Archiv

"Return to Montauk"
Drehstart zu Schlöndorffs neuestem Film in New York

"Homo Faber" dürfte neben der "Blechtrommel" einer der bekanntesten Filme von Volker Schlöndorff sein, entstanden nach dem gleichnamigen Roman von Max Frisch. Sein neuestes Werk steht ebenfalls in Verbindung mit dem Schweizer Schriftsteller, es ist ihm sogar gewidmet. Die Dreharbeiten zu dem Film "Rückkehr nach Montauk" haben nun in New York begonnen.

Von Georg Schwarte |
    Oskar-Preisträger und Regisseur Volker Schlöndorff
    Oscar-Preisträger und Regisseur Volker Schlöndorff (Jean-Pierre Muller / AFP)
    Downtown Manhattan. Volker Schlöndorff, der Oskar-Preisträger, Regisseur, Freund und Fan von Max Frisch steht an einer Straßenecke. Drehpause. Nina Hoss, die Hauptdarstellerin erholt sich ein paar Meter weiter hinten. Passanten laufen vorbei, gucken und rufen.
    "Das erinnert mich daran, ich habe sowas schon mal erlebt mit Walter Matthau und da standen alle diese Mädchen um ihn rum und er sagte: Girls, where were you, when I needed you?"
    Völker Schlöndorff und die Mädchen. Auch darum geht es irgendwie in dem Film, den der 77-Jährige gerade in und um New York dreht. Es eine Heimkehr - auch für ihn selbst. "Naja, ich amüsier' mich wie Bolle, ich kenne jede Straßenecke. Es hat sich zwar viel verändert, aber New York ist immer noch New York. Hier sind so ziemlich an allen Ecken der Stadt ganz Reich, ganz Arm und es ist vollkommen chaotisch und dann hauen wir ab mit unserem Liebespaar nach Montauk auf Long Island und da ist dann das Gegenteil: alles ist flach, was hier hoch ist. Und alles ist ruhig, was hier chaotisch ist. Aber die Gefühle sind dann draußen chaotisch."
    Draußen in Montauk. Return to Montauk. Der Filmtitel.
    "Gelebtes Leben, verwandelt in Fiktion
    Eine Kulisse wie gemalt. Eine Kulisse für die Geschichte, die Schlöndorff erzählen möchte: "Naja, das ist einfach ein Mythos. Es gibt ein ganz besonderes Licht hier. Außerdem ist das Wort schön. Montauk heißt ja Ende des Landes, wo man dann nicht mehr weitersehen kann, wo dann kein anderer mehr kommt, wo man alleine an einer Spitze ist."
    Und hier am Ende der Welt findet der erfolgreiche, verheiratete Schriftsteller Max Zorn, gespielt von Hauptdarsteller Stellan Skarsgard, seine verflossene Liebe wieder. Ein gemeinsames Wochenende in Montauk soll wiederbringen, was nach 17 Jahren nur mehr als Projektion im Kopf des Schriftstellers herumgeistert. Max Frisch lässt grüßen. Aber eben nicht nur er.
    "Es ist kein Schlüsselwerk. Weder ein Schlüsselwerk über Max Frisch, noch ein Schlüsselwerk etwa über mich oder meinen Koautoren, der auch sehr, sehr viel Eigenes da reingebracht hat. Also ja, das ist gelebtes Leben verwandelt in Fiktion."
    "Eine Traumfrau auf der Leinwand"
    In dem Kinofilm, der gerade hier entsteht, wird es erzählt. In langen Dialogen. Auch das machte die Sache und die Rolle für die deutsche Schauspielerin Nina Hoss so reizvoll und so anders, sagt sie: "Ich bin ja eher jemand, die in Filmen spielt, wo ich weniger sage und vom Theater kenne ich das viele Reden und dass ich das jetzt mal kombinieren kann, ist wirklich schön. Ich freue mich da sehr drauf."
    Rebecca. Gespielt von Nina Hoss, einer Besetzung, die Schlöndorff als nachgerade ideal empfindet. "Ja, Nina Hoss ist im Leben eine Frau, die ganz "down to earth" und einfach und lustig ist und die vor der Kamera auf einmal von einer Aura umgeben wird - kein normaler Mensch, alles erscheint bigger than live, fast wie eine Legende. Ja, und das ist genau, was er sich vorstellt. Sie ist eine Traumfrau auf der Leinwand und im Leben eine Reale."
    Return to Montauk, keine Verfilmung des Buches von Max Frisch, aber dem Andenken an Max Frisch gewidmet, so sagt es Schlöndorff. Kinostart 2017. Für Schlöndorff selbst übrigens eine Art Zeitreise zurück in seine eigene Vergangenheit. "Ich habe hier in New York immerhin sechs, sieben Jahre gelebt. Die waren sehr entscheidend, und ich habe es nie gedreht. Ich habe überhaupt nie über mein eigenes Leben etwas gedreht und schon gar keine Liebesgeschichte, also wurde es langsam Zeit."