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Rettung für Schildkröten

Das Kapital der Kapverdischen Inseln vor der Küste Afrikas ist ihre Natur. Unzählige Vögel und jede Menge Wassertiere sind dort zu beobachten. So auch Meeresschildkröten, die an die Strände kommen, um ihre Eier abzulegen. Was nicht immer gut gegangen ist, denn eine Menge Tiere landete im Kochtopf. Damit ist es nun vorbei, denn ein Schutzprojekt für Meeresschildkröten ist angelaufen.

Von Jochen Faget |
    Bunte Fischerboote am Strand, eine Surfschule, ein Café und das Restaurant von Dona Celina - Praia Baixo ist eines von vielen verschlafenen Küstendörfern auf den Kapverdischen Inseln. Mit einer Ausnahme: Dona Celina hat Meeresschildkröte, eine beliebte Delikatesse, von der Speisekarte gestrichen:

    "Schildkröte schmeckt sehr, sehr gut! Ich hab sie früher den Fischern abgekauft und mein Geld damit verdient. Aber das ist vorbei. Hier in Praia Baixo isst niemand mehr Schildkröten."

    Das ist das Verdienst von Nuno Loureiro. Der Meeresbiologe leitet seit einem Jahr ein Projekt zum Schutz der "caretta caretta", der unechten Karettschildkröte. Finanziert wird es vom Ozeanarium in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, dem großen Meerwasseraquarium auf dem EXPO-Gelände:

    "Wir haben ja nicht gewusst, was es mit den Schildkröten auf sich hat" ... ,"

    ... lacht Dona Celina.

    " "Aber Nuno hat uns aufgeklärt. Wenn die Schildkröten kommen, verbringt er drei Monate lang jede Nacht am Strand, um sie zu schützen. Da müssen wir ihm doch helfen."

    Dafür ist es auch höchste Zeit: Von den vier Schildkrötenarten, die im Atlantik um Cabo Verde leben, kommt nur noch die Unechte Karettschildkröte zur Eierablage an die Strände der Inseln. Die anderen, unter ihnen die inzwischen äußerst seltene Echte Karettschildkröte, werden nur noch im Meer gesichtet. "Schildkröten legen ihre Eier immer am gleichen Ort", erklärt der Meersbiologe Nuno Loureiro. "Und die, die ihre Eier auf Cabo Verde gelegt haben, wurden ausgerottet." Den Bestand der Unechten Karettschildkröten schätzt er auf höchstens 5000. Rund 2000 von ihnen wanderten bis vor kurzem jedes Jahr in den Kochtopf. Da war das Ende leicht abzusehen. Doch viel hat sich inzwischen geändert:

    "Ich habe viele Nächte damit verbracht, den Leuten zu erklären, warum sie die Schildkröten nicht töten sollten. Aus ökologischen Gründen, die niemand interessierte. Und weil ja auch Touristen kämen, die die Tiere sehen wollten und das Arbeitsplätze schaffe. Es war vor allem eine pädagogische Arbeit, die die Leute zum Umdenken gebracht hat."

    Nicht mit Verboten, sondern mit Information hat der Meeresbiologe es geschafft, die Fischer von Praia Baixo auf seine, auf die Seite der Schildkröten zu bringen:

    "Eines Morgens stand ein junger Fischer mit einer Schildkröte vor meiner Tür und sagte: Eigentlich wollte ich sie ja essen, aber weil du ein guter Kerl bist und vielleicht Recht hast, sollst du die Schildkröte haben."

    Aufklärung über die Gefahr, dass die Schildkröten aussterben könnten, sei die Lösung, weiß Nuno Loureiro jetzt: die Schaffung von Umweltbewusstsein. Die kapverdische Regierung hat beschlossen, einen landesweiten Plan zur Rettung der Meeresschildkröten ausarbeiten zu lassen. Mit Informationsunterricht in den Schulen, in den die Erfahrungen des portugiesischen Meeresbiologen eingebracht werden sollen. Nuno Loureiro kann zufrieden sein, bestätigt sogar António, einer der Fischer von Praia Baixo:

    "Ich habe früher selbst Schildkröten gefangen. Wir sind arm und die haben gutes Geld gebracht. Als Nuno sagte, wir sollen die Tiere in Ruhe lassen, haben wir zuerst gedacht, er sei verrückt. Aber wir haben verstanden, dass er es gut meint, und jetzt stimmen wir ihm zu."

    António, der einen zweiten Job als Rettungsschwimmer gefunden hat, hofft jetzt, dass mehr Touristen kommen - wegen der Schildkröten. Schließlich sei das ja auch anderswo ein gutes Geschäft, habe ihm Nuno Loureiro erklärt.

    Der Meeresbiologe lacht. '"Turtle-watching" für Urlauber als zukünftige Einkommensquelle der Bewohner von Praia Baixo oder nicht: Bis September wird er die Nächte wieder am Strand verbringen, um die Schildkröten zu beobachten. Und anschließend versuchen, die Bewohner anderer Küstenorte auf Cabo Verde zu überzeugen, die Schildkröten zu schützen. Bis 2009 zumindest, denn dann ist es mit der Projektfinanzierung vorbei.