Als der Zeichner Hal Foster 1936 vom Verlagskonzern Randolph Hearst den Auftrag bekam, sich eine eigene Serie für die Comicseite der Hearst-Zeitungen auszudenken, ahnte er vielleicht, dass er das große Los gezogen hatte. Zumal ihm sein Vertrag das seltene Privileg ließ, die Urheberrechte behalten zu dürfen. Nach langem Nachdenken entschied sich Foster für etwas Mittelalterliches.
"Er studierte alles, was er kriegen konnte, Kleider, Waffen, Mobiliar, er las Bücher übers Mittelalter."
Jeden Holzsessel, jeden ornamentierten Schwertgriff, jede Stofffalte, kurz: sämtliche Zeichnungen der über Jahrzehnte erschienenen Prinz Eisenherz-Comics kennt Achim Dressler vom Bonner Bocola-Verlag ganz genau; er hat sie alle am Computer bearbeitet. Das Ergebnis ist eine kurz vor dem Abschluss stehende 18-bändige gebundene Gesamtausgabe aller Abenteuer des Prince Valiant, zu deutsch Eisenherz - der Rittergestalt, die der fantasiereiche Foster der sagenhaften Tafelrunde König Arthurs kongenial hinzugefügt hatte. Seine ungemein präzise Darstellung von Menschen und Hintergründen, von Architektur, Interieurs und Natur in jedem einzelnen Bild faszinierte sofort weltweit. Aus Hal Foster, dem Kanadier aus sehr bescheidenem Elternhaus, wurde ein reicher Mann, mit einem Landhaus und einem Grundstück, auf dem er jagen gehen konnte.
"Hier ein Bild, wo Foster mit einem Verehrer sitzt, der Duke of Windsor, der hat auch dafür gesorgt, dass Foster einen renommierten Preis erhielt."
Ist ja kein Wunder, dass der abgedankte König von England für eine Bilderserie schwärmte, die das mittelalterliche Britannien zum Zentrum der Geschichte machte. Hier verdient sich der junge Prinz Eisenherz, Sohn des vertriebenen Königs von Thule, seine ersten Sporen, hier wird er - nach einer der vielen Schlachten gegen die ständig einfallenden Sachsen - von König Arthur zum Ritter geschlagen. Seine Gefährten und Gegner sind bekannt: Gawain, Lancelot, Ginevra, Tristan, Modred, Morgaine – das Personal eben, das die mittelalterlichen Artus-Epen von Hartmann bis Gottfried bevölkert. Die waren mit dem geschichtlichen Hintergrund nicht weniger frei umgegangen als Hal Foster, der seinen Prinzen immerhin historisch richtig ins 5. Jahrhundert platzierte, in die Zeit des sagenhaften Arthur, von dem keiner was Genaues weiß, nur soviel: Für attraktive Bilder taugte der nicht.
"Ich kann doch König Arthur nicht zeichnen mit schwarzem Bart, im Bärenfell und ein paar Rüstungsteilen, die die Römer beim Auszug aus Britannien liegen gelassen hatten, das ist doch nicht das Bild, das die Leute haben!"
Das Bild, das die Leute hatten, vervollkommnete Foster zu hollywoodesker Schönheit. In die realistischen Szenerien seines gerafften Mittelalters integrierte er schmalhüftige Schönheiten, antike Swimmingpools, einen ausgewachsenen amerikanischen Matronenkomplex. Seine 1000 Abenteuer führen Eisenherz, den Wikingerprinzen, von Camelot aus durch die halbe Welt, Stoff für die herrlichsten Kulissen und Szenerien. Da muss Aleta, die Königin der ägäischen Nebelinseln, erobert und geheiratet werden, da muss der Balkan durchquert, Amerika entdeckt und nach Jerusalem gepilgert werden. Hier, im heiligen Land, sieht man Eisenherz, wie er den christlichen Glaubensgenossen Respekt vor dem Islam empfiehlt: Etwas so Dummes wie eine Koranverbrennung wäre diesem Streiter in Artus’ Auftrag nicht passiert. Durchaus realistisch ist Fosters Blick auf das frühe Mittelalter, in dem Recht und Gesetz erst hergestellt werden müssen; das ist die erklärte Mission seines Eisenherz, aus dem der Geist der amerikanischen Reeducation zu sprechen scheint. Wo er hinkommt, lässt er notgedrungen sein Singendes Schwert sprechen, nach vollbrachter Arbeit wird für Toleranz und Freiheit geworben. Aber das war sicher nicht der Grund dafür, dass Prinz Eisenherz, dies Muster an Sauberkeit, dessen Singendes Schwert nie einen Blutflecken zeigt, dass also Eisenherz das Image des Comics in Nachkriegsdeutschland eklatant verbesserte
Ich war sofort gefesselt und wirklich erfreut über diese schöne und wertvolle Lektüre und habe nicht eher aufgehört, bis ich den Band durch hatte. So etwas dürfen unsere Kinder jederzeit lesen, meine ich.
