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Insolvenz im Frauen-Basketball
"Luftschloss ist der richtige Ausdruck"

In der Basketball-Bundesliga der Frauen muss Tabellenführer Rheinland Lions aus Bensberg aufgeben. Manager Martin Geissler vom Ligakonkurrenten aus Halle bezeichnet speziell die Kommunikation vor dem Zusammenbruch im Dlf als Satire.

Martin Geissler im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Die Rheinland Lions (in schwarz) klatschen nach einem Meisterschaftsspiel der DBBL mit den Gisa Lions ab.
Die Rheinland Lions (in schwarz) klatschen nach einem Meisterschaftsspiel der DBBL mit den Gisa Lions ab. (IMAGO / Eckehard Schulz / IMAGO / Eckehard Schulz)
Was die Basketballerinnen der Rheinland Lions in den letzten Jahren durchgemacht haben ist beispiellos. Das Team wurde 2020 gegründet, um in Bensberg Talente verschiedener Vereine im Rheinland zu vereinen. Der Plan ging auf. Es folgte 2021 direkt der Aufstieg in die Frauen-Bundesliga, dann die Teilnahme an der Pokal-Finalrunde und die Vize-Meisterschaft. In der aktuellen Saison führten die Basketballerinnen um Nationalspielerin Romy Bär die Liga an, bis das Aus verkündet wurde. Eröffnung des Insolvenzverfahrens, Einstellung des Spielbetriebs.

"Rheinland Lions am Ende völlig überfordert"

Die Kommunikation vor dem sportlichen Aus der Rheinland Lions sei "satirisch" gewesen, sagt Martin Geissler, Manager des Bundesligakonkurrenten Gisa Lions Halle und des Männer-Bundesligisten MBC. Die Zukunft sei gesichert, habe es geheißen, obwohl keine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit dagewesen sei. Bei den Rheinland Lions seien der Wunsch nach sportlichen Erfolgen und die wirtschaftlichen Möglichkeiten zu weit auseinander gegangen:
„Die Damen-Basketball-Bundesliga ist einfach noch nicht so weit, dass Spielerinnen aufgrund der Infrastruktur oder des Wettbewerbs hierherkommen, ohne dass man ihnen hohe Gehälter bezahlt. Und am Ende haben die Rheinland Lions genau das gemacht. Sie haben den Spielerinnen Gelder bezahlt, die kein anderer Club zahlen würde. Das hat am Ende auch so ein bisschen das Gleichgewicht außer Kontrolle gebracht. Und auf der anderen Seite hat es die Rheinland Lions am Ende völlig überfordert.“ Das habe zu hohen Verbindlichkeiten und Spielerinnen geführt, die mehrere Monate nicht vom Club bezahlt wurden.
Martin Geissler
Martin Geissler (MBC)

Bisher keine Prüfung der wirtschaftlichen Stabilität

In der Frauen-Bundesliga wird gerade erst begonnen, Belege für die wirtschaftliche Stabilität der Teams zu verlangen, erklärt Geissler. Deshalb habe zuvor auch das Konstrukt bei den Rheinland Lions nicht zu Fragen geführt: "Also diese Dreiecksbeziehung war dann doch sehr verwunderlich: Also der Geschäftsführer war gleichzeitig mit seiner Unternehmung auch Hauptsponsor dieses Lizenznehmers. Da muss die Liga mit Sicherheit genauer hinschauen."
Grundsätzlich sieht Geissler die Verantwortung für das Scheitern bei den Funktionären des Teams. Die Liga könne nichts dafür, wenn Clubs Luftschlösser bauten. Er glaubt auch, dass es Verbesserungen gebe, wenn der Club sich für die kommende Saison in der ersten oder zweiten Liga bewerbe:
„Da bin ich mir sicher nach den Erfahrungen, die man dort gesammelt hat, dass man genau hinguckt, was für Rahmenbedingungen dort bestehen, welche handelnden Personen da sind. Bei soviel Vertrauen, wie da zerstört worden ist, da wird die Damen-Basketball-Bundesliga mit Sicherheit nicht nochmal zwei Augen zudrücken.“

"Ohne höhere Standards wird sich DBBL nicht weiterentwickeln"

Mit einem Konstrukt wie bei den Rheinland Lions könne sportlicher Wettbewerb nicht funktionieren. meint Geissler. Er bevorzugt ein anderes Modell: "Ich glaube, die Liga würde viel mehr davon profitieren, wenn es mehr Klubs gäbe, aus dem Männerbereich, die da in der Liga mitspielen wollen, die auch bereit sind, höhere Standards mitzugehen. Weil ohne neue und höhere Standards wird die DBBL sich nicht weiterentwickeln."