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Rezension
Helden im Portrait

Insgesamt 67 deutsche Fußballer wurden Fußballweltmeister. Den Helden von 1954, 1974 und 1990 widmet der renommierte Autor Ronald Reng mit "Die Weltmeister" ein kleines, aber feines Büchlein. Jeder einzelne Weltmeister erhält eine Seite, ob Fritz Walter oder Heinz Kubsch, Lothar Matthäus oder Paul Steiner, Franz Beckenbauer oder Helmut Kremers.

Von Erik Eggers |
    Der Sportjournalist und Buchautor Ronald Reng
    Der Sportjournalist und Buchautor Ronald Reng (picture-alliance / dpa / Erwin Elsner)
    Am Ende seines Lebens arbeitete Werner Kohlmeyer als Pförtner bei einem Zeitungsverlag – es war eine Art Gnadenbrot für den ehemaligen Verteidiger des 1. FC Kaiserslautern. 1954 hatte Kohlmeyer zu jenen Männern gehört, die das erste Mal eine Fußballweltmeisterschaft für den Deutschen Fußball-Bund gewannen.
    Aber die zwanzig Jahre danach waren trist, sagte Kohlmeyer später, traurig wie ein einziges verlorenes Wochenende. „Der WM-Sieg war so groß“, schreibt Ronald Reng prägnant über Kohlmeyer, der nur 49 Jahre alt wurde. „Wie sollte er jemals irgendetwas finden, was daran heranreichte; auch an diesem Gedanken ist Werner Kohlmeyer wohl zerbrochen.“
    Kohlmeyer scheiterte, um es mit einer schönen Formulierung Rengs in seinem neuen Buch "Die Weltmeister" zu sagen, also an der "Außerordentlichkeit des Titels", den der Gewinn einer Fußball-WM darstellt. Diese "Außerordentlichkeit des Titels" erschließe sich am besten, so Reng, wenn man all die Spieler betrachte, die nie Weltmeister wurden. Reng nennt hier unter anderem Uwe Seeler, Ferenc Puskas, Michel Platini, Karl-Heinz Rummenigge, Lionel Messi, Christiano Ronaldo und Frank Ribéry.
    Ahnenreihe mit kleinem Makel
    Allen 67 deutschen Weltmeistern der Jahre 1954, 1974 und 1990 widmet Reng ein Porträt. Die Ahnenreihe beginnt mit Klaus Augenthaler und endet mit Herbert Wimmer. Nicht nur Helden wie Fritz Walter oder Lothar Matthäus werden in lakonischen Geschichten beschrieben, sondern auch diejenigen Titelträger wie Günter Herrmann, Paul Steiner oder Heinz Kubsch, die nie einen WM-Einsatz bestritten. Zudem die Trainer Sepp Herberger, Helmut Schön, Jupp Derwall und Holger Osieck.
    Seit 2002, als er mit seinem Buch „Der Traumhüter“ einen Bestseller schrieb, zählt Reng zu den renommiertesten Fußballautoren Deutschlands, und auch in "Weltmeister" liefert er einige Preziosen. Umso ärgerlicher die kleinen Makel. Malente, der Standort des Weltmeisterteams von 1974, liegt nicht in Schleswig, wie Reng meint, sondern in Holstein. Und Franz Beckenbauer ist keineswegs "der einzige Mensch der Welt, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde", sondern der zweite nach dem Brasilianer Mario Zagallo. Dennoch schmückt "Weltmeister" ohne Frage die neue Reihe "Schöne Fußballbücher", die der Mannheimer Verlag Edition Panorama herausgibt.