Frau Erika K., Frankfurt.
Amerika war da anders, die Funnies der Tageszeitung waren in den 30er-Jahren kein Schund, sondern Höhepunkt des Wochenendes. In seinen besten Zeiten füllte der Eisenherz-Comic eine ganze Seite im Großformat, bis zu 300 Zeitungen waren angeschlossen.
"In dem Format hat er gezeichnet! Das ist schon enorm. Die Kolorierungen hat er von Grafikern aufbringen lassen, dafür hätte er keine Zeit mehr gehabt. Er hat pro Woche 60-80 Stunden gebraucht, um diese Seiten zu zeichnen."
Anderthalb Stunden braucht Achim Dressler heute, um ein einziges Bild in den ursprünglichen Zustand zurückzubringen. Deutsche Leser der 50er-Jahre kannten Eisenherz-Comics nur in Schwarz-weiß, der Farbdruck war zu teuer. Erst viel später begann man, selbst nachzukolorieren so gut es eben ging. Der zur Hearst-Gruppe gehörige Verlag King Feature hatte die Rechte damals an den Wiener Verlag Pollischansky gegeben, später übernahm Carlsen die Reihe.
"Carlsen wollte nicht verlängern, das war unsere unglaubliche Chance als Neulinge, der Lizenzgeber hat sich von unserem Konzept überzeugen lassen."
Nämlich die digitale Restaurierung anhand von originalen Zeitungsdrucken und, wenn möglich, sogenannten Proofs, Druckplatten mit einer farbigen Seite dazu, von denen naturgemäß – Comics sind keine Ewigkeitsware - nicht viele überdauert haben.
"Die werden dann hochauflösend gescannt, und dann digital zerlegt in die drei Farbebenen und die schwarze Ebene, dann beginnen wir die schwarze zu restaurieren, und dann werden die Farben zugeblendet und mit Gradationskurven bearbeitet und verschiedenen Mitteln harmonisiert."
Schon das Wiederherstellen der Tuschezeichnung zieht sich mindestens eine halbe Stunde hin.
"Wenn das erreicht ist, werden die Striche mit dem selektiven Scharfzeichner mit Schwarz gestärkt und geschärft, wir haben dann den Schwarzstrich fast wie Tuschezeichnung."
Das Ergebnis dieser Engelsgeduld sind Bilder in weichen zurückgehaltenen Farben, die deutlich die Anmutung ihrer Entstehungszeit tragen. Und Hal Fosters Sorgfalt, verschwunden in den über Jahrzehnte zugesuppten Strichen und Farben, wird durch die Restaurierung wieder sichtbar
"Schauen Sie sich die Pferde an, die haben fast keine Farbfläche mehr. Bei uns sind mehr Details im Pferdekörper zu sehen, das liegt an der besseren Grundlage. Hier die Tuschezeichnung, die schärfer ist und Details zeigt ... auch dieser Kopfbalken sieht jetzt anders aus, das Banner ist wunderschön. Oder schauen Sie sich diese Bank an, man sieht nichts mehr, jetzt sieht man die Schnitzereien! Hier unten sieht man jetzt die Falten, die Schnürsenkel, den Abschluss des Schuhs."
