Zum Auftakt attackierte SPD-Landeschef Roger Lewentz indirekt den Südwestrundfunk und seine Einlade-Politik. Ohne Not biete der SWR der AfD, die weder im Bund noch im Land parlamentarisch vertreten sei, ein Forum.
"Und Sie werden auch nicht erleben, dass an einer anderen Stelle, zum Beispiel bei den Kirchen, beim ZDF, bei der Wirtschaft, beim MDR, überall, wo wir schon diskutiert haben, die AfD eingeladen wird. Und ich halte das für sehr konsequent, wie andere das tun, und es käme in Berlin keiner auf die Idee, Frau Merkel mit Frau Petry zusammenzubringen. Man muss dieser AfD kein allzu großes Podium bieten."
Für CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner bot die Abwesenheit ihrer Kontrahentin die Chance, sich zu profilieren. Sich einer unbequemen Diskussion mit der rechtspopulistischen AfD zu stellen, wo die Ministerpräsidentin abtauche, erklärte Klöckner zum Motto und zeigte sich weit aufgeräumter als beim TV-Duell am ersten März:
"Wer gute Argumente hat, der kann sich auch jeder Diskussion stellen. Und wenn es darum geht, die Demokratie zu verteidigen, dann muss das Chefsache sein, und deshalb nehme ich an dieser Diskussion auch teil."
Spitzenkandidaten aller anderen Parteien zogen an einem Strang
"Malu kneift" twittert später die Junge Union. Damit legt die Nachwuchs-Organisation der CDU den Finger in die Wunde: Dass Malu Dreyer, auf die der gesamte sozialdemokratische Wahlkampf zugeschnitten ist, ausgerechnet an diesem wichtigen Punkt des Landtagswahlkampfs fehlte. Dann nämlich, wenn die Spitzenkandidaten aller anderen Parteien an einem Strang zogen, um zu zeigen: Die AfD ist keine von uns. Die Grüne Eveline Lemke war die erste, die den Frontmann der Rechtspopulisten frontal ansprach und dabei anschaute.
"Mich würde interessieren, Herr Junge, wer Sie mitfinanziert, wir wissen, das zwölf Millionäre hinter Ihnen stehen, die solche Hassparolen, die Sie ständig verbreiten – Ausgrenzung und Abschottung als 'Alternative' unserer Gesellschaft anzubieten – sagen Sie, wer diese Wahlkampagne für Sie da draußen finanziert, die aus meiner Sicht illegale Parteienfinanzierung ist."
"Wir kennen die Geldgeber nicht. Als Offizier können Sie mir das glauben." (Tumult im Publikum) – "Das ist so, ich kenn sie wirklich nicht."
So Uwe Junge, der mit der AfD angeblich die christlich-abendländischen Werte vertritt und kein bisschen verstehen kann, warum die Kirchen seiner Partei das Christliche absprechen. "Wolf im Schafspelz" nannten ihn Lewentz und Lemke. Uwe Junge konterte:
"Ich glaube, dass gegenüber der AfD eine Kampagne läuft, die sie so nicht verdient hat, wenn Sie sich unser Programm anschauen. Wenn Sie sich unser Programm anschauen, werden Sie sehen, es ist ein bürgerlich-konservatives Programm."
Nicht nur einmal versuchte Uwe Junge, seine Partei in der Rolle des Opfers zu präsentieren. Ob man dem Oberstleutnant bei der Bundeswehr die Rolle des bürgerlich Konservativen abnimmt, die er für sich beansprucht? Er glaube nicht, dass der AfD-Spitzenkandidat habe punkten können, sagte der Politikwissenschaftler Jürgen Falter nach der Diskussion. Andere zweifelten, ob das "alle gegen einen" nicht doch eine Solidarisierung bewirkte. Amtsinhaberin Dreyer - so viel steht fest - hat im Kopf-an-Kopf-Rennen eine Chance verpasst, Flagge zu zeigen. Doch auf den JU-Slogan "Malu kneift" gab es auch Konter im Netz, "Haltung – so was kennt die CDU nicht", war einer davon.