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Republikanischer Protest gegen Trump
Senator Jeff Flake beklagt Populismus

Unter den Republikanern im US-Senat wächst der Unmut gegen Donald Trump. Angesichts der mageren Bilanz des Präsidenten fordern sie eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte der republikanischen Politik. Vor allem ein Senator profiliert sich derzeit mit einem viel beachteten Buch als Anti-Trump.

Von Martin Ganslmeier |
    Republikanische Senator von Ariziona Jeff Flake (L) und sein Kollege von Kansas Pat Roberts (R).
    "Conscience of a Conservative" heißt das Buch von Jeff Flake – auf deutsch "Gewissen eines Konservativen" (picture alliance / dpa/ Pool via CNP / Michael Reynolds)
    Von einer offenen Rebellion gegen ihren Präsidenten sind die Republikaner noch weit entfernt. Doch unter der Decke gärt es. Das Gesetz für schärfere Russland-Sanktionen haben die republikanischen Senatoren ihrem Präsidenten geradezu aufgedrückt. Zu groß war ihr Misstrauen gegen Trumps Russland-Nähe. Und Trumps Forderung, die Gesundheitsversicherung Obamacare implodieren zu lassen, ignorieren sie einfach. Stattdessen bemühen sie sich gemeinsam mit ihren demokratischen Kollegen um Reformen, die Obamacare stabilisieren. "Wir arbeiten für die amerikanischen Bürger, nicht für den Präsidenten", betonte der republikanische Senator Tim Scott. Und passend dazu hat sein Parteifreund aus Arizona, Senator Jeff Flake, gerade ein Buch veröffentlicht, mit dem er seine Partei aufrütteln will:
    "Als Konservative können wir doch nicht zuschauen und schweigen. Die chaotischen Zustände in der Regierung sind nicht gut für die Innenpolitik und erst recht nicht für die Außenpolitik."
    Flake fordert Abkehr von Trumps Rechtspopulismus
    "Conscience of a Conservative" heißt das Buch – auf deutsch "Gewissen eines Konservativen". Senator Jeff Flake fordert darin eine Abkehr von Trumps Rechtspopulismus und eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte der Republikaner. Im Interview mit dem Fernsehsender PBS griff Flake die Politik des Präsidenten frontal an: "Populismus, Protektionismus und Isolationismus - ich glaube nicht, das dies ein Zukunftsprogramm für die Republikanische Partei ist."
    Trumps Entscheidung, aus dem Transpazifischen Freihandelsabkommen auszusteigen, sei ein schwerwiegender Fehler, kritisiert Flake, von dem vor allem China profitiere. Die Republikaner seien stets die Partei des freien Handels gewesen. Auch in der Außenpolitik lässt Flake kein gutes Haar an Trump. Dessen "America First"-Nationalismus stehe im krassen Widerspruch zur internationalen Tradition republikanischer Außenpolitik. Flake plädiert für einen Kurswechsel:
    "In der Außenpolitik müssen wir uns nüchtern, bedacht und maßvoll verhalten. Wir müssen zu unseren Verbündeten stehen und unsere Feinde erkennen. Das fehlt heute."
    Seine Kritik an Trump und am rechtspopulistischen Kurs der Partei werde nicht nur von einigen wenigen seiner Kollegen geteilt, so Flake im Sender PBS, "sondern von mehr Leuten als bekannt".
    Amtserhebungsverfahren zum jetzigen Zeitpunkt unrealistisch
    Anders als im Senat kann sich Trump jedoch im Repräsentantenhaus immer noch auf große Unterstützung verlassen. Weshalb Jeff Flake ein Amtsenthebungsverfahren zum jetzigen Zeitpunkt für unrealistisch hält. Immerhin findet es der Senator aus Arizona ermutigend, dass die Republikaner im Senat dem Präsidenten gegenüber selbstbewusster auftreten. Nicht nur beim Gesetz für schärfere Russland-Sanktionen sei dies deutlich geworden. So habe man Trump auch klar gemacht, dass er sein Amt riskiere, wenn er Sonderermittler Bob Mueller aus Ärger über die Russland-Ermittlungen feuern würde.