Der Verlag Bocola führt sich auf den Bonner Comic Laden zurück, den Achim Dressler früher betrieb. Heute sitzt er mit seiner Frau und einer Mitarbeiterin in einer freundlichen alten Villa im Bonner Stadtteil Bad Godesberg. Seit inzwischen fünf Jahren existiert der Verlag; in dieser Zeit hat er viel Zuspruch bekommen und, unter anderem, auf der Frankfurter Buchmesse den Sondermann-Preis, benannt nach einer Figur des Cartoonisten Bernd Pfarr. Gerade hat Bocola den Katalog zu einer Ausstellung über Windsor McKaye, den Erfinder von Little Nemo, im Vertrieb übernommen. Die Restaurierung der 18 Eisenherz-Bände, die auch die Fortsetzungen von Hal Fosters Nachfolger Murphy umfassen, ist dieses Jahr, 75 Jahre nach dem ersten Erscheinen, abgeschlossen. Welchen Einfluss Foster auf andere Zeichner hatte, zeigt ein weiteres Verlagsprojekt: Lance, ein Westernheld, der von 1955 bis 60 publiziert wurde.
Die historisch und geografisch gleichermaßen überzeugende Geschichte erzählt die Abenteuer des Dragoner-Offiziers Lance St. Lorne, eines "ritterlichen", vorurteilslosen und klugen Draufgängers. Seine Abenteuer mit Trappern, Soldaten, Indianern und Mexikanern sind zwischen 1834 und 1848 angesiedelt, der Zeit der Eroberung des amerikanischen Westens.
"Das werden wir in fünf Bänden veröffentlichen, hier merkt man, Warren Tuft war ein großer Fan von Foster, gerade in Anfangsphase gab es keine Sprechblasen, sondern Texte außerhalb des Bildbereichs. Grafisch ist das sehr schön, wunderbare Farben. Selbst in Amerika ist der noch nie vollständig veröffentlicht worden."
<im_78224>ACHTUNG: NUR IN ZUSAMMENHANG MIT DEM BOCOLO VERLAG BAD GODESBERG</im_78224>Und da ist da noch die Wiederentdeckung eines ungewöhnlichen, zu seiner Zeit erfolgreichen und dennoch ganz vergessenen Comic-Strips: King Aroo.
Verzeihung, ich suche meine verlorene Liebste ... sahen Sie in letzter Zeit in der Umgebung verlorene Liebste? – Einige. Wie sah Ihre denn aus?
Bis heute ist im Mainstream der populären amerikanischen Zeitungs-Strips keineswegs alles Garfield oder Blondie oder Calvin and Hobbes. Es hielten sich immer Serien von überaus schräger Eigentümlichkeit. Da ist es nicht so verwunderlich, dass die niedlich-scharfsinnigen Charaktere um den King Aroo des Zeichners Jack Kent 15 Jahre lang überdauerten, von 1950 bis 1965.
Aus der Zeit gefallen wirkt dieser sympathische König heute aber schon. Sein Königreich heißt Myopia, zu deutsch: Kurzsichtigkeit, und ist von entsprechend bescheidener Größe, einen Morgen groß, 2500 Quadratmeter ungefähr. Eine reizend skurrile Entourage aus dichtenden und philosophierenden Menschen und Tieren umgibt ihn: zuallererst sein Adlatus Yupyop, der wechselweise Hofkoch, Kanzler, Verwalter, Page ist, was eben so gebraucht wird. Wenn es sein muss, geht der kleine König für ihn einkaufen. Dabei läuft ihm das Postboten-Känguruh Pennipost über den Weg, oder die Hexe Wanda, oder der vergessliche Mr. Elephant, der den Gemeinplatz vom Elefantengedächtnis Lügen straft; oder ein paar Tiere, die gerade eine Initiative gründen
Es ist nervenaufreibend, als Nahrungsmittel eingestuft zu werden.
Und eine Speisekarte wie eine Todesanzeige von guten Freunden zu lesen!
… beklagen sie sich beim König, der gerade mit seinem Einkaufskorb vorbeikommt. In diesem Klima der Rebellion verbittet sich das Schwein Hamilton begreiflicherweise die lockere Anrede "Ham" durch King Aroo, und der, sanft und umgänglich wie er ist, geht darauf gern ein; aber als ihm die eingekauften Würste aus dem Korb fallen, ist er bei den Tieren dann doch unten durch – für dieses Mal, in diesem Strip.
