden mit einem Australier als Staatsoberhaupt. Seit Brexit hat die Republiksbewegung Zulauf wie noch nie, Mitgliederzahlen sind bis um das Zwanzigfache gestiegen. Der Chef der australischen Republikaner, der Journalist und Autor Peter Fitzsimons findet: Die Queen hat ihre Schuldigkeit getan, die Queen kann gehen:
    "Die Monarchie war in Ordnung, solange wir britische Kolonie waren oder eine noch junge Föderation – aber wir sind im 21. Jahrhundert, wir können das alleine. Australien ist egalitär, multikulturell und säkular, aber unser Staatsoberhaupt kann nur jemand aus dem elitären, britischen Königshaus sein, der von Gottes Gnaden dort sitzt? Es wird Zeit, dass dieser Nonsens ein Ende hat."
    51 Prozent der Australier sind für Republik
    Nach Umfragen wollen 51 Prozent der Bevölkerung, dass Australien eine Republik wird – 38 Prozent sind dagegen. Der Anführer der Monarchisten ist der 69-jährige Jura-Professor David Flint. Obwohl in Australien aufgewachsen, ist sein englischer Akzent so dick wie Londoner Nebel. Flints Kritiker behaupten, er sei in einen Union Jack eingewickelt geboren worden. Brexit war ein Schock für Australiens Monarchisten, trotzdem ist für David Flint eine Republik Australien undenkbar, denn was nicht kaputt sei, das brauche man auch nicht zu reparieren:
    "Von den sieben ältesten Demokratien der Welt sind fünf konstitutionelle Monarchien – und vier davon haben die Königin von England als ihr Staatsoberhaupt. Es mag für viele eigenartig klingen, aber eine konstitutionelle Monarchie ist eine so ausgeklügelte wie bewährte Statsform. Sie funktioniert bestens."
    Australiens Regierungschef Malcolm Turnbull sitzt in der Zwickmühle. Vor 18 Jahren, bevor er in die Politik ging, war Turnbull an der Spitze der australischen Republiksbewegung. Das Referendum scheiterte damals 60 zu 40 Prozent - nicht weil die Australier gegen eine Republik waren, sie konnten sich nur nicht auf den besten Weg, ein eigenes Staatsoberhaupt zu bestimmen, einigen.
    Heute ist Malcolm Turnbull Premierminister. Aber als Chef der Liberalen, einer konservativen Partei voller königstreuer Monarchisten die Werbetrommel für eine Republik Australien zu rühren, wäre politischer Selbstmord:
    "Die Diskussion, ob Australien Republik werden soll, darf nicht von einem Politiker geführt werden, sondern von einer vom Volk getragenen Bewegung – so wie beim letzten Referendum. Die nächste Volksbefragung sollte frühestens dann stattfinden, wenn die Queen nicht mehr im Amt ist."
    Labour-Oppositionsführer fordert Volksentscheid
    Doch warum auf das Abdanken oder das Ableben der Queen warten ? Labour-Oppositionsführer Bill Shorten hat versprochen, falls er die nächste Wahl gewinnt, schon in der ersten Amtsperiode per Volksentscheid darüber abstimmen zu lassen ob Australien Republik werden soll oder nicht:
    "A simple "aes" or "no" question to the australian people. Do you support an australian republic with an australian head of state ? Yes or no?"
    Das englische Königshaus stellt seit jeher britische Interessen vor die Australiens – politisch, wirtschaftlich oder auch nur beim Rugby. Und selbst wenn die einheimische Klatschpresse nicht genug von Prinz William, Kate und den Royal Babies bekommen kann: Australien und die Queen sind wie ein Ehepaar, das sich über die Jahre auseinandergelebt hat.
    "Peinlich, ein ausländisches Staatsoberhaupt zu haben"
    Vor allem für jüngere und neue, zugewanderte Australier ist es höchste Zeit für eine Palastrevolution:
    "Es ist schon peinlich ein ausländisches Staatsoberhaupt zu haben", meinen zwei Studenten in Sydney, "wir sollten endlich eigenständig werden".
    "Die königliche Familie hat einfach keinen Platz mehr hier. Wir sind Australier und keine Engländer."
    Ein Königreich für eine Republik. Brexit ist nicht nur für die Briten Aufbruch und Neuanfang, sondern auch Australiens Chance, erwachsen zu werden. Die Mehrheit der Australier hätte nichts dagegen wenn Großbritannien der australische Zacken für immer aus der Krone fiele. "Gott schütze die Königin" war gestern. Man will endlich, auch verfassungsrechtlich, für sich selbst verant-wortlich sein. Und das lieber heute als morgen.