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Restitution Benin-Bronzen
"Wir müssen an eine neue Ethik der Museen denken"

Im Humboldt-Forum würden nicht nur Repliken der Benin-Bronzen bleiben - so der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger. Die Direktorin des Kölner Rautenstrauch-Joest-Museums, Nanette Snoep, kritisiert das: Deutschland solle seine Vorreiterrolle wahrnehmen, sagte sie im Dlf.

Nanette Snoep im Gespräch mit Michael Köhler |
Benin Bronzen - Skulpturen aus dem Königreich Benin hinter einer Vitrine bei einer Ausstellung.
Mehr als 1.000 Benin-Bronzen gibt es in deutschen Museen. Bald sollen viele von ihnen restituiert werden. (picture alliance / dpa / Daniel Bockwoldt)
Die sogenannten Benin-Bronzen gehören zum Bestand vieler deutscher Museen. Sie wurden während der Kolonialzeit in Afrika an zahlreiche europäische Museen verkauft. Erst vor kurzem hat sich Bundesaußenminister Heiko Maas für die Restitutionen der Benin-Bronzen stark gemacht. Der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz soll an einer Lösung arbeiten, die auch die Rückgabe der Bronzen umfasst. "Zu einem aufrichtigen Umgang mit der Kolonialgeschichte gehört auch die Frage der Rückgabe von Kulturgütern", sagte er. "Das ist eine Frage der Gerechtigkeit."
Und Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat angekündigt, dass es noch im April Gespräche zwischen Bund und Ländern hierzu geben werde. Die Bundesregierung plant dabei eine internationale Museumszusammenarbeit. Vielleicht ein Zukunftsmodell auch für andere Länder in der Restitutionsfrage. Der von Bund und Ländern besetzte Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ebnete in der vergangenen Woche den Weg für mögliche Rückgaben der umstrittenen Benin-Bronzen.

"Keine Weltverbesserungsmaschine"

Nun meldete sich der Vorsitzende der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Helmut Parzinger, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu Wort. Er will über die Rückgaben verhandeln, keine Frage, aber nicht überstürzt. Es würden in Berlin nicht nur Repliken bleiben, sondern auch Originale. Das entspreche sogar dem Willen der Herkunftsländer. Parzinger schreibt: "Nicht die Restitution ist beschlossen worden, sondern bei allen Beteiligten besteht der Wille zu Rückgaben." Und bei diesem Prozess solle das Humboldt Forum nicht nur auf den Kolonialismus reduziert werden. Das Forum sei "keine 'Weltverbesserungsmaschine'".
Für Nanette Snoep hört sich Parzingers Appell wie "ein kleiner Zweifel" an. Ein Rückschritt in der Debatte um die Rückgabe der Bronzen. Für sie ist die Restitution "eine Frage der Gerechtigkeit", eine "Geste der Solidarität".

"Neue Ethik der Museen"

Dass Parzinger nun davon spreche, das Humboldt Forum sei keine "Weltverbesserungsmaschine", habe sie überrascht. Der Begriff klinge außerdem pejorativ. Museen hätten doch die Aufgabe, humanistisch und solidarisch zu sein. "Ich hoffe doch, dass wir weitergehen in dieser Debatte", so Snoep. "Ich glaube, wir sollten nicht in die Verteidigung gehen". Was es nun brauche, sei eine "neue Ethik der Museen, der internationalen Museumskooperation". Dabei spiele die Restitution eine bedeutende Rolle.