Rundlich-naiv, in einer kindlich-naturhaften Märchenwelt zeichnete Jack Kent seine Figuren, ein Stil, der überraschend korrespondiert mit dem philosophischen Esprit, aber der wächst ja immer aus kindlichem Staunen heraus. Nicht, dass dieser schnurrpfeiferische kleine König zum Blockbuster taugte. Aber das erhöht nur das Verdienst eines kleinen Verlags, auch ihn wiederentdeckt zu haben.
"Er studierte alles, was er kriegen konnte, Kleider, Waffen, Mobiliar, er las Bücher übers Mittelalter."
Jeden Holzsessel, jeden ornamentierten Schwertgriff, jede Stofffalte, kurz: sämtliche Zeichnungen der über Jahrzehnte erschienenen Prinz Eisenherz-Comics kennt Achim Dressler vom Bonner Bocola-Verlag ganz genau; er hat sie alle am Computer bearbeitet. Das Ergebnis ist eine kurz vor dem Abschluss stehende 18-bändige gebundene Gesamtausgabe aller Abenteuer des Prince Valiant, zu deutsch Eisenherz - der Rittergestalt, die der fantasiereiche Foster der sagenhaften Tafelrunde König Arthurs kongenial hinzugefügt hatte. Seine ungemein präzise Darstellung von Menschen und Hintergründen, von Architektur, Interieurs und Natur in jedem einzelnen Bild faszinierte sofort weltweit. Aus Hal Foster, dem Kanadier aus sehr bescheidenem Elternhaus, wurde ein reicher Mann, mit einem Landhaus und einem Grundstück, auf dem er jagen gehen konnte.
"Hier ein Bild, wo Foster mit einem Verehrer sitzt, der Duke of Windsor, der hat auch dafür gesorgt, dass Foster einen renommierten Preis erhielt."
Ist ja kein Wunder, dass der abgedankte König von England für eine Bilderserie schwärmte, die das mittelalterliche Britannien zum Zentrum der Geschichte machte. Hier verdient sich der junge Prinz Eisenherz, Sohn des vertriebenen Königs von Thule, seine ersten Sporen, hier wird er - nach einer der vielen Schlachten gegen die ständig einfallenden Sachsen - von König Arthur zum Ritter geschlagen. Seine Gefährten und Gegner sind bekannt: Gawain, Lancelot, Ginevra, Tristan, Modred, Morgaine – das Personal eben, das die mittelalterlichen Artus-Epen von Hartmann bis Gottfried bevölkert. Die waren mit dem geschichtlichen Hintergrund nicht weniger frei umgegangen als Hal Foster, der seinen Prinzen immerhin historisch richtig ins 5. Jahrhundert platzierte, in die Zeit des sagenhaften Arthur, von dem keiner was Genaues weiß, nur soviel: Für attraktive Bilder taugte der nicht.
"Ich kann doch König Arthur nicht zeichnen mit schwarzem Bart, im Bärenfell und ein paar Rüstungsteilen, die die Römer beim Auszug aus Britannien liegen gelassen hatten, das ist doch nicht das Bild, das die Leute haben!"
Das Bild, das die Leute hatten, vervollkommnete Foster zu hollywoodesker Schönheit. In die realistischen Szenerien seines gerafften Mittelalters integrierte er schmalhüftige Schönheiten, antike Swimmingpools, einen ausgewachsenen amerikanischen Matronenkomplex. Seine 1000 Abenteuer führen Eisenherz, den Wikingerprinzen, von Camelot aus durch die halbe Welt, Stoff für die herrlichsten Kulissen und Szenerien. Da muss Aleta, die Königin der ägäischen Nebelinseln, erobert und geheiratet werden, da muss der Balkan durchquert, Amerika entdeckt und nach Jerusalem gepilgert werden. Hier, im heiligen Land, sieht man Eisenherz, wie er den christlichen Glaubensgenossen Respekt vor dem Islam empfiehlt: Etwas so Dummes wie eine Koranverbrennung wäre diesem Streiter in Artus’ Auftrag nicht passiert. Durchaus realistisch ist Fosters Blick auf das frühe Mittelalter, in dem Recht und Gesetz erst hergestellt werden müssen; das ist die erklärte Mission seines Eisenherz, aus dem der Geist der amerikanischen Reeducation zu sprechen scheint. Wo er hinkommt, lässt er notgedrungen sein Singendes Schwert sprechen, nach vollbrachter Arbeit wird für Toleranz und Freiheit geworben. Aber das war sicher nicht der Grund dafür, dass Prinz Eisenherz, dies Muster an Sauberkeit, dessen Singendes Schwert nie einen Blutflecken zeigt, dass also Eisenherz das Image des Comics in Nachkriegsdeutschland eklatant verbesserte
Ich war sofort gefesselt und wirklich erfreut über diese schöne und wertvolle Lektüre und habe nicht eher aufgehört, bis ich den Band durch hatte. So etwas dürfen unsere Kinder jederzeit lesen, meine ich.
