So also sehen moderne Rettungswagen aus: geräumig und hell, an den Wänden Medizintechnik, im vorderen Bereich Schubladen und Regale für Verbandsmaterial, Medikamente und Infusionen, an der Decke ein Monitor, über den vom Raumklima bis zur Beleuchtung alle Funktionen des Ambulanzbereiches gesteuert werden, rechts und links je ein bequemer Sessel für Arzt und Assistent, in der Mitte eine schwarze Rolltrage. Bei der Entwicklung dieser Trage habe man die Bedürfnisse der Patienten und Helfer gleichermaßen im Blick gehabt – so Andreas Ploeger, Geschäftsführer der WAS, der Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug GmbH.
"Wenn Sie davon ausgehen, dass ein durchschnittlicher Patient heute so 80, 90 Kilo hat und Sie 15, 20 Einsätze fahren im Rettungsdienst, dann heben Sie einiges an Kilos, und um das rückenschonender zu machen, ist es ein neutrales System, was den Patienten automatisch auf die Fahrtrage reinzieht."
Sauerstoff- und Druckluftventile sind an der Decke installiert, ebenso ein "Medibord" mit Anschlüssen für Defibrillatoren, Vakuum- und Spritzenpumpen – Rettungswagen im Highend-Bereich sind rollende Intensivstation! Diese Ausstattung sei nötig, weil Patienten ja nicht nur vom Unfallort in eine Klinik transportiert werden, das Rettungskonzept sieht vor, sie schon vor Ort zumindest stabilisierend zu behandeln. Dafür ist auch eine reibungslose Kommunikation zwischen Notarzt und Klinik erforderlich – die zumindest in den Niederlanden schon recht gut funktioniert
"In Holland ist alles elektronisch ausgelegt im Rettungsfahrzeug. Sobald die wissen, in welche Klinik die fahren, werden die Daten des Patienten – Livedaten! – übertragen, und das Krankenhaus kann sich schon vorbereiten und nimmt den Patienten schon 100-Prozent vorbereitet in Empfang."
In Deutschland scheitert ein so umfassender Informationstransfer an den aktuellen Datenschutzregeln. Die gleiche Einschränkung gilt übrigens auch für das Tabuthema aggressives Verhalten von Patienten. Ein Problem, das in Großbritannien überhandgenommen hat.
"Die Engländer haben ein Kamerasystem mit einem Auslösestreifen, der Innenraum wird permanent überwacht, und wenn der Rettungssanitäter jetzt eins auf die Nase bekommt, dann löst er einen Streifen aus, und dann kommt eine Ansage, 'Ab jetzt wird aufgezeichnet!', und die letzten 20 Sekunden werden nicht gelöscht, also die Tätlichkeit ist noch auf dem Film drauf und ist auch gerichtsverwertbar."
Gefahr durch Keime
Eine weitere Innovation in Rettungswagen bezieht sich auf das Infektionsrisiko. Alle reden von Krankenhauskeimen, kaum jemand von Rettungswagenkeimen. Weil Rettungswagen vergleichsweise klein sind und viele ganz unterschiedliche Patienten darin transportiert werden, können sich Keime im Wageninneren festsetzen. Andreas Ploeger.
"Wir haben das Thema aufgegriffen und haben in diesen Wagen eine zentrale Desinfektion installiert, die während der Rückfahrt schon mittels H2O2-Benebelung den Innenraum des Wagens desinfiziert, natürlich nicht reinigt, das Reinigen muss man noch machen, aber er ist keimfrei."
H2O2 ist Wasserstoffperoxid, eine chemische Verbindung, mit der pharmazeutische Betriebe Maschinen, Ampullen und Verpackungen von Medikamenten desinfizieren. Und noch eine weitere Neuerung können die Besucher der Interschutz bestaunen: ein XXL-Rettungswagen. Er hat die Optik eines kleinen LKW und wird für den Transport übergewichtiger Patienten eingesetzt. Bis zu 350 Kilogramm können sie wiegen. Solche Fahrzeuge, sagt Andreas Ploeger, werden immer häufiger nachgefragt.