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Reunion: Monty Python
Comedy, Musik und uralter Seniorensex

Die Pythons gelten als die Beatles des britischen Humors, die sich in den 70er-Jahren eine riesige Fangemeinde schufen. Ihre Fernsehserien, Filme und Live-Auftritte sind unvergessen. Heute treten sie seit Jahren wieder gemeinsam auf. In der O2-Arena in London.

Von Ruth Rach |
    Michael Palin, John Cleese, Terry Jones, Terry Gilliam and Eric Idle
    Die fünf gealterten Komiker von Monty Python wollen es noch einmal wissen. (picture alliance / dpa / Peter Foley)
    Noch vor ein paar Jahren lästert John Cleese, er könne sich ein gemeinsames Monty Python Projekt höchstens im Jenseits vorstellen. Jetzt hat der Komikertrupp seine Wiedervereinigung doch lieber ins Diesseits vorverlegt. Über die Motive wird spekuliert:
    "Wir wollen sehen, ob wir überhaupt noch witzig sind", so Eric Idle auf einer viel beachteten Pressekonferenz. Terry Jones wiederum frozzelt: Er müsse seine Hypothek abzahlen.
    Auf dem Programm stehen bekannte, sowie ein paar neue Sketche. Ein bisschen Comedy, Musik und - so Eric Idle - uralter Seniorensex.
    Der Sketch über das "Ministerium für komische Gangarten" wird allerdings fehlen, sagt John Cleese unter Verweis auf sein künstliches Knie und seine künstliche Hüfte.
    "Nun ja, der Zahn der Zeit hat auch die berühmtesten Komiker der Welt angenagt. Einer ist schon in jungen Jahren abgetreten, die überlebenden Fünf haben die 70 überschritten."
    1969 sind die Monty Python erstmals im BBC Fernsehen zu sehen: Fünf hochgebildete Barden - John Cleese, Eric Idle, und Graham Chapman hatten sich in Cambridge kennengelernt, Michael Palin und Terry Jones in Oxford - dazu kommt ein Amerikaner: der Animateur Terry Gilliam. Selbst humorgewohnte Briten reiben sich die Augen: Fromme Bischöfe, das glorreiche Militär, der verkrustete Richterstand, nichts ist den jungen Witzbolden heilig. Nicht einmal der Papst, der sich (von John Cleese verkörpert) wahnwitzig ärgern muss, weil sein frecher Hofmaler Michelangelo das Abendmahl mit 28 Aposteln, drei Erlösern und einem Känguru anreichert.
    Und dann die Bibelpersiflage "Life of Brian". Hier wird der unglückliche Held Brian mit dem Messias verwechselt und ans Kreuz genagelt. Wobei ihm Scharen von Gekreuzigten die Frohbotschaft zu pfeifen: "Du musst das Leben immer von seiner positiven Seite sehen".
    Unfreiwillige Selbst-Persiflage
    Nach dem 'Life of Brian' werden die jungen Komiker der Gotteslästerung bezichtigt, erinnert sich Richard Wayte. Der Monty Python Fan kann ihre Wiedervereinigung kaum erwarten. Und er klagt: Die Briten laufen Gefahr, ihren Humor zu verlieren.
    "Wir sind politisch überkorrekt geworden, jeder geht auf Zehenspitzen, aus Angst irgendeine Gruppen vor den Kopf zu stoßen und womöglich vom Gericht zu einer hohen Geldstrafe verdonnert zu werden."
    Kann ausarten und schrecklich peinlich werden
    Die Wiedervereinigung der Komik-Opas könnte aber auch in eine Art unfreiwillige Selbst-Persiflage, ausarten und schrecklich peinlich werden, befürchtet hingegen Monty Python Anhänger Mick Mason.
    Dennoch ist Mick viel zu neugierig, um der Show fernzubleiben. Außerdem hat die Kultgruppe seinen Lieblingssketch angekündigt: The Dead Parrot. Der Papagei ist tot. Mick kann den Dialog auswendig. Und wirft sich doch immer wieder aufs Neue weg.
    Ein Kunde - John Cleese - bringt einen reglosen Vogel in die Tierhandlung und reklamiert: Man hat mir einen toten Papagei angedreht. Der Verkäufer widerspricht: das Tier sei eindeutig noch am Leben. Er bewundert das Gefieder, und behauptet, der Vogel ruhe am liebsten auf dem Rücken, um seine Wirbelsäule zu entspannen. Der geprellte Käufer steigert sich in einen ohnmächtigem Zorn, um dem starrsinnigen Verkäufer den Begriff "tot" zu erläutern: das sei ein Ex-Papagei, in den unsichtbaren Chor der ewigen Jagdgründe aufgenommen.
    In den 80er Jahren geht die Monty Python Gruppe auseinander und triff sich danach nur noch gelegentlich. John Cleese macht Filme und Sitcoms wie "Fawlty Towers". Terry Jones schreibt Kinderbücher. Terry Giliam produziert Trickfilme und neuerdings sogar eine Oper. Und Michael Palin macht Reise- und Naturfilme fürs Fernsehen.
    Graham Chapman, 1989 verstorben, ist allerdings auch bei späteren Zusammenkünften mit von der Partie. In Form einer Urne - bis das Gefäß während eines Fernsehauftritts 'live' vom Sockel fällt und mit einem Staubsauger entsorgt wird.
    Und was wäre die heutige Wiedervereinigung ohne Graham Chapman? Keine Sorge, auch der ins Jenseits verschwundene Chapmann werde in der O2- Arena mitmischen, beteuert das Monty Python Team.
    "Wir haben ihm den Termin bereits mitgeteilt, und wenn es einen Gott gibt, dann wird er auch dort sein."