Frau Erika K., Frankfurt.
Amerika war da anders, die Funnies der Tageszeitung waren in den 30er-Jahren kein Schund, sondern Höhepunkt des Wochenendes. In seinen besten Zeiten füllte der Eisenherz-Comic eine ganze Seite im Großformat, bis zu 300 Zeitungen waren angeschlossen.
"In dem Format hat er gezeichnet! Das ist schon enorm. Die Kolorierungen hat er von Grafikern aufbringen lassen, dafür hätte er keine Zeit mehr gehabt. Er hat pro Woche 60-80 Stunden gebraucht, um diese Seiten zu zeichnen."
Anderthalb Stunden braucht Achim Dressler heute, um ein einziges Bild in den ursprünglichen Zustand zurückzubringen. Deutsche Leser der 50er-Jahre kannten Eisenherz-Comics nur in Schwarz-weiß, der Farbdruck war zu teuer. Erst viel später begann man, selbst nachzukolorieren so gut es eben ging. Der zur Hearst-Gruppe gehörige Verlag King Feature hatte die Rechte damals an den Wiener Verlag Pollischansky gegeben, später übernahm Carlsen die Reihe.
"Carlsen wollte nicht verlängern, das war unsere unglaubliche Chance als Neulinge, der Lizenzgeber hat sich von unserem Konzept überzeugen lassen."
Nämlich die digitale Restaurierung anhand von originalen Zeitungsdrucken und, wenn möglich, sogenannten Proofs, Druckplatten mit einer farbigen Seite dazu, von denen naturgemäß – Comics sind keine Ewigkeitsware - nicht viele überdauert haben.
"Die werden dann hochauflösend gescannt, und dann digital zerlegt in die drei Farbebenen und die schwarze Ebene, dann beginnen wir die schwarze zu restaurieren, und dann werden die Farben zugeblendet und mit Gradationskurven bearbeitet und verschiedenen Mitteln harmonisiert."
Schon das Wiederherstellen der Tuschezeichnung zieht sich mindestens eine halbe Stunde hin.
"Wenn das erreicht ist, werden die Striche mit dem selektiven Scharfzeichner mit Schwarz gestärkt und geschärft, wir haben dann den Schwarzstrich fast wie Tuschezeichnung."
Das Ergebnis dieser Engelsgeduld sind Bilder in weichen zurückgehaltenen Farben, die deutlich die Anmutung ihrer Entstehungszeit tragen. Und Hal Fosters Sorgfalt, verschwunden in den über Jahrzehnte zugesuppten Strichen und Farben, wird durch die Restaurierung wieder sichtbar
"Schauen Sie sich die Pferde an, die haben fast keine Farbfläche mehr. Bei uns sind mehr Details im Pferdekörper zu sehen, das liegt an der besseren Grundlage. Hier die Tuschezeichnung, die schärfer ist und Details zeigt ... auch dieser Kopfbalken sieht jetzt anders aus, das Banner ist wunderschön. Oder schauen Sie sich diese Bank an, man sieht nichts mehr, jetzt sieht man die Schnitzereien! Hier unten sieht man jetzt die Falten, die Schnürsenkel, den Abschluss des Schuhs."
