Etwa 30 Demonstranten skandieren "Deutsche Waffen, deutsche Geld, morden mit in aller Welt". Sie haben gleich zu Beginn der Hauptversammlung von Rheinmetall das Rednerpult auf der Bühne erobert, stehen in einer Doppelreihe direkt unterhalb des Vorstandsvorsitzenden Armin Papperger und Aufsichtsratschef Ulrich Grillo.
"Rheinmetall entwaffnen", steht auf einem zerrissenen Transparent. 48 Minuten lang fordert der Versammlungsleiter die Demonstranten auf, die Bühne freizugeben. Dann marschieren 40 Polizisten auf. Die schwarz Uniformierten schleppen die Demonstranten einzeln aus dem Saal.
Einige Demonstranten winden sich, wehren sich. Andere rufen den Aktionären zu, die sich in einem Hotel in Berlin-Tiergarten versammelt haben: "Blut an Euren Händen!"
Dicke Dividende für Aktionäre
Als Ruhe im Saal eingekehrt ist, verliest Vorstandschef Armin Papperger die beispiellose Erfolgsbilanz von Rheinmetall im Jahr 2018. Der Umsatz konnte auf 6,1 Milliarden Euro gesteigert werden, eine Verbesserung um 4,3 Prozent. In der Rüstungssparte wuchs der Umsatz gar um 7,9 Prozent. Rheinmetall machte 2018 fast eine halbe Milliarde Gewinn: 492 Millionen Euro. Die Aktionäre spüren den Erfolg des Unternehmens. Sie erhalten 2,10 Euro Dividende – der Rüstungskonzern schüttet 90 Millionen an sie aus.
Vor den Türen des Tagungshotels setzen 300 Demonstranten ihre Proteste fort. Sie sind von der saudischen Botschaft gekommen, an den Vertretungen der Emirate und Ägyptens vorbei zum Hotel gelaufen. Eine der Demonstrantinnen, die anonym bleiben will, marschiert mit, "weil Rheinmetall Waffen in Länder verkauft, in denen Kriege stattfinden. Weil Rheinmetall sich mit Diktatoren in ein Bett legt. Weil Rheinmetall Gesetze bricht. Weil Rheinmetall daher an den Pranger gestellt werden muss, und wir müssen das öffentlich machen."
Unter den Protestierenden ist Barbara Happe von der Menschenrechts- und Umweltorganisation "urgewald".
"Rheinmetall macht sich aktuell mitschuldig am Töten im Jemen, weil sie keinerlei Skrupel kennen, die Rüstungsgüter, die sie selber entwickeln, weiterhin an Saudi-Arabien und seine Verbündeten zu liefern, wohl wissend, dass damit, gerade mit den Luftangriffen der Jemen in Schutt und Asche gebombt wird."
Kritische Aktionäre auf der Hauptversammlung
Dabei umgehe Rheinmetall das Verbot für den Export von Waffen nach Saudi-Arabien, sagen die Aktivisten. Das Unternehmen produziere statt in Deutschland in seinen Fabriken in Südafrika und Italien und exportiere von dort an den Golf.
Bei Rheinmetall steht weder der Pressesprecher noch ein anderer Vertreter des Konzerns für eine Stellungnahme zu diesen Vorwürfen zur Verfügung.
Kritische Aktionäre treten in der Hauptversammlung auf, auch Barbara Happe. Sie stellen dem Vorstand kritische Fragen. Ein südafrikanischer Anti-Rüstungsaktivist schildert einen Unfall in einer Munitionsfabrik von Rheinmetall in Kapstadt im September vergangenen Jahres. Dabei kamen acht Arbeiter ums Leben. Wie hoch die Entschädigungen waren, die die Familien der afrikanischen Arbeiter bekamen, verrät Vorstandschef Papperger den Aktionären nicht.
Während die Aktionäre den Vorstand entlasten, verbreiten die Demonstranten draußen weiter Unruhe.