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Revirement bei wichtigen Wirtschaftsverbänden

Gleich zwei große deutsche Verbände besetzen ihre Spitzenpositionen neu. Mit Jürgen Fitschen wird ein Vertreter der Deutschen Bank in Zukunft für die Branche sprechen. Mit Ulrich Grillo rückt ein Familienunternehmer auf den Chefsessel des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

Von Jule Reimer |
    Er will das Vertrauen in die Banken wiederherstellen, sie zurück in die Mitte der Gesellschaft holen: Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen ist nun auch zum Cheflobbyisten des Bundesverbandes Deutscher Banken gewählt worden. Den Banken droht eine stärkere Trennung von Investmentbanking und Privatkundengeschäft, und unzufrieden nimmt Fitschen auch Signale aus den USA auf, die die im Basel-III-Abkommen festgelegten strengeren Eigenkapitalregeln wieder in Frage stellen:

    "Es kann nicht sein, dass man fünf vor Zwölf eine solche Diskussion vom Zaun bricht. Das hätte man viel früher machen müssen, wenn man überzeugt ist, dass Basel III untauglich ist. Warum fällt einem das nach Jahren der Diskussion ein' Unverständlich!"

    Der 64jährige Fitschen leitet seit Juni gemeinsam mit Anshu Jain die Deutsche Bank und gilt als in Politik und Wirtschaft bestens vernetzt.

    Im Gegensatz dazu wird der neu gewählte BDI-Präsident Ulrich Grillo wohl erst in den eigenen Verband hineinwirken. Denn die Energiewende spaltet den BDI in Befürworter und Gegner. Und die Eurokrise ruft besonders bei mittelständischen Familienunternehmern Inflations- und Verschuldungsängste hervor. Der 53jährige Grillo, der sich selbst einen guten Draht zur Kanzlerin und Offenheit gegen über anderen Parteien bescheinigt, wird sein Amt zum 1. Januar 2013 antreten. Die bisherige Linie des BDI in Sachen Euro will er weiterverfolgen:

    "Wir können uns nicht leisten, dass der Euro auseinander platzt. Wir müssen viel dafür tun und wir tun auch viel dafür, dass wir gemeinsam die Euro-Krise erledigen."

    Der Duisburger Unternehmer kann für sich in Anspruch nehmen, die Situation der Mittelständler genauso zu kennen wie die der Großkonzerne. Bevor er Vorstandsvorsitzender der familieneigenen Grillo-Werke wurde, arbeitete er unter anderem beim Rüstungskonzern Rheinmetall. Beim Thema Energiewende kennt Grillo ebenfalls beide Seiten: Sein Unternehmen verarbeitet - energieintensiv – Zink, verdient aber auch Geld im Bereich der Erneuerbaren Energien.