Der Verlag Bocola führt sich auf den Bonner Comic Laden zurück, den Achim Dressler früher betrieb. Heute sitzt er mit seiner Frau und einer Mitarbeiterin in einer freundlichen alten Villa im Bonner Stadtteil Bad Godesberg. Seit inzwischen fünf Jahren existiert der Verlag; in dieser Zeit hat er viel Zuspruch bekommen und, unter anderem, auf der Frankfurter Buchmesse den Sondermann-Preis, benannt nach einer Figur des Cartoonisten Bernd Pfarr. Gerade hat Bocola den Katalog zu einer Ausstellung über Windsor McKaye, den Erfinder von Little Nemo, im Vertrieb übernommen. Die Restaurierung der 18 Eisenherz-Bände, die auch die Fortsetzungen von Hal Fosters Nachfolger Murphy umfassen, ist dieses Jahr, 75 Jahre nach dem ersten Erscheinen, abgeschlossen. Welchen Einfluss Foster auf andere Zeichner hatte, zeigt ein weiteres Verlagsprojekt: Lance, ein Westernheld, der von 1955 bis 60 publiziert wurde.
Die historisch und geografisch gleichermaßen überzeugende Geschichte erzählt die Abenteuer des Dragoner-Offiziers Lance St. Lorne, eines "ritterlichen", vorurteilslosen und klugen Draufgängers. Seine Abenteuer mit Trappern, Soldaten, Indianern und Mexikanern sind zwischen 1834 und 1848 angesiedelt, der Zeit der Eroberung des amerikanischen Westens.
"Das werden wir in fünf Bänden veröffentlichen, hier merkt man, Warren Tuft war ein großer Fan von Foster, gerade in Anfangsphase gab es keine Sprechblasen, sondern Texte außerhalb des Bildbereichs. Grafisch ist das sehr schön, wunderbare Farben. Selbst in Amerika ist der noch nie vollständig veröffentlicht worden."
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Verzeihung, ich suche meine verlorene Liebste ... sahen Sie in letzter Zeit in der Umgebung verlorene Liebste? – Einige. Wie sah Ihre denn aus?
Bis heute ist im Mainstream der populären amerikanischen Zeitungs-Strips keineswegs alles Garfield oder Blondie oder Calvin and Hobbes. Es hielten sich immer Serien von überaus schräger Eigentümlichkeit. Da ist es nicht so verwunderlich, dass die niedlich-scharfsinnigen Charaktere um den King Aroo des Zeichners Jack Kent 15 Jahre lang überdauerten, von 1950 bis 1965.
Aus der Zeit gefallen wirkt dieser sympathische König heute aber schon. Sein Königreich heißt Myopia, zu deutsch: Kurzsichtigkeit, und ist von entsprechend bescheidener Größe, einen Morgen groß, 2500 Quadratmeter ungefähr. Eine reizend skurrile Entourage aus dichtenden und philosophierenden Menschen und Tieren umgibt ihn: zuallererst sein Adlatus Yupyop, der wechselweise Hofkoch, Kanzler, Verwalter, Page ist, was eben so gebraucht wird. Wenn es sein muss, geht der kleine König für ihn einkaufen. Dabei läuft ihm das Postboten-Känguruh Pennipost über den Weg, oder die Hexe Wanda, oder der vergessliche Mr. Elephant, der den Gemeinplatz vom Elefantengedächtnis Lügen straft; oder ein paar Tiere, die gerade eine Initiative gründen
Es ist nervenaufreibend, als Nahrungsmittel eingestuft zu werden.
Und eine Speisekarte wie eine Todesanzeige von guten Freunden zu lesen!
… beklagen sie sich beim König, der gerade mit seinem Einkaufskorb vorbeikommt. In diesem Klima der Rebellion verbittet sich das Schwein Hamilton begreiflicherweise die lockere Anrede "Ham" durch King Aroo, und der, sanft und umgänglich wie er ist, geht darauf gern ein; aber als ihm die eingekauften Würste aus dem Korb fallen, ist er bei den Tieren dann doch unten durch – für dieses Mal, in diesem Strip.
Rundlich-naiv, in einer kindlich-naturhaften Märchenwelt zeichnete Jack Kent seine Figuren, ein Stil, der überraschend korrespondiert mit dem philosophischen Esprit, aber der wächst ja immer aus kindlichem Staunen heraus. Nicht, dass dieser schnurrpfeiferische kleine König zum Blockbuster taugte. Aber das erhöht nur das Verdienst eines kleinen Verlags, auch ihn wiederentdeckt zu haben.