Ende des Jahrhunderts könnten bis zu 15,8 Milliarden Menschen auf der Erde leben, vielleicht auch nur zehn Milliarden. Sollte jedem Menschen die Lebensqualität der Nordamerikaner oder Westeuropäer vergönnt sein, trägt der Planet jedoch nicht mehr als 1,5 Milliarden. Das jedenfalls haben Biologen errechnet. Und so nimmt Alan Weisman seine Leser - wie schon bei seinem Bestseller "Die Welt ohne uns" - auf eine Reportagereise um die Welt. 21 Länder besucht er, analysiert die Probleme und begegnet aber auch Menschen, die sie lösen wollen.
Er beginnt in Israel mit seinen tiefen, politischen Konflikten, die die Umweltprobleme potenzieren. Der Autor besucht philippinische Fischer, die nichts mehr zu fangen haben, oder führt den Leser zum Direktor der Gesundheitsbehörde in Pakistan. Der erklärt, dass durch das explosive Bevölkerungswachstum, das Probleme wie die Jugendarbeitslosigkeit unlösbar macht, seine Heimat mehr eine Menschenmasse ist denn eine Nation. Eine andere Station ist Japan. Das Land mit seiner geringen Geburtenrate ist - wie übrigens Deutschland auch - eigentlich Vorbild. Der Preis allerdings ist eine alternde Bevölkerung. Deshalb besucht Alan Weisman den Nagoya Science Park, wo Pflegeroboter erforscht werden - eine durchaus befremdliche Vision.
Alan Weisman ist ein eloquenter Autor, der elegant und mitreißend zu schreiben weiß - ein faszinierender Gegensatz zum Inhalt des Buches: Wenn es der Menschheit nicht gelingt, die Bevölkerung bis zum Ende des Jahrhunderts dramatisch zu senken, wird es keine Zukunft geben. Er erklärt, dass es durchaus schon zu spät sein könnte, dass wir bereits eine Zombieart sind, dem Untergang geweiht. Doch es gibt auch Hoffnung: Die weltweite Geburtenrate ist seit 1965 von rund 5 Geburten pro Frau auf 2,4 gesunken. Das ist zwar immer noch zu viel. Inklusive Kindersterblichkeit dürfte - statistisch gesehen - jede Frau 2,33 Kinder zur Welt bringen, damit die Weltbevölkerung nicht weiter wächst. Aber es ist der richtige Weg. Und beschritten wurde er, so der Autor, durch die Bildung und die Gleichberechtigung der Frau. "Countdown - Hat die Erde eine Zukunft?" ist ein aufrüttelndes, ein wichtiges und ein wirklich gut zu lesendes Buch.