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Reputationsverlust von "Made in Germany"
"Betrug ist Ausdruck veränderter Kultur"

Die Marke "Made in Germany" hat durch den VW-Skandal Schaden genommen, sagte der Unternehmensberater und katholische Theologe Ulrich Hemel im DLF. Davon sei auch das Selbstverständnis der Deutschen betroffen, das sich aus wirtschaftlichem Erfolg speise. Gründe für den Mangel an Moral lägen bereits in der Erziehung.

Ulrich Hemel im Gespräch mit Kathrin Hondl |
    Der Auspuff eines Volkswagen auf einem Mitarbeiterparkplatz, fotografiert am 11.05.2016 mit dem Verwaltungshochhaus vom VW Werk in Wolfsburg (Niedersachsen).
    Die Marke "Made in Germany" hat unter dem VW-Abgasskandal gelitten. (dpa / Julian Stratenschulte)
    NDR, WDR und SZ hatten in dieser Woche berichtet, dass die Bundesregierung mit konzertierten Kräften versucht habe, die Folgen des VW-Skandals klein zu halten, um die Marke "Made in Germany" nicht zu beschädigen.
    Man solle die Diskussion über das Label "nicht ganz so hoch hängen", sagte Ulrich Hemel im Deutschlandfunk. Die Produktion und Wertschöpfungskette finde ohnehin in einem globalen ökonomischen Kontext statt.
    Deutsche speisen Selbstverständnis aus wirtschaftlichem Erfolg
    In Deutschland konzentriere man sich auf den ökonomischen Kontext, was ein starker Indikator dafür sei, "dass wir unser Selbstverständnis aus wirtschaftlichem Erfolg" speisen.
    Viele Menschen seien hierzulande stolz gewesen, "dass wir in einem funktionierenden Gemeinwesen leben und dass es keine Bestechlichkeit gibt" - deshalb sei durch den Betrugsskandal um die Schadstoffwerte bei Dieselfahrzeugen durchaus ein Schaden entstanden.
    Vertrauensverlust zählbar
    Betrug sei der "Ausdruck veränderter Kultur in Unternehmen" und von technischen Möglichkeiten, die zum Umgehen von Regeln ausgenutzt wurden, "koste es, was es wolle". Der Vertrauensverlust sei zählbar, so Hemel: Ist das Vertrauen geschädigt, nehme der Wert von Kaufakten ab.
    Hemel erläuterte, dassdie Krise des Gemeinsinns von veränderten Praktiken in der Erziehung herrühre. Dass Kinder beispielsweise schon im Kindergarten Englisch lernen und in der Grundschule Chinesisch, habe zu einer Wettbewerbsgesellschaft geführt, die individualistische Ziele hat: "Hole für dich raus, was geht". Der eigene Vorteil würde optimiert um den Preis eines Verhaltens, das den Gemeinsinn fördert.
    Das vollständige Interview können Sie als Audio-on-Demand hören.